Replik auf Rieke Trimçev, „Die Demos des demos“

Im Rahmen unserer aktuellen ZPTh-Debatte antwortet heute Tim Wihl auf den Kommentar von Rieke Trimçev zu seinem ZPTh-Artikel „Die Demo als Revolte?“, den wir am Dienstag veröffentlicht haben.

 

Die außerordentlich gedankenreiche und scharfsinnige Kommentierung meines Aufsatzes „Die Demo als Revolte?“ durch Rieke Trimçev ist Anlass für diese Replik, die ich in vier knappe Erwiderungen gliedern möchte. Es geht zuerst um die Kritik an von mir gewählten Bezeichnungen (1.), dann um die vorgeschlagenen Kriterien bzw. Unterscheidungsmerkmale (2.), daraufhin um die im Aufsatz betriebene Art von Begriffsbildung (3.) und schließlich den sinnvollerweise zu wählenden Forschungsgegenstand für das angedeutete Begriffs- und Kriteriengerüst (4.).

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Die Demos des demos – Kommentar zu Tim Wihls ZPTh-Artikel „Die Demo als Revolte?“

Die neue Ausgabe der Zeitschrift für Politische Theorie ist erschienen. Unter dem Themenschwerpunkt „Die Auflösung des liberalen Konsenses“ haben die beiden Herausgeber des Heftes, Karsten Schubert und Kolja Möller, eine Reihe spannender Beiträge versammelt. Maximilian Pichl analysiert in seinem Aufsatz Kämpfe um den Rechtsstaat aus einer historisch-materialistischen Perspektive, Daniel Keil widmet sich den Entwicklungen europäischer Staatlichkeit in der posthegemonialen Konstellation und Alexander Stulpe skizziert unter Rekurs auf den Resilienzbegriff ‚Elemente einer Politischen Theorie der Lebensfähigkeit liberaler Demokratien‘. Der Beitrag von Tim Wihl, den wir im Rahmen unserer bewährten Zusammenarbeit mit der Zeitschrift für Politische Theorie als Gegenstand für die Debatte auf dem Theorieblog ausgewählt haben und der damit hier open access verfügbar ist, beleuchtet das Phänomen der Demonstration in ihrem Verhältnis zur Revolte und stellt davon ausgehend ‚vorläufige Überlegungen zu einer politisch-juristischen Theorie der Demonstration in der liberalen Demokratie‘ an. Neben diesen Abhandlungen zum Themenschwerpunkt diskutiert Tamara Jugov in ihrem Beitrag die Frage, wann eine Utopie als hinreichend realistisch ausgezeichnet werden kann. Schließlich findet sich unter der Rubrik ,Ideengeschichtliche Fundstücke‘ ein Wiederabdruck einer ,in Vergessenheit geratenen‘ und ,erst vor kurzem in der Forschung wiederentdeckt[en]‘ Vortragsfassung des Textes „Der Beamte im sozialen Volksstaat“ von Hermann Heller, wie Marcus Llanque in seiner Einleitung zu diesem Wiederabdruck herausstellt.

Wir freuen uns sehr, dass Rieke Trimçev von der Universität Erlangen-Nürnberg mit einem Kommentar zum Beitrag von Tim Wihl die ZPTh-Debatte im Folgenden eröffnen wird, worauf wiederum eine Replik des Autors folgt. Wie immer sind alle herzlich eingeladen, in den Kommentarspalten mitzudiskutieren! Wir wünschen eine gute Lektüre und übergeben nun das Wort an Rieke Trimçev.

 

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Internationales Symposium „Contested Social and Ecological Reproduction“

Am Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden (organisiert von Prof. Dr. Antonia Kupfer und Constanze Stutz M.A.) findet am 23. September 2022 ein internationales Symposium mit dem Titel „Contested Social and Ecological Reproduction“ statt.

Wie der Titel bereits verrät, widmet sich das Symposium den in den vergangenen Jahren vermehrt aufkommenden Protesten und Demonstrationen für Klimagerechtigkeit und ein neues Verständnis sozialer wie politischer Sorgebeziehungen.

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Marschieren für die Wahrheit – dieses leichte Unbehagen. Eine etwas zu persönliche Reflexion über den March for Science

Am Wochenende waren an vielen Orten in Deutschland und auf der ganzen Welt Bildungsbürgerinnen auf den Straßen – so auch die Verfasserin dieser Zeilen, die dem Spektakel im beschaulichen Freiburg beiwohnte. Man versammelte sich unter dem Motto „Zu Fakten gibt es keine Alternative“, denn man ist beunruhigt, ja alarmiert, durch all das Postfaktentum, das da vermeintlich in der Welt heutzutage herumgeistert, personifiziert durch Donald Trump und seine ‚alternativen Fakten‘. Man ist bemüht, die Bedeutung des Wissens und der Wissenschaften im Streit der Meinungen durch den symbolischen Akt des Marschierens wieder ins Gedächtnis zu rufen, und scheint sich einig, dass es unverhandelbare Tatsachen gibt, die wissenschaftlicher Reflexion und Methode in die treusorgenden Hände zu legen sind. Wahrscheinlich muss man nicht einmal Hannah Arendt (Wahrheit und Lüge in der Politik) bemühen, um sich des Eindrucks zu vergewissern, dass die Gleichsetzung von Tatsachen und Meinungen im Bereich des Politischen nicht nur unangebracht sondern gefährlich ist – an Anschauungsmaterial (siehe hier und hier) mangelte es eigentlich nie. Wegen solcherlei Erwägungen stand man also zusammen: Professorinnen, Studentinnen, Privatdozentinnen, wissenschaftliches Prekariat und jede Menge Alumni. Das unangenehme Gefühl der Selbstbeweihräucherung wurde um der guten Sache willen im Kauf genommen. Man ignorierte für einen Samstagmittag all die Grabenkämpfe um Mittelkürzungen und prekäre Anstellungsverhältnisse und war sich einmal einig.

Doch bei einem Blick auf die Statements und Schilder wurde mir bestätigt, was zuvor eher dumpfe Ahnung war: Das Problem ist und bleibt das „Man“, das Gruppengefühl, die vermeintlich gemeinsame Sache, eben diese Einigkeit. (mehr …)

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