Europawahl 2019: Entscheidungen über die institutionelle Architektur der EU?!

Diesmal genügt es nicht, nur auf eine bessere Zukunft zu hoffen.
Diesmal müssen wir alle Verantwortung übernehmen.

So lautet die Einleitung zur Kampagne „Diesmal wähle ich“, mit der das Europäische Parlament zur Europawahl vom 23. bis zum 26. Mai 2019 aufruft. Das Video der Kampagne, in der Neugeborene die Hauptrollen spielen, endet mit der Aufforderung: „Choose the Europe you want me to grow up in.” Die Europawahl 2019 wird hier und auch in der weiteren Diskussion als Schicksalswahl für die EU präsentiert.

Dem entspricht einerseits der Eindruck, dass inhaltliche Entscheidungen auf europäischer Ebene – von Klimaschutz über Steuergesetzgebung bis Außenpolitik – aktuell stärker im Fokus stehen als bei früheren Europawahlen. Andererseits ist das grundsätzliche Bekenntnis für oder gegen die EU prominent in den Europawahlprogrammen präsent. Fragen und Antworten zur institutionellen Architektur der EU, die über ein einfaches Ja oder Nein zur europäischen Integration hinausgehen, nehmen allerdings in der Diskussion oft eine nachgeordnete Position ein. Wie die unterschiedlichen Elemente der europäischen Mehrebenenordnung voneinander abhängen und zusammenspielen (sollen), bleibt meist vage

Die Europawahl ist ein Anlass und Schauplatz für Auseinandersetzungen über europäische Politik und die EU. In der Wahl selbst kulminieren aber auch eine Reihe von Spannungslinien zwischen zwischenstaatlichen, transnationalen und supranationalen Ordnungslogiken. Sie beruhen auf unterschiedlichen Verständnissen demokratischer Legitimation, insbesondere der Unionsbürgerschaft, und prägen die Rollen sowie die Verhältnisse der europäischen Institutionen zueinander. Die damit verbundenen Fragen der institutionellen Architektur stellen sich vor allem bei Änderungen der EU-Verträge. Gerade weil die unterschiedlichen Ordnungslogiken der EU bei der Europawahl aufeinandertreffen, wird ihre Balance aber auch durch die anstehenden Entscheidungen beeinflusst. (mehr …)

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ECPR 2018 in Hamburg: Offene Calls – z.B. zu Europäischer Republik und digitaler Demokratie

Vom 22. bis zum 25. August 2018 ist die ECPR General Conference in Hamburg zu Gast. Bis zum 15. Februar laufen noch einige Calls – für komplette Panel wie für einzelne Papiere. Hervorzuheben sind aus der Menge anschlussfähiger Sektionen aus Theorie-Perspektive vielleicht folgende:

Eine Übersicht der Panel, die noch Paper suchen findet sich hier. Darüber hinaus weisen wir gerne explizit auf zwei Ausschreibungen hin: Ulrike Guérot und Elisabeth Donat freuen sich über Beiträge für das Panel „Being citizen of a European republic – Responsibility and opportunity“ und auch das Panel zu „The State of Digital Democratic Theory“ (Thorsten Thiel) sucht noch Beiträge. Über Ergänzungen und weitere Hinweise in den Kommentaren freuen wir uns.

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Zur Notwendigkeit eines europäischen Patriotismus – Interview mit Philippe van Parijs

Philippe van ParijsDas sechzigjährige Jubiläum der Römische Verträge hinter sich, die Brexit-Verhandlungen vor sich: Das europäische Projekt sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. Im Gespräch mit Julian Culp äußert sich Philippe van Parijs zu den Errungenschaften der Integration, dem Aufkommen nationalistischer und pro-europäischer Bewegungen, einem europäischen Grundeinkommen sowie der Kompatibilität von nationalem und europäischem Patriotismus. (mehr …)

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Brexit und europäischer Populismus: Ein Kommentar aus dem Vereinigten Königreich

Das britische Votum, die Europäische Union zu verlassen, ist der jüngste Erfolg populistischer Politik in Europa. Populismus ist dabei keine neue Politikform, doch hat er sich seit der Finanzkrise von 2008 als Mainstream-Phänomen etabliert. PopulistInnen verstehen sich als VerteidigerInnen ‚des Volkes‘ gegen diejenigen, die sie als ‚das Establishment‘ oder ‚die Eliten‘ betrachten. Jede populistische Bewegung hat den Anspruch, das ‚wahre‘ oder ‚authentische‘ Interesse des Volkes gegen die Macht der Eliten zu verteidigen – gegen ‚Berufspolitiker‘, ‚gierige Banker‘, ‚großstädtische Snobs und Intellektuelle‘, ‚die Lügenpresse‘ oder ‚gesichtslose Bürokraten‘.

