Es gibt zwei miteinander verwobene Entwicklungslagen, die in diesem Beitrag aufgegriffen und vertieft werden. Beide wurzeln in einem spezifischen Gründungskontext der deutschen Politikwissenschaft nach 1945: Erstens steht die Disziplin in einem Spannungsfeld zwischen ihrem ursprünglich integrativen Selbstverständnis, das durch den pluralen, normativ aufgeladenen Nachkriegskontext geprägt wurde, und einer zunehmenden fachlichen Spezialisierung, die in den empirisch orientierten Teilbereichen ihre Berechtigung hat, in der Politischen Theorie jedoch kritischer reflektiert werden muss. Zweitens läuft die Politische Theorie als ihr Teilgebiet gegenwärtig Gefahr, auf eine bloße Legitimationsinstanz liberal-demokratischer Ordnungen reduziert zu werden. Der Beitrag möchte an eine Politische Theorie erinnern, die ihren integrativen Gründungsanspruch ernst nimmt und mittels eines makrosynthetischen Herangehens das normative und analytische Potenzial des Faches erschließt.
Autor: Mounir Zahran
Kongresssplitter: Zwischen luftigen Höhen und festem institutionellem Boden
— Panel 1.C Institutions of Uncertainty und 7.B. Uncertainty and the turn to empirical engagement in political theory —
Der Theoriekongress bot einen spezifischen Blick auf die politische Theorie: Der Schwerpunkt lag auf kritischen, radikaldemokratischen bzw. poststrukturalistischen Ansätzen. Die dadurch aufgetretenen Versäumnisse, die auch mit Beibehaltung dieser Schwerpunkte hätten vermieden werden können, möchte ich anhand der Gegenüberstellung zweier Panels – „Institutions of Uncertainty“ (1.C) und „Uncertainty and the turn to empirical engagement in political theory“ (7.B) – sichtbar machen. Kurzum, in Bremen hat eine abstrakte, nicht institutionell denkende Art der politischen Theorie dominiert, während eine andere, gewinnbringendere institutionell orientierte Art zwar präsent war, aber nicht dieselbe Prominenz genoss. (mehr …)
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