theorieblog.de | Schwerpunkt: 100 Jahre Fanon
22. Juli 2025, Theorieblog-Team
Am 20. Juli wäre Frantz Fanon 100 Jahre alt geworden. Fanon setzte sich in seinen Werken auf tiefgehende Weise mit dem Kolonialismus und seinen prägenden Nachwirkungen auseinander. Er analysierte Kolonialismus als systemische Gewalt und frühe Form des Faschismus. Seine Arbeiten verbinden psychologische, marxistische und phänomenologische Perspektiven auf koloniale Entfremdung, Herrschaft und Unterdrückung. Das Denken des Theoretikers, Psychoanalytikers und Aktivisten hat damit nichts an seiner Aktualität und Wichtigkeit für die Politische Theorie verloren – sei es in Bezug auf seine Auseinandersetzungen mit Kolonialität, Gewalt, Rassismus oder Subjektivierung.
Aus diesem Anlass werden wir uns in den nächsten zwei Wochen im Rahmen eines Schwerpunkts mit verschiedenen Facetten seiner Arbeiten befassen. Wie kein anderer Theoretiker hat Frantz Fanon das Nachdenken über Gewalt betrieben – doch wird in der deutschsprachigen politiktheoretischen Rezeption sein politisches Denken auch häufig auf diesen Aspekt reduziert. Es ist diese Reduzierung, die die Beiträge anleitet, aus verschiedenen Blickwinkeln genauer hinzuschauen und auszuloten, ob dies nicht eine Begrenzung von Fanons Werk darstellt. Mal mehr, mal weniger explizit um den Begriff der Gewalt kreisend, bringen die Autor:innen des Schwerpunkts Fanons Denken so mit gegenwärtigen theoretischen Perspektiven und Denkschulen ins Gespräch und loten die Viel- und Weitsichtigkeit seines Werks aus.
Den Anfang macht Ina Kerner mit einer einführenden Perspektive, die Fanon als wichtigen Theoretiker der Politischen Theorie vorstellt. Nicki K. Weber wird sich in einem Close Reading mit dem Kapitel “Die erlebte Erfahrung des Schwarzen” aus Schwarze Haut, Weiße Masken beschäftigen. Jeanette Ehrmann liest Fanon mit Sylvia Wynter und stellt die Soziogenese als zentrales Element des Fanonschen Denkens heraus. Michaela Bstieler und Thomas Bedorf werfen einen phänomenologischen Blick auf Fanon. Viktoria Huegel stellt ästhetische Bezüge zwischen Gewalt und Tanz her. Im letzten Beitrag liest Vanessa Thompson Fanon als antifaschistischen Theoretiker.
Wir freuen uns sehr auf die kommenden Wochen und wünschen viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!
Eure Theorieblog-Redaktion
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