Emanuel Richter formuliert in seiner Auseinandersetzung mit meinem Aufsatz sehr grundlegende Einwände gegen meinen Versuch, Rosanvallons Begriff der Gegen-Demokratie auf seine Folgen für die Organisation des Politischen zu befragen. Diese Kritik gibt mir die Gelegenheit, den entscheidenden Punkt meiner Argumentation noch klarer herauszuarbeiten und möglichst präzise zu benennen, inwiefern unsere beiden Perspektiven auf Rosanvallon divergieren.
Zunächst betont Emanuel Richter, er könne meine Einschätzung nicht teilen, die Rezeption Rosanvallons im deutschsprachigen Raum stehe noch am Anfang. Womöglich hätte ich klarer benennen müssen, welche Vergleichsgrößen mir bei dieser Aussage vor Augen standen. Michel Foucault starb 1984 – und noch immer wird jede neue Edition oder Übersetzung seiner Vorlesungen mit Spannung erwartet. Die Regale mit Sekundärliteratur zu Foucault füllen sich beständig; sein Werk ist in aktuellen Debatten (bspw. um die Theorien der individuellen oder kollektiven Subjektivierung) ein beständiger Referenzpunkt; seine Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus hat die Perspektive einer ganzen Generation geprägt. Wie anders indes bei Rosanvallon: Hier wird nicht jedes Manuskript mit großer Akribie bei Suhrkamp verlegt; vielmehr engagiert sich die Hamburger Edition mit großem Einsatz, um zunächst einmal die Hauptwerke auf Deutsch zugänglich zu machen. Gerade im Gegensatz zu den von Emanuel Richter genannten radikaldemokratischen Autoren fehlt Rosanvallon womöglich der radical chic, um eine größere Resonanz zu finden. Umso verdienstvoller scheint mir daher Wim Weymans, Paula Diehls oder eben Daniel Schulz’ Arbeit an der Vermittlung seiner Werke in den deutschsprachigen Raum.
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