Podcast: Paula Diehl – Politische Repräsentation neu gedacht

Wie versprochen, präsentieren wir heute den verschobenen Vortrag von Paula Diehl. Da sie viel mit Bildern arbeitet um Ihren Vortrag zu illustrieren, empfehle ich heute nachdrücklich das Video. In der Reihe nicht auszutreibende Kinderkrankheiten: Wie schon bei Franziska Martinsen hat das Video leichte Probleme mit der Synchronität von Bild und Ton.

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Paula Diehl arbeitet seit Jahren in verschiedenen Projekten daran, Politische Repräsentation jenseits klassischer Vertretungskonzepte neuzudenken; zuletzt als Leiterin des Projekts „Symbolik der Demokratie. Inszenierung, Repräsentation und die Konstitution des politischen Imaginären“ der VolkswagenStiftung, aus dem auch dieser Vortrag hervorgegangen ist. Diehl beginnt mit einer Kritik von Hanna Pitkins Modell der Repräsentation als Interessensvertretung und verortet sich anschließend in Auseinandersetzung mit Lisa Disch und Michael Saward im „Representative Turn“ (Näsström) der Politikwissenschaft. Der gegenwärtige US-Wahlkampf, so Diehl, zeigt in den Kampagnen von Trump und Sanders, dass es nicht nur um die Auswahl der „besten“ Repräsentanten geht, sondern dass Repräsentation den normativen Horizont einer politischen Gemeinschaft herausfordern oder bestätigen kann. Dafür ist eine Erweiterung des Repräsentationsverständnisses um das Symbolische und Imaginäre nötig. Repräsentation erzeugt einen symbolischen Überschuss, der identitätsbildend wirkt – das ist die performative Seite politischer Repräsentation. Symbolische Repräsentation bleibt dabei auf das Imaginäre angewiesen, das sich als „Resonanzraum“ (Göhler) des Symbolischen verstehen lässt: die kulturellen und gesellschaftlichen Narrative und die Emotionen, die die Symbole erst verständlich machen. Das Symbolische greift aber, wie sich wieder an den populistischen Wahlkämpfen von Trump und Sanders zeigen lässt, selbst in die Strukturierung des Imaginären ein und transformiert die (normativen) Vorstellungen davon was Politik ist oder sein sollte.

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Podcast: Holger Zapf – Von Bourguibas Identitätsnarrativ zum postrevolutionären politischen Islam der Ennahda

Der Vortrag von Paula Diehl musste leider auf 17. Mai verschoben werden und Holger Zapf ist dankenswerterweise kurzfristig eingesprungen, was Bismarck seinen Platz im Titel
gekostet hat. Die Kinderkrankheiten hat der Podcast leider immer noch nicht überwunden, weshalb leider die Video-Aufnahme des Referenten fehlt.

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Als Gründungsmitglieder der DVPW-Themengruppe „Transkulturell vergleichende Politische Theorie“ (der Theorieblog berichtete) beginnt Holger Zapf seinen Vortrag mit den Herausforderungen, mit denen die transkulturelle Theorie konfrontiert ist. Weder ein systematischer noch ein ideengeschichtlicher Zugang, wie sie in der Politischen Theorie sonst üblich sind, ist ohne weiteres gangbar. Der systematische Zugang wird durch die Machtasymmetrie und dem Problem der Identifizierbarkeit intellektueller Leuchttürme erschwert, die in der amero- und eurozentristischen Theorien ganz selbstverständliche Orientierungspunkte bilden – man denke nur an Rawls oder Habermas –, der ideengeschichtliche durch ein mangelndes Verständnis der historischen Kontexte, die sonst meist unhinterfragt vorausgesetzt werden. Transkulturelle Politische Theorie verweist in methodischer Hinsicht in die Zukunft der Disziplin jenseits der andauernden Beschäftigung mit privaten Hausgöttern. Wie transkulturelle Theorie trotz dieser Schwierigkeiten gelingt, zeigt Zapf am Beispiel des Identitätsnarrativs Habib Bourguibas, dem ersten Präsidenten Tunesiens nach der Unabhängigkeit. Bourguiba bricht mit der eurozentrischen Erwartungshaltung, die Offenheit mit Demokratie assoziiert, indem er ein Plädoyer für eine offene und hybride Identität mit Demokratiefeindlichkeit verbindet. Auch im postrevolutionären Tunesien bleibt, so Zapf, diese Ambivalenz erhalten und nur vor diesem Hintergrund lasse sich bspw. die Auseinandersetzung um die Rolle der Religion in der Verfassungsgebung nach dem Arabischen Frühling angemessen verstehen.

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Podcast: Franziska Martinsen – Das europäische Subjekt der Menschenrechte

Der zweite Podcast unserer Vorlesungsreihe “Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert” hat die Kinderkrankheiten fast überwunden und steht nun in guter Soundqualität mit nur gelegentlichem Ruckeln zur Verfügung. Leider musste uns Paula Diehl kurzfristig absagen, weshalb es nächsten Montag den vorgezogenen Vortrag von Holger Zapf geben wird, während wir hoffen Paula Diehl in der folgenden Woche begrüßen zu dürfen.

