DVPW-Kongress 2018 – Ein Überblick

Morgen beginnt in Frankfurt der Kongress der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW). In diesem Jahr finden sich die Politikwissenschaftler*innen unter dem Motto „Grenzen der Demokratie/Frontiers of Democracy“ zusammen. Eine kompakte Übersicht über die Kongressstruktur gibt es hier, das umfangreiche Gesamtprogramm ist hier als pdf einsehbar. Wer sich einzelne Paper herunterladen möchte, kann sich in die virtuelle Paper-Library begeben. Zum Einstieg in die Kongress-Tage geben wir hier einen Überblick über das Programm und weisen auf einzelne Veranstaltungen hin, die für politische Theoretiker*innen und den „Nachwuchs“ der Disziplin besonders wichtig zu sein versprechen. Da uns dabei natürlich das eine oder andere aus dem Blick geraten sein kann, laden wir dazu ein, weitere Hinweise in den Kommentaren zu ergänzen.

 

Dienstag, 25.09.

Den Auftakt in den Kongress machen der Nachwuchs und die Frauen: Um 14 Uhr finden erst die Nachwuchsversammlung (Hörsaal HZ 10) und dann, um 14.45 Uhr, die Frauenversammlung (Hörsaal HZ 11) statt.

Um 16 Uhr beginnt die erste Panelsession. Vor allem die folgenden Panels dürften aus Theorieperspektive spannend werden. Wir listen hier nur die Titel der Panels auf und verweisen auf die betreffende Seite im Kongress-Programm, die Infos zu Ort, Organisator*innen, Beitragenden und Vortragstiteln gibt.

  • Democracy beyond the national frontier. Transnational democracy in historical, normative and contemporary perspective (S. 24)
  • Gebrochene (Gleichheits-)Versprechen: Die offene Flanke der liberalen Demokratie für AntiFeminismus (S. 26)
  • Internationale politische Autorität und die Grenzen demokratischer Legitimation (S. 28)
  • Öffentlichkeit als digitale Plattform: Herausforderung für die Demokratie? (S. 30)
  • Kulturelle Grenzen der Politik – Politische Grenzen der Kultur (S. 32)
  • Sozio-ökonomische Ungleichheit und Demokratie: Realisierbare, effektive und stabile redistributive Institutionen zum Schutz demokratischer Gleichheit? (S. 35)
  • Normalisierung der Grenzüberschreitung. Terrorismusbekämpfung durch Demokratien im Ausnahmezustand (S. 38)
  • Constitutionalism without democracy (S. 39)
  • Jenseits der „zeitlichen Grenze“ der Demokratie? Politischer Wettbewerb und seine Elemente vor 1945 (S. 44)
  • Grenzen der Demokratie überwinden – Kosmopolitische Verantwortung als politisches Konzept (S. 45)
  • Föderalismus als Antwort auf die Entkopplung von Freiheit und Demokratie? (S. 48)

Die Eröffnungsveranstaltung des Kongresses findet um 18 Uhr im Hörsaal HZ 2 statt. Auf dem Podium diskutieren Nicole Deitelhoff, Wolfgang Merkel und Tine Stein über die „Grenzen der Demokratie“. Im Anschluss gibt es einen Empfang.

 

Mittwoch, 26.09.

Der zweite Kongresstag startet mit einem Festvortrag des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (9.30 bis 10.30 Uhr, Hörsaal HZ 2). Weil es Sicherheitskontrollen gibt und Einlass nur bis 9.15 Uhr ist, sollten sich die bestätigt Angemeldeten hier frühzeitig einfinden. Für alle anderen wird es eine Live-Übertragung geben. An die Rede des Bundespräsidenten schließt ein Podium an, auf dem Brigitte Geißel, Claudia Landwehr, Michèle Knodt und Tine Hanrieder diskutieren.

