CfA: Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (Heidelberg)

Am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg ist zum 01.04.2024 eine Promotions-Stelle als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (75%) zu besetzen. Die Stelle ist in einem in Kooperation mit der Universität Siegen durchgeführten DFG-Projekt mit dem Titel „Zwischen professioneller Autonomie und staatlicher Inanspruchnahme: Eine Genealogie des Verhältnisses von Demokratie, Regieren und politischer Bildung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ angesiedelt. Gesucht wird eine Person mit Interesse an Politischer Theorie, insbesondere Gouvernementalitätsforschung, interpretativer Forschung und interdisziplinärer Arbeit. Die Bewerbungsfrist ist am 24.11.2023. Ausführlichere Infos zu Projekt und Ausschreibung findet ihr hier. 

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Souveränitäten jenseits und gegen den Staat

Im fünften Beitrag unserer Blogpost-Reihe zu Souveränität stellt Jonathan Eibisch anarchistische staatlichen Souveränitätskonzeptionen gegenüber.

Während Marx eine Kritik der politischen Ökonomie hervorbrachte, entwickelten anarchistische Denker*innen eine Kritik der Form, die Politik in spezifischen Herrschaftsordnungen annimmt, als einen wesentlichen Ankerpunkt ihrer Gesellschaftstheorie. Ideengeschichtlich betrachtet entsteht der neuzeitliche, europäische Anarchismus als Hauptströmung im Sozialismus in jener Phase, als der Sozialismus als Graswurzelbewegung politisiert wurde. In Abgrenzung zum sozialdemokratischen Weg der politischen Reformen und dem parteikommunistischen Konzept der politischen Revolution wurden im Anarchismus die mutualistische Selbstorganisation, die Revolte, die Begleitung außerparlamentarischer Bewegungen, sowie die soziale Revolution als Transformationsstrategien entwickelt.

In diesem Beitrag wird ein wesentlicher Aspekt der anarchistischen Kritik der Politik dargestellt, die sich in ihrem Kern an der Anmaßung, Legitimierung und Durchsetzung der Souveränität des Staates festmachen lässt. Dem entgegengestellt werden andere gesellschaftliche Sphären, in welchen (auf bestimmte Weise und mit bestimmten Zielsetzungen) Souveränität erlangt werden soll. Ich werde im Folgenden zeigen, inwiefern die anarchistische Hoffnung darin besteht, der politischen Herrschaft zu entkommen und Alternativen zu ihr aufzubauen.

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Die begriffliche Beliebigkeit digitaler Souveränität

In die zweite Woche unserer Blogpost-Reihe zu „Souveränität“ starten wir mit einem Text von Daniel Lambach, der das ‚Label digitale Souveränität‘ kritisch hinterfragt.

In digitalpolitischen Debatten in Deutschland, Europa und der Welt ist der Begriff der „digitalen Souveränität“ seit etwa 2014 populär geworden. Gemeint ist damit in deutschsprachigen Diskursen – im groben – Handlungsfähigkeit, Resilienz, Selbstbestimmtheit und/oder Autonomie des Staates, der Gesellschaft, von Unternehmen oder von Bürger:innen in digitalen Kontexten. Das kann im konkreten dann alles mögliche bedeuten: Deutschland brauche digitale Souveränität, um seine Bürger:innen vor datenhungrigen US-Plattformunternehmen zu schützen, Unternehmen bräuchten digitale Souveränität, um ihre Geschäftsmodelle im digitalen Kapitalismus weiterzuentwickeln und an der Speerspitze der technologischen Entwicklung zu bleiben oder aber Europa schütze seine digitale Souveränität durch die Ansiedlung von Chipfabriken. Man müsse die digitale Souveränität von Nutzer:innen durch Medienbildung verbessern und Open Source-Software sei quasi inhärent souverän, aller Widersprüche zwischen dem hierarchischen Kern der Souveränität und der dezentralen Natur von Open Source-Projekten zum Trotz. Kurz gesagt: weder ist klar, was genau Souveränität bedeutet, noch um wessen Souveränität es geht. „Digitale Souveränität“ ist ein Label, keine Aussage. (mehr …)

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Call for Blogposts: Souveränität!?

Auch in diesem Sommer schreibt der Theorieblog wieder einen Call for Blogposts aus. Nachdem wir uns im vergangenen Jahr mit dem Konzept der „Sorge“ auseinandergesetzt haben, wollen wir uns in diesem Jahr dem Begriff der Souveränität zuwenden. Wir freuen uns wie immer über zahlreiche Ideen und Beiträge zum Thema. Den kompletten Call und alle weiteren Informationen gibt es nach dem Klick. (mehr …)

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Soziale Revolution als radikale und umfassende Gesellschaftstransformation

