Eine philosophische Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden ist das Thema des Collegium Gissenum in diesem Sommersemester. Die von Elif Özmen organisierte Vortragsreihe konzentriert sich auf die ethischen, politischen, völkerrechtlichen und medienwissenschaftlichen Fragen von Frieden und Krieg. Die Vorträge beschäftigen sich damit, wie wir über die Berechtigung, die Gerechtigkeit und über die moralischen Grenzen von militärischen Konflikten nachdenken.
Auch wenn die Reihe diese Woche bereits gestartet ist, lohnt sich angesichts der spannenden noch folgenden Vorträge sicher ein Blick ins Programm, das hier zu finden ist.
Frieden
Souveränität als Macht im Dienste des Friedens
Zum Start unserer Blogpost-Reihe zum Thema Souveränität erinnert Laetitia Ramelet daran, dass Souveränität nicht zuletzt bei Hobbes und Pufendorf im Dienst des Friedens steht.
Wer Souverän oder Souveränin ist, verfügt über die oberste Gewalt innerhalb eines Staates und ist von keiner anderen Instanz abhängig, weder im In- noch im Ausland. Zumindest entspricht dies der Auffassung berühmter Staatstheoretiker wie Jean Bodin, Thomas Hobbes oder Samuel Pufendorf, die den Begriff weit über die frühe Neuzeit hinaus entscheidend geprägt haben. Ihnen zufolge soll Souveränität absolut sein, was heißt, dass ihr keine institutionellen Schranken gesetzt werden dürfen − nicht einmal, um eventuelle Machtmissbräuche zu verhindern. Viele sehen hier eine extreme Auffassung des Begriffs, die staatlicher Willkür Tür und Tor öffnet. Aus diesem Grund ist jedoch eine andere interessante Facette dieser Theorien in Vergessenheit geraten. Bei diesen Autoren ist Souveränität mit einer Reihe von moralischen Verpflichtungen verknüpft, die alle darauf abzielen, den Frieden zu gewährleisten. Aus Sicht von Hobbes und Pufendorf bildet der Frieden nämlich den primären Zweck des Staates sowie den Grund für die Zustimmung der Staatssubjekte zur Autorität der Herrschenden. Gerade jetzt, wenn sich Krisen kumulieren, Polarisierung droht und sich Grundsatzfragen zu unserem Verhältnis zur Macht des Staates aufdrängen, kann dieses Verständnis von Souveränität Inspiration bieten. Es basiert nämlich auf einer Grundsatzüberlegung zu den Voraussetzungen eines Lebens in politischer Gemeinschaft. (mehr …)
Blogdebatte: Souveränität
Liebe Theorieblog-Leser*innen,
auch in diesem Jahr hat unser sommerlicher Call for Blogposts, diesmal zum Thema Souveränität, großen Rücklauf hervorgerufen. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal für die ganz unterschiedlichen Beitragsvorschläge. Unsere Auswahl deckt auch in diesem Jahr verschiedene Zugänge zu Souveränität und vielfältige Aspekte der Debatte um den gewählten Begriff ab.
Die Texte, die wir in den nächsten zwei Wochen veröffentlichen, beleuchten die ideengeschichtlichen Ursprünge des Souveränitätsdenkens und seine in Teilen vergessen Aspekte. Sie argumentieren für ein Weiterdenken von Volkssouveränität in Kontexten pluraler Demoi bzw. für ein radikal aufgeklärtes Verständnis menschlicher Souveränität, das eine Neuverortung des Menschen in seiner natürlichen Umwelt anstrebt. Sie kritisieren, dass Souveränität gegenwärtig im Kontext der Digitalisierung mehr als Label denn als sinnvolle Kategorie verwendet wird oder stellen anarchistische staatlichen Souveränitätskonzeptionen gegenüber.
Die gewählten Beiträge werfen somit systematische und praktische Fragen auf und laden sicherlich auch zu kontroversen Diskussionen ein. Alle Leser*innen laden wir an dieser Stelle herzlich ein, aktiv mitzudiskutieren. Wie immer sind Zustimmung und Kritik, Ergänzungen und alternative Perspektiven in den Kommentarspalten willkommen – auf dass wir eine möglichst lebendige und vielfältige Debatte führen können. (mehr …)
CfP: Krieg und Frieden, Globales und Lokales (Konferenz auf Zypern)
Wer politikwissenschaftliche und anthropologische Interessen zu mischen vermag, sich zudem noch für Fragen von Krieg und Frieden und Globalem zu Lokalem begeistert, den interessiert sich unter stehender Call for Papers. Beiträge können bis Ende April eingereicht werden, die Konferenz findet dann im September statt. Es besteht zudem die Möglichkeit von Reisestipendien – nicht uninteressant, zumal die Konferenz in Nicosia (Zypern) stattfindet. Mehr Infos unterm Strich:
Sicherheitskulturen live aus München
In den kommenden Tagen herrscht wieder Ausnahmezustand in München: einem jährlichen Ritual folgend versammeln sich die Elite der internationalen Sicherheitspolitik, Friedensbewegte und Sicherheitskräfte auf engstem Raum jedoch an verschiedenen Orten der Innenstadt – und die Münchner weichen stoisch zur Seite. Jede dieser Gruppen hat eine eigene Sicht auf dieses Ereignis – Sicherheit auf der einen Seite, Frieden auf der anderen. Zum Dialog kommt es nur selten.
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