„Nutze den Tag!“ – Zeitempfinden und Arbeitsdisziplin im Kapitalismus

In dieser Woche setzen wir unsere Blogpost-Reihe zum Thema Zeit fort und starten mit einem Beitrag von Vanessa Ossino. Sie diskutiert die Zeitlogik des Kapitalismus und argumentiert für das politische Potenzial von Passivität.

Wir alle wissen: Zeit ist Geld. In einer Kultur, in der Zeit als Wert und Ware gehandelt wird, wiederholt sich jenes Motto als Mantra in unzähligen Köpfen von fleißigen und effektiven Menschen oder wird zum Zukunftshorizont für diejenigen Personen, die es allererst werden wollen. Dass Zeit Geld ist, wusste schon derjenige Mann, dessen Gesicht heute den 100 Dollarschein schmückt: Benjamin Franklin. Im Glanze der puritanischen Disziplin bürgerlicher Zeiteffektivität kritisierte der amerikanische Staatsmann, der sich zeit seines Lebens für Uhren interessierte und mit dem Erfinder der Kontrolluhr befreundet war, diejenigen Personen, die ihre Zeit „sorglos vertändeln“, da sie „in Wahrheit Geldverschwender“ seien. Die Verbreitung dieses Mantras ist ein historisch spannender Effekt puritanischer Arbeitsdisziplin, die sich als ein wesentliches Element der industriellen Revolution und dem daraus resultierenden Industriekapitalismus auszeichnet. Schon Karl Marx wusste, dass Arbeitskampf immer auch Kampf um Zeit und die Verfügung über Zeit eine wesentliche Modalität der ursprünglichen Akkumulation ist. Die lineare Zeit der kapitalistischen Produktionsweise hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, so Marx, dass sich eine Arbeiterklasse entwickelt hat, „die aus Erziehung, Tradition [und] Gewohnheit die Anforderungen der Produktionsweise als selbstverständliche Naturgesetze anerkennt“. Es gilt also danach zu fragen, welche Denkfiguren und Praktiken Räume eröffnen können, die eine Potentialität für ein Jenseits kapitalistischer Zeitlogiken bereithalten. (mehr …)

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„Mut zur Faulheit. Die Arbeit und ihr Schicksal.“ Philosophicum Lech öffnet die Anmeldung und schreibt Stipendien aus

Die Anmeldung  zum 21. Philosophicum Lech, das diesmal unter dem Thema „Mut zur Faulheit. Die Arbeit und ihr Schicksal“ stattfindet, ist eröffnet. Aus einer Vielzahl von Perspektiven stehen vom 20. bis zum 24. September 2017 in Lech am Arlberg Wert und Wesen der Arbeit und nicht zuletzt auch die Frage eines bedingungslosen Grundeinkommens zur Debatte. Für Studierende gibt es dabei zudem die reizvolle Möglichkeit, sich um eins von 20 Stipendiem zu bewerben. Diese umfassen die An- und Abreise, die Übernachtungen und die kostenlose Teilnahme am Symposion und allen Abendveranstaltungen. Jede_r Bewerber_in ist aufgefordert, einen Essay zum Thema „Ein Gedanke zur Faulheit“ (5000-6000 Zeichen) zu verfassen, der als Hauptkriterium zur Stipendienvergabe dient. Die besten Essays werden in der Tageszeitung „Die Presse“ publiziert. Die Anmeldung – für die gesamte Veranstaltung oder einzelne Tage – erfolgt über die Website. Die umfassenden Informationen der Veranstalter zu Thema und Programm finden sich online. Die vollständige Ausschreibung der Stipendien sowohl online als auch noch einmal nach dem Klick.

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