Neuanfänge gleich welcher Art zu initiieren, bedeutet einen Dreischritt im Umgang mit den vorhandenen Ordnungen zu gehen. Zunächst setzten sie eine Ent-Identifizierung von Subjekten mit einer verfestigten, bestehenden Ordnungsstruktur voraus, in welcher sie keinen Anteil finden können. Zweitens ist zu verstehen, dass Ausbeutung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Entfremdung in unterschiedlichen Ausprägungen Folgen jeder historisch-spezifischen Herrschaftsformation sind. Ein gesellschaftlicher Neuanfang, welcher diese Bezeichnung verdient, kann nur glaubwürdig von jenen sozialen Gruppen ausgehend gedacht werden, welche aus der dominanten Gesellschaftsordnung aus verschiedenen Gründen herausfallen, die sich jedoch organisieren und nicht mehr mit dem Alten identifizieren wollen. Als dritter Schritt folgt die Neu-Identifizierung mit einer Alternative, welche aus der Erfahrung von Kontingenz möglich wird. Das anarchistische Konzept der sozialen Revolution ist motiviert von der Sehnsucht nach einem radikalen gesellschaftlichen Neuanfang als solidarische, egalitäre und libertäre alternative Moderne. Zu jener Motivation tritt die Überzeugung hinzu, dies sei nicht nur aus ethischen Gründen erstrebenswert, sondern auch vernünftig und machbar. Wie gesamtgesellschaftliche Neuanfänge im anarchistischen Denken durch die soziale Revolution gedacht werden, soll im folgenden Beitrag umrissen werden. (mehr …)

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Workshop: Political Autonomy in Forced Migration Contexts (Essen)

Für Kurzentschlossene: Unter dem Titel „Political Autonomy in Forced Migration Context“ veranstalten Therese Herrmann und Andreas Niederberger Ende an der Universität Duisburg-Essen nächste Woche (am 09. und 10. Mai) einen Workshop mit Nicholas van Hear und anderen spannenden Gästen. Das vollständige Programm findet ihr hier. Die Teilnahme ist kostenlos, um eine kurze Anmeldung unter: therese.herrmann@uni.due.de wird gebeten.

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Philosophie und Sonderpädagogik im Gespräch mit Martha Nussbaum. Bericht über den Würzburger Workshop „Menschliche Fähigkeiten & Komplexe Behinderungen“

Auch wenn Interdisziplinarität in der wissenschaftlichen Welt derzeit hoch im Kurs steht, ist ein Austausch von Philosophie und Sonderpädagogik selten. Zwei Lehrstühle der Universität Würzburg (Jörn Müller, Philosophie und Reinhard Lelgemann, Sonderpädagogik) haben auf dieses Desiderat reagiert und die beiden Disziplinen über den capabilities approach von Martha Nussbaum in einen inhaltlichen Austausch gebracht. (mehr …)

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„Post-Privacy“ als Kapitulation vor der Technik

In seinem Buch „Post-Privacy. Prima leben ohne Privatsphäre“ stellt Christian Heller die Grundlagen der aktuellen Debatte um den Schutz der Privatsphäre im Internet in Frage. Seine These lautet, kurz gesagt, dass es sich auch ohne geschützte Privatsphäre „prima“, wenn nicht sogar besser leben lässt. Der Verlust der Privatsphäre wird so zum Gewinn. Das ist gewollt provokant und auf den ersten Blick nicht ohne Reiz. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass, was Heller als alternative Utopie angekündigt, letztlich nicht mehr als eine Kapitulation vor den Entwicklungen der Technik ist. (mehr …)

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Das Internet und der Schutz der Privatsphäre

Nicht nur unter Bloggern, auch in der breiten Öffentlichkeit wird immer häufiger über die Bedrohung unserer Privatsphäre durch das Internet diskutiert. Doch worin genau besteht diese Bedrohung? Was unterscheidet sie von anderen Bedrohungen der Privatsphäre? Und wie können oder sollten wir mit diesen Bedrohungen umgehen? Ohne diese Fragen abschließend beantworten zu können, möchte ich im Folgenden hierzu einige Ideen aus der Perspektive eines autonomiebasierten Verständnisses vom Wert der Privatsphäre formulieren. (mehr …)

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Das Recht auf Einwanderung und das Recht auf Ausschluss – Oliviero Angelis ZPTH-Artikel in der Diskussion

In der zweiten Ausgabe 2012 der ZPTH diskutiert Oliviero Angeli mit Blick auf die Migrationsdebatte das Recht auf Einwanderung und macht einen Vorschlag dazu, wie sich dieses mit einem demokratisch verstandenen Recht politischer Gemeinschaften auf Ausschluss verbinden lässt. Wir freuen uns, an dieser Stelle die Kooperation mit der ZPTH fortsetzen und euch den Artikel als pdf zum Download bereitstellen zu können. Unter dem Strich findet ihr den einleitenden Kommentar von Jan Brezger als Auftakt für die Diskussion. Wir freuen uns auf eine lebhafte Diskussion, in der sich wie üblich auch der Autor auf eure Fragen und Anmerkungen reagieren wird. (mehr …)

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