Die Corona-Pandemie machte Einsamkeit zu einem virulenten Thema. Definiert wird die Emotion als ein subjektiv wahrgenommener Zustand, in dem das Bedürfnis nach Qualität und Quantität sozialer Beziehungen sich nicht mit den tatsächlich erfahrenen deckt (Luhmann 2022: 12f.). Je nach Studie sind in Deutschland etwa 11 bis 19 % der Gesamtbevölkerung zumindest manchmal davon betroffen (Entringer 2022; Neu & Küpper 2023: 337f.; Schobin et al. 2024: 19). Neuerdings geht es in der Diskussion darum, ob Einsamkeit auch demokratiegefährdend sein kann. So konstatiert etwa die Mitte-Studie: „Einsamkeit kann als Indikator verstanden werden für eine Gesellschaft, die sich zunehmend unverbunden fühlt, die sich von der Demokratie distanziert und ihren Institutionen misstraut“ (353). Daran anknüpfend wird Einsamkeit in diesem Beitrag als Anzeichen für ein gesellschaftliches Verhältnis gedeutet, das durch fehlende Verbundenheit zum Gemeinwesen, dem Gefühl, von demokratischen Institutionen nicht verstanden zu werden sowie dem Schein der Unveränderbarkeit von Politik gekennzeichnet ist.
Einsamkeit
CfP: Einsamkeit (Berliner Debatte Initial)
Die Zeitschrift Berliner Debatte Initial hat einen neuen Themenaufruf gestartet. Erbeten werden theorieorientierte Aufsätze, empirische Studien oder Essays zum Thema „Einsamkeit – Geschichte sozialer Nichtbeziehungen“, es geht um Diagnosen und Verständnisse, aber auch Kulturen und Praktiken von Einsamkeit seit dem 18. Jahrhundert bis heute freizulegen, die sich räumlich nicht auf Europa beschränken müssen. Wer mitschreiben möchte, sollte bis zum 15. August einen Abstract udn Arbeitstitel einreichen, die Abgabe der Manuskripte ist für Anfang Dezember vorgesehen. Alle Infos zu Zuschnitt, Anforderungen und Prozedere findet ihr hier in der PDF.
Neueste Kommentare