In Zeiten einer wachsenden Kritik demokratischer Institutionen wird die Demokratie auch in der theoretischen Auseinandersetzung vielfach gegen ihre institutionelle Verfasstheit gedacht. Demokratie ist Praxis, Bewegung, Aufbruch und vor allem gegen (falsche) Formen der Verfestigung gerichtet. Dieses Motiv drückt sich sowohl in einem emphatischen Zugriff auf die Idee der verfassungsgebenden Gewalt aus als auch im demokratisch inspirierten Rückgriff auf die Kategorien von Widerstand, Protest und Ungehorsam. Beide betonen einen prä-institutionellen und praktischen Aspekt der Demokratie und verweisen auf das Moment der demokratischen Gründung. Nun klafft zwischen diesen beiden Zugängen in der theoretischen Diskussion jedoch bislang eine merkwürdige Lücke. Dafür ausschlaggebend sind sowohl inhaltliche Bedenken wie theoretische Ursprünge, die es wechselseitig unmöglich machen, kontestatorische Praxis als konstituierende Macht oder verfassungsgebende Gewalt in Formen widerständiger Praxis zu denken. Es ist das Verdienst des von Peter Niesen und Markus Patberg am 15. Mai 2017 an der Universität Hamburg organisierten Workshops – „Protest, Disobedience, or Constituent Power?“ – sich genau dieser Lücke anzunehmen und beide Stränge in einen produktiven Dialog zu bringen. (mehr …)
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