Lefort-Schwerpunkt: Was sind demokratische Institutionen? Eine radikaldemokratische Antwort mit Claude Lefort

Wer von „demokratischen Institutionen“ spricht, scheint eine contradictio in adiecto zu begehen. Jedenfalls sind Antidemokrat:innen seit Platon dieser Auffassung: Während Institutionen Ordnung schaffen, steht Demokratie für Unordnung. Noch der (früh)moderne Republikanismus teilt diese Sichtweise: Montesquieu, James Madison oder Benjamin Constant warnen in ihren Plädoyers für die Mischverfassung vor der Institutionenfeindlichkeit des demokratischen Moments. Ausgehend von der platonischen Karikatur der Demokratie als Quasi-Anarchie, die permanent Gefahr läuft, sich selbst abzuschaffen, ist die Geschichte der demokratischen Idee auch eine Geschichte ihrer institutionellen Widerspenstigkeit. Während viele aktuelle Demokratietheorien versuchen, diese Spannung aufzulösen, plädiert der Jubilar Claude Lefort, dem dieser Schwerpunkt gewidmet ist, dafür, sie anzuerkennen und produktiv zu wenden. Die Friktion zwischen Demokratie und Institution erscheint in seinen Schriften nicht als Widerspruch oder als zu überwindendes Hindernis, sondern als eine produktive Aporie – eine Aporie, die nicht nur Kennzeichen einer radikaldemokratischen Perspektive ist, sondern, so unsere These, in jeder Theorie demokratischer Institutionen reflektiert werden muss.   (mehr …)

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Internationale Konferenz: „Forgotten Institutions: Utopian Archives and Democratic Futures“ (Wien)

Vom 28. bis 30. November 2024 wird an der Universität Wien die internationale Konferenz „Forgotten Institutions. Utopian Archives and Democratic Futures“ stattfinden.

Ausgehend von der Frage, was die Zukunft demokratischer Institutionen sein könnte, wagt die Veranstaltung einen Blick zurück hin zu vergessenen institutionellen Konfigurationen; mit dem Ziel vermeintlich selbst-evidente Vorstellungen über demokratische Institutionen in Frage zu stellen und sich mögliche alternative Zukünfte vorzustellen. Ganz konkret heißt das sich alternativen Orten, jenseits der Grenzen des westlichen Kanons, alternativen Zeiten, die den traditionellen Fokus auf antike und moderne Vorschläge diversifizieren sowie alternativen Stimmen und Ausdrucksformen, die die Produktion politischer Theorie außerhalb des Genres der „großen Bücher“ anerkennen (z.B. Manifeste, Reden, Erklärungen, Erzählungen), zuzuwenden.

Mehr Informationen hier. Um Anmeldung wird gebeten.

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