Ernesto Laclau und die Bibliothek des Jorge Luis Borges

Ernesto Laclau ist gestorben. Wie jeder Nachruf ist auch dieser dem unhintergehbaren Dilemma ausgesetzt, sich dem Tod widmen zu müssen, einem Thema, über das es nichts zu sagen gibt, was gesagt werden müsste. Der Tod entzieht sich radikal jeder Erkenntnis und der Fehler jeder Religion ist es seit jeher gewesen, das Wissen an die Stelle des Glaubens zu setzen und sich dadurch selbst verlustig zu gehen. Was den Tod angeht, ist jede_r auf seine_ihre Phantasie verwiesen. Jorge Luis Borges schrieb einmal, er würde sich das Paradies als eine riesige Bibliothek vorstellen, in der man, stetig auf neue Gänge stoßend, ewig lesen und wandeln könnte. Es macht Freude, sich vorzustellen, wie Ernesto Laclau an diesem Ort die Augen aufschlägt und sich einem lächelnden Borges gegenübersieht. Solche Bilder helfen, dem Tod ins Auge zu blicken, dem unseren, dem unserer Lieben und dem Ernesto Laclaus, in dem alle jene anderen Tode ebenso beschlossen liegen wie der seine in unserem liegen wird. (mehr …)

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