Forum e-Semester (1): Das Experiment des digitalen Semesters: Chancen, Illusionen, Folgen

Schon seit Wochen steht fest: Im Sommersemester soll an deutschen Universitäten digital gelehrt werden. Nun beginnt es. Während Studierenden unter den gegebenen Corona-Umständen große Zugeständnisse gemacht werden müssen, weil Studierbarkeit und Studierfähigkeit nicht auf technisches Equipment und digitale Zugriffskompetenzen reduzierbar sind, sollen ihre Ansprüche weitestgehend erhalten bleiben. Lehrende sind angehalten, eigene Veranstaltungen wo immer möglich digital aufzubereiten, online zu präsentieren, zu moderieren und zu prüfen. Pragmatisch und kreativ zugleich sollen sie sein – und viele wollen es.

Dass die infrastrukturellen Herausforderungen dieser vorübergehenden und allerorts hektisch betriebenen Umstellung gewaltig sind, bedarf keiner Erläuterung. Wie in vielen Unternehmen ebbte auch an den Hochschulen die Flut erregter Informationsmails, euphorischer Bedienungstipps und mahnender Digitalitätsappelle wochenlang nicht ab (wobei enorme Unterschiede im Aktivitäts-, Motivations- und Kompetenzgrad der Universitäten, zwischen föderalen Hochschulbürokratien, einzelnen Wissenschaftszweigen und ihren Untergliederungen zutage traten). Allmählich aber endet die Phase der ersten Suche nach geeigneter, anspruchsgerechter und überhaupt verfügbarer Hard- und vor allem Software. Viele Leitentscheidungen sind getroffen: Welche Programme und wie viele? Synchrones oder zeitversetztes Lehren? Dos & Don’ts? Andere Fragen – Was ist mit dem Datenschutz? Wie steht’s um die Vergleichbarkeit der Leistungen? Was darf überhaupt wie geprüft werden? Was sind Regeln, was Ausnahmen? – sind demgegenüber zurückgestellt oder schwelen vor sich hin. Die ersten Maßnahmen und Antworten jedenfalls haben pfadabhängige Wirkungsketten in Gang gesetzt, deren Nutzen oder Schaden sich erst allmählich erkennen lassen werden. Der Stresstest der Implementierung hingegen beginnt genau jetzt. (mehr …)

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