Disziplinübergreifend relevant ist die mit Katharina Holzinger, Frank Nullmeier, André Kaiser, Moritz Ritter (für den AK Reform) und Eckard Kämper von der Deutschen Forschungsgemeinschaft besetzte Podiumsdiskussion „Sozialwissenschaften in der DFG: Strategische Überlegungen zu den Förderformaten“ (11 bis 12.30 Uhr, Hörsaal HZ 4). Ebenfalls spannend werden dürfte eine im Timeslot konkurrierende Podiumsdiskussion zum Thema „Conceptualizing the Future of Democracy: Combining Representation and Participatory Innovations“ (11 bis 12.30 Uhr, Hörsaal HZ 3). Hier diskutieren Anne Phillips, Rainer Forst, Jane Mansbridge und Mark Warren.

Von 12.30 bis 13.45 Uhr, parallel zu den Versammlungen der anderen Sektionen, findet die Versammlung der Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ statt (Hörsaal HZ 9).

Am Nachmittag geht es wieder in die Panels. Vermutlich lohnt es sich für Theoretiker*innen, eines dieser Panels zu besuchen:

  • Größe und Demokratie (S. 51)
  • From theories of transnational democracy to transnational democratic theory? (S. 52)
  • Der Finanzmarkt als Grenze der Demokratie? Politikwissenschaftliche Perspektiven auf zehn Jahre Finanzkrise (S. 54)
  • Menschenrechte als Grenzen demokratischen Handelns (S. 64)
  • Kritische Perspektiven auf Institutionalisierung und Verrechtlichung (S.65)
  • Wer gehört zum Volk? Migration und die Frage der Zugehörigkeit (S. 69)
  • Die uneinige Demokratie. Pluralität, Dissens, Heterogenität (S. 74)
  • Die radikaldemokratische Entgrenzung der Demokratie (S. 77)
  • Demokratie und die Kolonialität der Politischen Moderne (S. 78)
  • Republik und Verteilung (S. 93)
  • Internationale Normen und die Grenzen der Demokratie (S. 99)
  • Reaktionäre Proteste und die Imagination des Internationalen (S. 100)

Für den Nachwuchs könnte insbesondere auch das Panel „Inside peer review – worauf es Herausgeber*innen ankommt“ interessant sein (14 bis 15.30 Uhr, Hörsaal HZ 8). Um 16 Uhr findet außerdem das „Vernetzungstreffen der Nachwuchssprecher*innen“ statt (Seminarraum SH 2.102, bis 17.30 Uhr).

Zwischen den Panelveranstaltungen lohnt es sich für alle Lehrenden, beim Ausstellungstisch des Wochenschau-Verlags vorbeizuschauen. Hier stellt sich die neue Kleine Reihe Hochschuldidaktik Politik vor (15.30 bis 16 Uhr, Hörsaalzentrum).

Um 18 Uhr findet dann die Mitgliederversammlung der DVPW statt (Hörsaal HZ 4). Die Tagesordnung der Mitgliederversammlung ist hier einsehbar.

 

Donnerstag, 27.09.

Der Donnerstagvormittag steht im Zeichen der Roundtables und Podiumsdiskussionen. Der Frage, inwiefern der Rechtspopulismus die Grenzen der Demokratie berührt, wird bei der Podiumsdiskussion „Rechtspopulismus heute – oder: Wieviel Identität verträgt die Demokratie?“ diskutiert (9 bis 10.30 Uhr, Hörsaal HZ 2). Mit Dirk Jörke, Winfried Thaa und Christian Volk sitzen hier drei Theoretiker mit auf dem Podium.

