theorieblog.de | CfP: Kritische Theorie der extremen und populistischen Rechten

14. Oktober 2021, Meine

Zeitnah findet am 8. und 9. Dezember 2021 an der Universität Hamburg ein Workshop zur „Kritischen Theorien der extremen und populistischen Rechten“ statt, der an Wissenschaftler*innen in der Promotions- bzw. Post-Doc-Phase gerichtet ist. Gegenstand der als Arbeitstreffen konzipierten und von Leo Roepert organisierten Veranstaltung ist die Frage, was Adornos, Horkheimers, Marcuses, Löwenthals etc. Arbeiten zum Verständnis des aktuellen „Rechtsrucks“, also des gegenwärtigen Erstarkens der populistischen und extremen Rechten, beitragen können. Achtung: Die Deadline für Abstracts (max. 400 Wörter) ist bereits am 01. November, die Frist für die Einreichung von Texten am 19. November 2021. Der vollständige Call befindet sich hier und nach dem Klick.

 

Kritische Theorie der extremen und populistischen Rechten

Call for Papers für einen Workshop am 08./09. Dezember 2021 an der Universität Hamburg. Deadline: 01. November 2021

Die Kritische Theorie, die Anfang der 1930er Jahre am Frankfurter Instituts für Sozialforschung begründet wurde, definierte als ihre zentrale Aufgabe die „Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.“ Max Horkheimer und seine Mitstreiter hatten dabei die autoritären Tendenzen ihrer Zeit vor Augen, insbesondere den Faschismus und den Nationalsozialismus, der schließlich viele von ihnen ins Exil zwang.

Zu den bekanntesten Arbeiten, die sich mit der extremen Rechten und ihren gesellschaftlichen Voraussetzungen beschäftigen, zählen die „Studien über Autorität und Familie“ (Horkheimer/Fromm/Marcuse), die „Studien zum autoritären Charakter“ (Adorno), die Geschichtsphilosophie der „Dialektik der Aufklärung“ und die darin enthaltenen Überlegungen zu den „Elementen des Antisemitismus“ (Adorno/Horkheimer), aber auch Leo Löwenthals Studie zu den „Falschen Propheten“, Herbert Marcuses „Feindanalysen“, Friedrich Pollocks Arbeiten zur Ökonomie des Nationalsozialismus und Franz Neumanns Analyse des NS-Staates in seinem Buch „Behemoth“. Das verbindende Element dieser Arbeiten besteht darin, dass sie ihren Gegenstand nicht isoliert betrachten, sondern als Ausdruck einer negativen gesellschaftlichen Totalität verstehen. Autoritäres Denken, Faschismus und Nationalsozialismus seien nicht als Anomalie oder Abweichung von einer ansonsten geradlinig verlaufenden Fortschrittsgeschichte, sondern als Resultate der kapitalistisch und patriarchal verfassten Gesellschaft und ihrer Entwicklungstendenzen zu begreifen.

In den gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Debatten um die erstarkende populistische und extreme Rechte wird insgesamt wenig auf die Kritische Theorie Bezug genommen. Ziel des geplanten Workshops ist es, gemeinsam darüber nachzudenken, was Adorno, Horkheimer & Co. zum Verständnis des aktuellen „Rechtsrucks“ beizutragen haben. Dabei soll es u.a. um folgende Fragen gehen:

  • Welche Überlegungen, Begriffe und Befunde der Kritischen Theorie lassen sich für die Analyse der gegenwärtigen populistischen und extremen Rechten fruchtbar machen?
  • Wo liegen Grenzen und Probleme? Welche Konzepte müssen modifiziert oder vielleicht auch fallengelassen werden?
  • An welchen Stellen können und müssen die Perspektiven der Kritischen Theorie erweitert und mit Erkenntnissen aus anderen kritischen Forschungstraditionen verknüpft werden. Hier ist insbesondere daran zu denken, dass bestimmte Aspekte rechten Denkens wie Rassismus und Sexismus/Antifeminismus in den Arbeiten der „alten“ Kritischen Theorie eher randständig sind. Was könnten hier etwa feministische oder rassismuskritische Perspektiven beitragen?
  • Wie verhält sich eine an der Kritischen Theorie orientierte Perspektive zu anderen Erklärungsansätzen (etwa: Rechtspopulismus als Phänomen von „Modernisierungsverlierer*innen“, als Ausdruck der „Postdemokratie“ oder eines Konflikts zwischen „Kommunitaristen“ und „Kosmopoliten“?)
  • Was bedeutet es, bei der Analyse der extremen Rechten von einer allgemeinen kritischen Theorie der Gesellschaft auszugehen, die nicht auf dem Standpunkt der Werturteilsfreiheit steht, sondern sich als politische Intervention begreift?

 

Der Workshop findet am 08. und 09. Dezember 2021 an der Universität Hamburg statt und richtet sich an Nachwuchswissenschaftler*innen (Doc, Post-Doc), die sich mit der populistischen und extremen Rechten (und verwandten Phänomenen) auseinandersetzen und dabei auf Konzepte der kritischen Theorie zurückgreifen. Die Veranstaltung ist als Arbeitstreffen konzipiert, das den Teilnehmer*innen die Möglichkeit bieten soll, sich über ihre Forschung auszutauschen.

Voraussetzung für die Teilnahme ist

  • die Bereitschaft, den anderen Teilnehmer*innen im Vorfeld einen Text aus dem Kontext der eigenen Forschung zukommen zu lassen (Exposé, Aufsatz, Auszug/Kapitel aus Dissertations- oder Habilitationsprojekt). Dieser Text soll dann im Rahmen des Workshops kommentiert und gemeinsam diskutiert werden.
  • die Bereitschaft, einen kurzen mündlichen Kommentar zu einem der Texte der anderen Teilnehmer*innen vorzubereiten und vorzutragen.

Interessent*innen können sich bis zum 01. November 2021 mit einem Abstract (max. 400 Wörter) bewerben, der die eigene Forschung skizziert und die Bezüge zur Kritischen Theorie herausstellt. Für die ausgewählten Teilnehmer*innen werden Fahrt- und Übernachtungskosten übernommen. Die Frist für die Einreichung des Textes ist der 19. November 2021.

Bewerbungen an: leo.roepert@uni-hamburg.de


Vollständiger Link zum Artikel: https://www.theorieblog.de/index.php/2021/10/cfp-kritische-theorie-der-extremen-und-populistischen-rechten/