CfP: Nachwuchskonferenz „Praktiken der Kritik“ in Frankfurt

Am Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ findet auch in diesem Jahr wieder eine große Nachwuchskonferenz statt. Das Thema in dieser, der mittlerweile vierten Auflage lautet: „Praktiken der Kritik“ (ein Bericht aus dem Jahr 2010 hier). Drei Fragekomplexe sollen auf der Konferenz genauer betrachtet werden: Die Möglichkeitsbedingungen von Kritik, die Realisierung von Kritik und Reaktionen auf diese. Insgesamt gibt es 23 einzelne Panels, wobei die Themen von „Critical Theory and Global Justice“ über „Democracy in theory and practice – or both?“ und „Transnationaler Konstitutionalismus zwischen Herrschaft und Kritik“ bis hin zur „Normativität der Sozialkritik“ reichen (ich selbst veranstalte gemeinsam mit Matthias C. Kettemann ein Doppelpanel zu Praktiken der Kritik im Internet). Jedes der 23 Panels hat dabei für sich noch einmal einen eigenen Call, den ihr hier einsehen könnt. Die Konferenz findet vom 5.-7. Dezember 2013 statt, wer teilnehmen will, kann sich mit einem Abstract bis zum 15. Juli bewerben. Alle Informationen, wie die Bewerbung aussehen muss, sowie den ausführliche Call gibt es hier als PDF  – oder auf der Webseite oder unter dem Strich.

 

Internationale Nachwuchskonferenz „Praktiken der Kritik“ 5.-7. Dezember 2013
Ort: Goethe-Universität Frankfurt, Haus Normative Ordnungen/ Casino I.G. Farben
www.normativeorders.net/nachwuchskonferenz

Call for Papers
Deadline: 15.7.2013

Praktiken der Kritik sind auf vielfältige Weise mit normativen Ordnungen verbunden. Diese beziehen sich reflexiv auf in ihnen stattfindende kritische Auseinandersetzungen, können Kritik sowohl ermöglichen als auch unterdrücken. Auf der einen Seite kann sich Kritik auf die Rechtfertigungsgrundlagen normativer Ordnungen stützen. Auf der anderen Seite steht eine solche immanente Kritik in der Gefahr, selbst zur Reproduktion der kritisierten Zustände beizutragen. Der kritischen Praxis sozialer Bewegungen und theoretischer Interventionen wird darüber hinaus oft entgegengehalten, dass es keine unkontaminierte Position gebe, von der aus ein kritischer Standpunkt formuliert werden könne. Es stellt sich entsprechend die Frage, in welcher Form und unter welchen historischen, politischen und sozialen Umständen Kritik überhaupt in Erscheinung treten kann.

Dabei gilt es, Kritik und Machtordnungen nicht nur in ihrem theoretischen Fundament zu rekonstruieren, sondern gerade auch anhand der Praktiken, in denen sie sich entfalten und tätig werden. Drei Aspekte sind zentral: erstens die konkreten Formen von Macht und ihrer Ausübung, die sich stets im Spannungsfeld von normativen Ansprüchen und geronnenen Herrschaftsordnungen herausbilden; zweitens die Reichweite von Gerechtigkeit als Begründungsfundament von Kritik; drittens der Aspekt der Darstellung. Schließlich werden Rechtfertigungen  auch narrativ und symbolisch transportiert, so haben sie notwendigerweise einen ästhetischen Überschuss. Es gilt deshalb auch, die ästhetische Dimension sowohl von Macht als auch Gerechtigkeit oder Legitimation in den Blick zu nehmen. Aus diesen Leitgedanken ergeben sich für die Konferenz folgende Fragekomplexe:

1) Möglichkeitsbedingungen von Kritik
Unter welchen Bedingungen entstehen Praktiken der Kritik? Welche Rolle spielen dabei ungerechte Verhältnisse? Wie wirkt sich eine spezifische normative Ordnung, wie wirken sich Machtverhältnisse und ihre Darstellung sowie Selbstrepräsentation auf die Entstehung von Kritik aus? Wie lässt sich die (Un-)Möglichkeit von Kritik an normativen Ordnungen denken? Gibt es Räume der Kritik, die außerhalb dessen liegen, was kritisiert wird, oder steht Kritik immer schon in einem aporetischen Verhältnis?

2) Realisierung von Kritik
In welchen Erscheinungsformen tritt Kritik auf? Welche sozialen Praktiken sind mit ihr verknüpft, und wie verhalten sich diese zueinander, auch in ihrem Deutungsanspruch der gesellschaftlichen Realität? Wie lässt sich eine Praxis der Kritik überhaupt fassen – konzeptionell und empirisch? Welche Rolle spielt die Repräsentation der Kritik und des Kritisierten für die Realisierung von Kritik? Führen bestimmte Formen der Artikulation zu einer Legitimation von Dominanzverhältnissen? Wem ist es möglich und wem wird überhaupt das Recht zugesprochen, Kritik zu üben?

