Call für interdisziplinären Workshop anlässlich der Neuausgabe von Robert Michels’ „Grenzen der Geschlechtsmoral“ (31. März bis 1. April 2022, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

„Die neue Geschlechtsethik, deren Sonnenball wir am Horizont bereits auftauchen sehen, deren Strahlen aber noch blaß und matt sind und noch nicht die Kraft haben, neues Leben zu spenden, hat ihre größte Gegnerin in der Heuchelei. Es ist zwar auch der vornehme, edeldenkende, reine Mensch, der sich heute noch vielfach gegen eine neue Ethik sträubt […]. Aber der heftigste Feind des neuen keimenden Lebens […] sitzt da, wo sich Dunkel und Hell paart, im Clairobscur des sozialen Körpers, am Rande des Sonnenlichts und der Finsternis. Das sind die Elemente, die, insofern sie seelisch infekt sind, alles Interesse daran haben, alles beim alten zu lassen, weil ihr Mangel an Moralität mit der alten Moral sehr gut auskommt“.

Dieses Zitat von Robert Michels stammt aus seiner 1911 erschienenen Essay-Sammlung Die Grenzen der Geschlechtsmoral, in der er sich als feministischer Mitstreiter der Frauenbewegung sowie sozialwissenschaftlicher Bewegungsforscher präsentiert, der für eine „neue Sexualmoral“ eintritt. Allerdings ist diese Seite von Michels theoretischen sowie praktischen Wirken in geschlechteregalitärer Absicht vor dem Ersten Weltkrieg kaum bekannt. Die Grenzen der Geschlechtsmoral erschienen zwar 1911 in zwei Auflagen, sind aber bis aktuell erscheinenden Neuausgabe hierzulande nicht mehr neu aufgelegt worden. Auch seine Beiträge in verschiedenen Periodika der deutschen Frauenbewegung sind weitgehend vergessen.

Anlässlich des 110-jährigen Jubiläums der in der Forschung vernachlässigten Schrift Michels’ möchte ein von Harald Bluhm und Vincent Streichhahn vom 31. März bis 1. April 2022 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenbergorganisierter Workshop Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen dazu anregen, einen aktualisierten, geschlechtersensiblen Blick auf das Leben und Wirken von Michels zu werfen. Genauere Informationen finden sich hier, die Vorschlagsfrist verstreicht zum 6. September 2021.

 

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