Call for Blogposts: Sorge

Nach der positiven Resonanz der vergangenen drei Jahre schreibt der Theorieblog diesen Sommer zum dritten Mal einen Call for Blogposts aus. Nach „Heimat“ (2018), „Solidarität“ (2019) und „Neuanfang“ (2020) freuen wir uns in diesem Jahr über eure Ideen und Beiträge zum Thema „Sorge“.

Wir leben in einer Zeit der Sorge: Seit 2019 bringen Fridays for Future mit großer Kraftanstrengung die Vulnerabilität des Klimas und damit die Dringlichkeit von entsprechenden Klimaschutzmaßnahmen in die Mitte des öffentlichen Bewusstseins. Mit der seit 2020 andauernden COVID-19-Pandemie rücken nun zahlreiche weitere Bereiche in den Fokus: Deutlich wird die chronische materielle wie personelle Unterversorgung der Pflege von Alten und Kranken – gleiches gilt zunehmend auch für Kindergärten und Schulen. Auch die teilweise höchst zermürbende Situation von Familien zwischen Erwerbs- und Reproduktionsarbeit erhält in der Krise deutlich mehr Aufmerksamkeit: Klagen, die eine Ökonomisierung der Familien-, Pflege- und Gesundheitspolitik schon seit einigen Jahren anprangern, mischen sich nun vermehrt mit breiten gesellschaftlichen Sorgen.

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Die Geschichte der Begriffsgeschichte: Zwischen Historisierung und Begriffspolitik

2016 haben Falko Schmieder und Ernst Müller ein umfassendes kritisches Kompendium zum Thema Begriffsgeschichte und Historische Semantik im Suhrkamp Verlag herausgegeben. Für das Journal of the History of Ideas hat Jonas Knatz ausführlich mit einem der beiden Herausgeber gesprochen. Mit freundlicher Genehmigung des Journals veröffentlicht der Theorieblog heute eine deutschsprachige Kurzversion des umfangreichen Interviews:

Jonas Knatz (JK): Falko Schmieder, der Titel Ihres Buches lautet „Begriffsgeschichte und Historische Semantik“. Was ist die Beziehung zwischen Begriffsgeschichte und Historischer Semantik, was war die Motivation von Ihnen und Ernst Müller, ein Kompendium der Begriffsgeschichte zu erstellen und, wie Sie beide im Vorwort schreiben, die Methodologie der Begriffsgeschichte auf diese selbst anzuwenden? (mehr …)

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Kein Zuhause für die Heimat – Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

— Zum Abschluss unserer vierwöchigen Debatte plädiert Tobias Adler-Bartels für einen begriffssensibleren Umgang mit Heimat!?. Er greift dabei Aspekte der vorangegangenen Beiträge auf, widmet sich der Semantik des Heimatbegriffs in der politischen Sprache und analysiert seine völkischen und essentialistischen Bedeutungsgehalte. —

„Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“ – diese Johann Gottfried Herder zugeschriebene Sentenz deutet Heimat als ein höchst subjektives Phänomen des vermeintlich vorpolitischen Raums, welches gegen gesellschaftliche Kritik immun ist. Die jüngsten politischen Debatten um den Begriff der Heimat und die christsoziale Namenserweiterung der obersten Bundesbehörde zum Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat verdeutlichen jedoch die eminent politische Dimension dieses Begriffes. Wurde die ministerielle Umbenennung bisher vor allem aufgrund ihrer parteistrategischen Motivation und programmatischen Inhaltsleere kritisiert, so sollen im Folgenden grundsätzlichere Probleme dieser quasi-ministeriellen Weihe des Heimat-Begriffes im Fokus stehen.

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Wiedergelesen: Max Webers Wahlverwandtschaften – eine Verhältnisbestimmung

Die Rezeption der sogenannten Weber-These, nach der ein Zusammenhang zwischen protestantisch motivierter weltlicher Askese und wirtschaftlichem Erfolgsstreben besteht, ist äußerst umfangreich und ein Ende scheint nicht in Sicht. Wirklich erklärt werden kann die Faszination für das kontinuierliche Wiederlesen und Diskutieren von Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus nicht, überzeugt der Text weder durch eine besonders leichte Sprache noch einen mitreißenden Spannungsaufbau. Überdies geht es um Religion, auch um Kapitalismus, welcher – um versöhnlich zu bleiben – ein catchy Schlagwort darstellt. Vielleicht ist es diese Kombination, die es ausmacht.