Unsere Panel-Empfehlungen für den Nachmittag:

  • Demokratie und Wissenschaft: Wissenschaftskritik in Zeiten öffentlicher Anfeindungen (S. 105)
  • New Fiscal-Political Science? Krisendiagnostik und konzeptionelle Konturen fiskalpolitologischer Forschung (S. 107)
  • Digitalisierung und Demokratieforschung (S. 108)
  • Die Bedeutung von (unterschiedlichen) Demokratie(-verständnissen) im Kontext aktueller Entwicklungen (S. 110)
  • Das Flüchtlingsrecht und die Grenzen der demokratischen Selbstbestimmung (S. 124)
  • New Frontiers of Electoral Democracy in Europe: Voting Rights beyond Nationality and Territoriality (S. 126)
  • Zur Kritik und Rechtfertigung von Grenzen (S. 129)
  • Citizen Participation and the Future of Democracy: A Systemic Perspective (S. 131)
  • An den Grenzen der Demokratie: Verfassungsgerichte als letzte Hoffnung? (S. 133)
  • Die Grenzen der Demokratie: Diskurse der Demokratiekritik im 19. und 20. Jahrhundert (S. 146)
  • Totgesagte leben länger. Die Krise der Demokratie und der Religion (S. 148)
  • Soziale Bewegungen als Grenzphänomene des Demokratischen (S. 151)
  • Transnationale Unternehmen als Grenze demokratischer Kontrolle? (S. 154)
  • Grenzenlose Demokratie und ihre Grenzen (S. 156)

Weil prekäre Beschäftigungssituationen das tägliche Brot des wissenschaftlichen Nachwuchses sind, möchten wir auf das Sonderpanel „Departments: Strukturreformen für eine bessere Beschäftigung?“ hinweisen (Seminarraum SH 2.102, 16 bis 17.30 Uhr). Hier wird diskutiert, inwiefern eine Reformierung deutscher Fakultäten und Lehrstühle entlang der Department-Struktur für eine Verbesserung prekärer Beschäftigungsverhältnisse sorgen könnte.

Eine Keynote von Hanspeter Kriesi, die sich der Frage widmet: „Is there a crisis of democracy?“, schließt das inhaltliche Programm des Tages ab (18 Uhr, Hörsaal HZ 2).

Feminists & Friends sind um 20 Uhr von dem AK Politik und Geschlecht, der Redaktion der Zeitschrift Femina Politica und dem Ständigen Ausschuss für Fragen der Frauenförderung (StAFF) zum Empfang eingeladen (Hörsaalzentrum, Foyer Erdgeschoss).

An die legendäre DVPW-Kongressparty-Tradition wird natürlich auch in diesem Jahr wieder angeknüpft: Ab 21 Uhr startet die Kongressparty (Anbau Casino, Saal West).

 

Freitag, 28.09.

All denjenigen, die den Dancefloor nicht zu spät verlassen haben und fit für die Roundtable-Session am Vormittag sind, möchten wir die Roundtables „Disintegration of multi-level democracies: EU and beyond“ (9 bis 10.30 Uhr, Hörsaal HZ 2) und „Die Rückkehr des Pöbels? Wie alte Grenzen der Demokratie neu gezogen werden“ (11 bis 12.30 Uhr, Hörsaal HZ 2) nahelegen. Im ersten sind unter anderem Eva Marlene Hausteiner, Andrew Moravcsik und Markus Patberg, im zweiten Ina Kerner und Rebecca Pates mit dabei.

Für den Nachmittag empfehlen wir folgende Panels:

  • Steht sich die Demokratie selbst im Weg? Strukturell bedingte Grenzen aufdecken – Institutionen weiterdenken (S. 159)
  • Democracies in crisis: The decoupling of democracy and liberalism (S. 163)
  • Doing democracy: translations and boundaries (S. 166)
  • Umverteilung und Politische Repräsentation (S. 175)
  • Die Bedeutung von Demokratie Oder: Zu den Grenzen des Demokratiebegriffs (S. 176)

Es erwartet uns ein reichhaltiges Programm! Wir wünschen euch und uns einen spannenden Kongress mit vielen interessanten Inputs und Debatten sowie zahlreichen Gelegenheiten fürs Kontakteknüpfen und -pflegen und freuen uns auf angeregte Diskussionen. An dieser Stelle schon die Ankündigung: In ein paar Wochen wird der Theorieblog mit der Unterstützung einiger Gastautor*innen auf den Kongress zurückblicken.