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Mit den Grenzen der Menschenrechte beschäftigte sich Franziska Martinsen in ihrer Habilitation, aus der der Vortrag „Das europäische Subjekt der Menschenrechte“ hervorgegangen ist. Schon im Titel steck das Paradox, das sich als zentrales Problem durch den gesamten Vortrag zieht: Die Gleichzeitigkeit von universellem Geltungsanspruch der Menschenrechte und der Partikularität ihrer europäischen Genese. Franziska Martinsen richtet deshalb einen genealogischen Blick auf das Menschenrechtssubjekt und zeigt u.a. unter Rückgriff auf postkoloniale Kritik, durch welche Ausschlüsse es gebildet wurde und weiter stabilisiert wird: Das Subjekt der Aufklärung benötigt das Unaufgeklärte und so entpuppen sich die Menschenrechte als die Rechte des weißen (reichen) Mannes. Die mit diesen impliziten anthropologischen Annahmen verbundene Naturalisierung entspricht das in der Philosophie und politischen Theorie weitverbreitete moraltheoretische Verständnis der Menschenrechte. Der moraltheoretischen Lesart, in der die Subalternen nur als leidtragende Objekte von Barmherzigkeit vorkommen, möchte Martinsen – im Anschluss an Hannah Arendts berühmtes Recht Rechte zu haben – eine politische entgegenstellen. Menschenrechte sind in dieser nicht vornehmlich passive Eigenschaften, sondern aktiv zu artikulierende Ansprüche der Selbstermächtigung.

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Podcast: Christian Volk – Staat und Souveränität in der transnationalen Konstellation

Wie vergangene Woche angekündigt präsentieren wir euch heute den ersten Podcast zur Vortragsreihe „Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert“, der am 26.04.2016 an der Universität Göttingen gehalten wurde. Aller Anfang ist schwer, weshalb die Tonqualität des hervorragenden Vortrags  leider zu wünschen übrig lässt. Wir tun unser bestes, um den Podcast nächste Woche in besserer Tonqualität anbieten zu können. Nächste Woche folgt: Franziska Martinsen – Das europäische Subjekt der Menschenrechte.
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Der Vortrag „Staat und Souveränität in der transnationalen Konstellation“ geht auf die Arbeit des DFG-Projekts „Der Begriff der Souveränität in der transnationalen Konstellation“ zurück, das Christian Volk geleitet hat und fasst die zentralen Ergebnisse zusammen. Christian Volk fragt, ob sich das Politische in Zeiten der Globalisierung mit dem Begriff der Souveränität noch angemessen beschreiben lässt und ob dieser seine normative Fundierungsfunktion dadurch eingebüßt hat. Durch die Trends in der globalen Rechtsentwicklung, wie die Zunahme der durch den UN-Sicherheitsrat erlassenen Sanktionen, die Einschränkung des Konsensprinzips in der internationalen Politik, das Entstehen neuer Gerichte und Tribunale und das Hinzutreten neuer Völkerrechtssubjekte wird das Konzept der Souveränität zunehmend herausgefordert, wenn nicht gar gänzlich in Frage gestellt. Volk zeigt durch den Vergleich von zwei Autorenpaaren, wie die Struktur des Souveränitätsbegriffs selbst eine angemessene Lösung für die diagnostizierten Probleme verstellt. Hans Kelsen und Carl Schmitt, Dieter Grimm und Jean Cohen werden als „feindliche Brüder“ (Wolfgang Eßbach) gegenüber gestellt und so die Ontologie des Souveränitätsdenkens herausgearbeitet. Volk macht deutlich, wie das souvernänitätstheoretische Denken den Blick auf den Netzwerkcharakter gegenwärtiger politischer Praktiken, die Vielzahl von neuen Akteuren und die spezifische transnationale Prägung der gegenwärtigen Politik verstellt.

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Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert: Podcasts zur Vorlesungsreihe

Plakat_Zukunft_der_Politischen_Theorie-001Ab kommenden Montag werden die Vorträge der bereits angekündigten Vorlesungsreihe „Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert“, die Helene Gerhards und ich dieses Sommersemester an der Universität Göttingen veranstalten, als Podcast hier auf dem Theorieblog veröffentlicht – sowohl als Folien-Video-Podcast als auch als Audio-Stream und Download. Im Idealfall präsentieren wir euch jeden Montag einen neuen Vortrag aus der Reihe. Es ist uns wichtig, dass die Themen und nicht, wie in der Politischen Theorie üblich, die einzelne Autoren im Fokus stehen: Es geht uns um neue Problemfelder und nicht um alte oder neue Klassiker. Es geht nicht darum sich „sklavisch“ entlang von Theoriesträngen zu hangeln, sondern mit einem flexiblen, im besten Falle lösungsorientierten Set von (normativen, dekonstruierenden, hermeneutisch gewonnenen, kritischen usw.) Argumenten die Forschungsfragen zu beantworten. Ziel der Vortragsreihe ist es einen multiperspektivischen Blick auf sich erst entwickelnde, am Anfang, Neuanfang oder Umbruch stehende Forschungsfelder zu werfen. Worum geht es im Einzelnen?

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