Einen Anstoß für eine neuerliche Beschäftigung mit der Weber-These mag der erstaunlich unbestimmte Begriff der „Wahlverwandtschaft“ in der Protestantischen Ethik geben, welche Max Weber zwischen „bestimmten Formen des religiösen Glaubens und der Berufsethik“ ausmacht (im Folgenden stets PE nach Max-Weber-Gesamtausgabe Bd. I/18, S. 256). Sperrig und gleichzeitig vergleichsweise wenig beachtet, besetzt dieser Begriff den Kern seiner berühmten These. Dabei ist der Begriff an sich paradox. Während Verwandtschaft sich dadurch auszeichnet, nicht wählbar zu sein, suggeriert Wahlverwandtschaft das genaue Gegenteil. Warum wählte Weber, auf Goethes gleichnamigen Roman verweisend, ausgerechnet diesen Begriff, jedoch ohne jede Bestimmung, was er mit dieser Entlehnung meinte? (mehr …)

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Transkulturell vergleichende politische Theorie mit oder gegen Gadamer?

Globalisierungsdiskurse stehen seit einigen Jahren in der politischen Theorie hoch im Kurs. Von globalen Gerechtigkeitsfragen in Anlehnung an Rawls’‚justice as fairness’ bis zur ‚comparative political theory’ in Anlehnung an Gadamers philosophische Hermeneutik– politische TheoretikerInnen reagieren auf das vielfach beschworene Zusammenrücken der Welt (qua digitaler Vernetzung), indem sie einschlägige Erklärungsmodelle erweitern und von ihnen Antworten zu weltpolitischen Fragestellungen ableiten. Doch diese Erweiterungen überdecken mitunter Probleme in der Ausgangstheorie anstatt diese zu lösen, wie ich am Beispiel von Gadamers Hermeneutik zeigen möchte, die vor allem von Fred Dallmayr auf Fragen der transkulturell vergleichenden politischen Theorie angewandt wird. Meine These lautet, dass Gadamers dialogisches Philosophieverständnis genau das voraussetzt, was eine interkulturelle Ideengeschichte, die ihren Namen verdient, zunächst herstellen müsste, nämlich eine Verständigung über einen Sachverhalt jenseits kultureller Grenzen. (mehr …)

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CfP: Begriffe-Theorien-Kritik (Augsburg)

Die Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Augsburg veranstaltet am 20. und 21. September eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „Begriffe – Theorien – Kritik“. NachwuchswissenschaftlerInnen der Geistes- und Sozialwissenschaften sind bis zum 25.Mai zur Beitragseinreichung aufgerufen. Die Details erfahrt Ihr nach dem Klick. (mehr …)

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Aktuelles aus der Begriffsgeschichte

Begriffsgeschichte erfreut sich nach wie vor beachtlicher Beliebtheit wie die folgenden Ankündigungen zeigen. Wie in jedem Jahr veranstaltet CONCEPTA auch 2013 eine Summer School zu Ansätzen der Begriffs- und Diskursgeschichte. Diesmal allerdings nicht wie bisher in Helsinki, sondern im nah gelegenen Aarhus. Die internationale Jahreskonferenz der History of Concepts Group findet in diesem Jahr vom 29.-31. August in Bilbao statt. Abstracts sollten bis 30. März eingereicht werden. Die Details erfahrt Ihr wie immer nach dem Klick. Und zu guter letzt haben die Contributions to the History of Concepts eine neue Website, auf der Interessierte auch in Zukunft alle wichtigen Neuigkeiten erfahren. (mehr …)

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Berliner Sommerakademie: Begriffsgeschichte

Eine spannende Veranstaltung lockt im Sommer nach Berlin und auf die Spuren der Begriffsgeschichte: Vom 9. bis 14. September veranstaltet das Zentrum für Kulturforschung eine Sommerakademie mit dem Titel „Aktuelle Tendenzen der Begriffsgeschichte“, für die sich NachwuchswissenschaftlerInnen verschiedener Fächer – und natürlich auch der Politikwissenschaften – bis zum 30. April bewerben können. Alles Weitere nach dem Klick. (mehr …)

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