Vor dem Hintergrund der britischen Erfahrung des EU-Referendums möchte ich den VerteidigerInnen des europäischen Projekts einige Gedanken mit auf den Weg geben, wie eine Antwort auf EU-kritischen Populismus, der nach dem Brexit an Fahrt aufnehmen könnte, aussehen sollte. Anlass dazu ist die unangemessene Antwort, die die etablierte Politik im Rahmen des britischen Referendums auf ihn gegeben hat. Ich möchte zeigen, dass DemokratInnen die populistische Kritik an bestehenden Eliten und Machtkonzentrationen ernst nehmen sollten, auch wenn der Populismus ohne Zweifel besorgniserregende Formen annimmt. Kurz: Wenn PopulistInnen vom ‚Establishment‘ sprechen, bilden sie sich dieses nicht einfach ein. Zwar gibt es keine Demokratieform, die ohne hierarchische Elemente auskommt, doch diejenigen, die das europäische Projekt verteidigen wollen, müssen anerkennen, dass einige der Eliten, die von den PopulistInnen kritisiert werden, tatsächlich bestehende demokratische Prozesse unterminieren. Populismus erhält dort Kraft, wo die Erfahrung der Ohnmacht vorherrscht.

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Konferenz: Beyond renationalization and parlamentarization (Frankfurt)

Am 23. und 24. Juni, also Ende nächster Woche, findet in Frankfurt eine Konferenz zu „Beyond renationalization and parlamentarization“ statt. Im Fokus steht natürlich die EU und die Frage, wie die Krise demokratischer Repräsentation zu überwinden ist. Vorträge gibt es unter anderem von Paula Diehl, Peter Niesen, Sofia Näsström, John E. Fossum und Hauke Brunkhorst. Das ganze Programm könnt ihr hier auf dem Flyer einsehen. Wer teilnehmen will, ist gebeten, sich bei Oliver Eberl zu registrieren.

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CfP: Demokratische Steuerung der EU-Krisen (Workshop, Darmstadt)

Im April (14.4.-15.4.) soll in Darmstadt ein Workshop zur demokratischen Steuerung der EU-Krisen (von Finanz- bis Flüchtlingskrise)  stattfinden, für den derzeit nach Beiträgen gesucht wird. Diskutiert werden sollen sowohl institutionelle Fragen als auch die Vereinbarkeit von ökonomischen, politischen und sozialen Aspekten. Mehr Details zum Workshop findet ihr hier in der PDF, darin auch die Deadline für den Call (18.3) und die Adresse, an die ihr Beitragsvorschläge schicken könnt (Claudia Wiesner). Eine Teilnahme ist – nach Anmeldung – auch ohne eigenen Beitrag möglich.

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Preisfrage: Was ist und wie entsteht demokratische Identität?

Essayfragen sind eine schöne philosophische Tradition und das Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover nimmt diese Tradition auf. Gefragt wird: „Was ist und wie entsteht demokratische Identität?“ und wer darauf eine Antwort weiß und diese in maximal 40.000 Zeichen ansprechend zu formulieren weiß, hat die Chance einen Preis zu gewinnen. Ausgelobt sind 3.000, 2.000 und 1.000, also spitzt die Federn (oder ölt die Tastaturen) und fangt an zu philosophieren (wer lieber erst liest, dann schreibt, findet hier nochmal die Fragestellung und alle Teilnahmebedingungen). Einsendeschluss ist der 15. März 2013, der Rechtsweg ist ganz sicher ausgeschlossen.

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János Kis spricht über Krise in Ungarn

Im Januar hat der theorieblog bereits über Repressalien gegen PhilosophInnen in Ungarn und die bedenkliche Entwicklung des EU-Landes  berichtet. Am 12. Mai ist nun der Philosoph János Kis (CEU Budapest/New York University) auf Einladung von Mattias Kumm (NYU/WZB) an der HU Berlin zu Gast und spricht zur aktuellen Verfassungskrise in Ungarn. János Kis war eine der zentralen Figuren des ungarischen Untergrunds und Chefredakteur der Untergrundzeitung „Beszélő“. In der Veranstaltung wird es um die Besonderheiten der (neuen) „Osterverfassung“ gehen, der die Aufgabe zugeschrieben wird, ein neues Ungarn einzuleiten. Schließlich soll diskutiert werden, welche Auswirkungen die Verfassungsänderung auf die Beziehungen zur EU hat.  Ein umfangreiches Interview mit János Kis mit dem Titel „Ungarns Rechte ist nicht das Vaterland“ von Ende März findet sich auf den Seiten der FAZ. Die Veranstaltung an der HU beginnt um 14 Uhr – mehr Details nach dem Klick.

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