3) Reaktionen auf Kritik
Welche Reaktionen auf unterschiedliche Praktiken der Kritik, wie soziale Bewegungen und theoretische Interventionen, lassen sich beobachten? Führen sie zur Stabilisierung von Machtverhältnissen durch konservativen Rückzug oder zu reflexiver Veränderung in Richtung gerechterer Verhältnisse? Wie beeinflusst auch die wissenschaftliche Rekonstruktion sozialer Konflikte die Reaktion auf Kritik? Wie wirkt sich die Darstellung bzw. die Art der Rechtfertigung von Ordnungen – und Kritik – auf die Reproduktion von Ungerechtigkeit, Unterdrückung, und Gewalt aus?

Diesen und ähnlichen Fragen will die internationale Nachwuchskonferenz „Praktiken der Kritik“ des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven vom 5. bis 7. Dezember 2013 nachgehen. Beitragsvorschläge von Nachwuchswissenschaftler_innen (bis max. vier Jahre nach der Promotion) werden bis spätestens zum 15.7.2013 als elektronische Abstracts erbeten. Es gibt 23 Panels, auf die eine gezielte Bewerbung möglich ist. Sollte die Zuordnung schwer fallen, ist es auch möglich, passende Abstracts ohne spezifische Panelangabe einzureichen. Für spezifische Informationen zu einzelnen Panels bitte die Konferenzwebsite besuchen unter:

www.normativeorders.net/nachwuchskonferenz

Beitragsvorschläge bitte per Email mit einem anonymisierten Abstract und einer Kurzbiographie in zwei getrennten Dokumenten (doc oder rtf) an graduateconference@normativeorders.net senden und in der Betreffzeile das gewünschte Panel nennen. Abstracts sollen zwischen 400 und 700 Wörtern lang sein.

Nach Absprache wird während der Konferenz auch die Möglichkeit bestehen, einen Kinderbetreuungsservice in Anspruch zu nehmen. Bei Fragen hierzu oder allen weiteren Themen einfach an die o.g. Emailadresse schreiben. Wir freuen uns auf die Einreichungen!

Die Panels

  • (Non-)Compliance and Critique
  • Coping with critique: The reaction of international organizations to normative contestation
  • Crisis and critique in banking and finance
  • Critical Theory and Global Justice
  • Critique from beyond the Edge of the (Legal) Universe
  • Democracy in theory and practice – or both?
  • Die Kritik auf der Leinwand – Darstellungsformen von Rechtfertigung
  • Die Schönheit der Chance: Das Internet als Ort utopischer Praktiken
  • Dogmatik – Apologie oder Kritik von Normativität?
  • Freiheit und Kritik
  • Indeterminacy in law and critical legal theory
  • Knowledge and Action
  • Kritik der politischen Kunst (in Kooperation mit der HfG Offenbach)
  • Kritische Rechtsbetrachtungen: Wohin zielt ihre Kritik und worauf zielt die Kritik an ihnen?
  • Normativität der Sozialkritik
  • Other Voices, Other Critique? Critical Knowledges Otherwise
  • Politics of Insecurity, Critique of Security
  • Politische Gewalt und Aufstände als fundamentale Systemkritik: Transnationale Reaktionen im
  • langen 19. Jahrhundert
  • Von Shitstorms und Empörungswellen – Gründe und Abgründe der Internetkritik
  • Praktiken der Kritik nach dem Arabischen Frühling
  • Religion and Critique
  • Revolution and Reflection: 1789 and beyond
  • Transnationaler Konstitutionalismus zwischen Herrschaft und Kritik

Der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

Der Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ untersucht gesellschaftliche Umbrüche unter dem Gesichtspunkt der Genese und Geltung von Ordnungsvorstellungen. Normative Ordnungen werden verstanden als Rechtfertigungsordnungen, die über die Etablierung und Stabilisierung von Herrschaft und die Verteilung von Lebenschancen bestimmen. Der Cluster geht den Fragen nach, auf welchen Normen solche Ordnungen beruhen, wie sie sich herausbilden oder verändern und wie sie kritisiert oder legitimiert werden (können). Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen wie der Philosophie, der Geschichts-, Politik- und Rechtswissenschaft sowie der Ethnologie, der Ökonomie, der Theologie und der Soziologie arbeiten im Forschungsverbund zusammen. Mehr unterwww.normativeorders.net.

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