Herrschaft, soziale Kämpfe und Lernprozesse bei John Dewey

Zum 100-jährigen Erscheinen von John Deweys „Demokratie und Erziehung“ (Teil 2)

Schon in den ersten Kapiteln von Demokratie und Erziehung wird den Lesern deutlich, dass Erziehung und Lernen für Dewey zentrale Bestandteile der Erfahrung lebendiger Wesen darstellen. Ein Buch über Erziehung ist demnach nur als eine Theorie der erziehenden Dimension der Erfahrung zu entwickeln. Dazu setzt sich Dewey ausführlich mit klassischen Ansätzen der Erziehungstheorie auseinander und behandelt konkrete Fragen, die die genaue Gestaltung erziehenden Praktiken in der Schule betreffen. Ähnlich wie in Deweys Ästhetik, derzufolge Praktiken der Kunstproduktion und -rezeption aus der Hervorhebung der ästhetischen Qualität aller menschlichen Erfahrung entstehen, liegt Demokratie und Erziehung die These zugrunde, dass sich erziehende Institutionen mit der reflexiv gewordenen, in kollektive Verantwortung genommenen Lernfähigkeit der menschlichen Erfahrung beschäftigen. Nichts kann die philosophische Reichweite von Deweys erziehungstheoretischen Reflexionen besser verdeutlichen als seine „fachwissenschaftliche“ Definition von Erziehung: Darin geht es dem pragmatistischen Philosoph zufolge um „diejenige Rekonstruktion und Reorganisation der Erfahrung, die die Bedeutung der Erfahrung erhöht und die Fähigkeit, den Lauf der folgenden Erfahrung zu leiten, vermehrt“. (mehr …)

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