Die Herausgeber der ZPol, Marianne Kneuer und Carlo Masala, bitten Autorinnen und Autoren aller Teildisziplinen, Vorschläge für Beiträge einzureichen, die sich mit Solidarität als politikwissenschaftlichem Konzept auseinandersetzen. Abstracts im Umfang von 1.500 Zeichen sollten bis zum 20. Mai 2013 eingereicht werden. Die nähere Auswahl liegt bei den Herausgebern. Die Details erfahrt Ihr nach dem Klick. Call für Papers
Sonderheft der Zeitschrift für Politikwissenschaft 2014
„Solidarität“ Marianne Kneuer/Carlo Masala (Hrsg.)
Kaum ein Begriff wird in der aktuellen politischen Debatte so häufig und in so unterschiedlichen Kontexten gebraucht wie Solidarität. Sei es, dass Bürger demokratischer Gesellschaften Solidarität gegenüber Schwachen zeigen müssen, Staaten aus Gründen der Solidarität die Politik von Partnern unterstützen müssen oder aber dass im Zuge der europäischen Schuldenkrise Solidarität als Argumentationsmuster herhalten muss, um massive Transferzahlungen von Nord- nach Südeuropa zu rechtfertigen. Es scheint so, als ob gerade in Krisenzeiten nach Begriffen gesucht wird, die Orientierung- und Handlungsmuster vorgeben oder politische Entscheidungen legitimieren helfen. Solidarität ist somit in aller Munde. Obwohl Solidarität als Begriff und Konzept in etlichen Politikbereichen als Orientierungs- oder Ordnungsprinzip enthalten ist, hat sich die Politikwissenschaft bisher kaum systematisch damit auseinandergesetzt. So gibt es kaum theoriebasierte Zugänge oder empirisch-analytische Befunde in den politikwissenschaftlichen Teildisziplinen, die sich systematisch mit Solidarität als politischer und politikwissenschaftlicher Kategorie auseinandersetzen.
Das seitens der Herausgeber geplante Sonderheft der Zeitschrift für Politikwissenschaft nimmt sich dieses Desideratums an und fordert Autorinnen und Autoren aller Teildisziplinen auf, Vorschläge für Beiträge einzureichen, die sich mit Solidarität als politikwissenschaftlichem Konzept auseinandersetzen.
Welche theoretischen Begründungen lassen sich für Solidarität in und zwischen staatlich verfassten Gesellschaften herausarbeiten? Was können uns die ideengeschichtlichen Wurzeln des Solidaritätsprinzips und seine Entwicklung heute sagen? Welche unterschiedlichen Interpretationsstränge gibt es für das Solidaritätsprinzip und von welchen politischen, gesellschaftlichen und historischen Kontexten sind sie abhängig? Gehört Solidarität zu den Voraussetzungen, die ein politisches Gemeinwesen nicht selbst schaffen kann, dessen Vermittlung es aber dennoch dauerhaft bedarf?
Wie unterscheidet sich Solidarität in der Praxis der innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Beziehungen von Vertragsverpflichtungen oder ist Solidarität lediglich ein „leerer Signifikant“? Was könnte Solidarität auf globaler Ebene bedeuten? Und reichen die heutigen Mechanismen aus, um diese eventuell zu organisieren? Muss Solidarität umgedeutet werden angesichts globaler Herausforderungen, um etwa mit die Folgen des Klimawandels, Wasserknappheit oder Umweltschäden für unterentwickelte oder schwach entwickelte Länder erträglich zu machen? Oft thematisiert wurde in letzter Zeit die Solidarität innerhalb der EU, die nicht nur moralisch als Pflicht empfunden werden mag, sondern auch rechtlich in den EU-Verträgen verankert ist. Lässt sich der Solidaritätsbegriff, der zunächst im nationalen Raum angesiedelt ist, auf die europäische Ebene übertragen? Innerhalb der internationalen Ebene ist insbesondere von Interesse, ob und wie sich eine rechtlich-institutionell verstandene Solidarität auf einen übernationalen Kontext übertragen lässt (Joachim Wiemeyer). Wie stark lässt sich dann ein übertragenes Solidaritätskonzept dehnen? Oder müssen auch Ausschlusskriterien formuliert werden, und wenn ja welche? Wie wird die in der Verschuldungskrise akute Solidarität in den einzelnen EU-Staaten perzipiert? Und wie vermitteln die EU (und die einzelnen Organe) das Solidaritätsprinzip und seine konkrete Umsetzung?
In Bezug auf die innerstaatliche Ebene stellt sich die Frage, wie dort das Solidaritätsprinzip in institutionellen Sicherungssystemen umgesetzt worden ist und welche Unterschiede sich im Vergleich ausmachen lassen? Welche Reichweiten von Solidargefühl lassen sich ausmachen, also: Auf welche Personengruppen bezieht es sich, wo finden möglicherweise Begrenzungen statt und warum? Ist in westlichen etablierten Demokratien Solidarität ausgelagert worden in den Dritten Sektor? Und was bedeutet das? Des Weiteren: Ergibt sich aus dem Regimetyp ein unterschiedlicher Stellenwert für Solidarität – sprich: Lässt sich Solidarität in Demokratien und Autokratien unterschiedlich auslegen und haben sie jeweils unterschiedliche Funktionen?
Das Solidaritätsprinzip hat zudem erhebliche Relevanz für die Politische Bildung. Gleichwohl fragt sich, inwieweit es tatsächlich vermittelt wird bzw. dessen Vermittlung an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst werden muss. Wo liegen die theoretischen und praxeologischen Grenzen von Solidarität als Gegenstand der schulischen und außerschulischen Bildung?
Beiträge können sowohl mikro-, meso- oder makrostrukturell ausgerichtet sein. Erwünscht sind sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch empirisch-vergleichende Vorschläge, die sich auf die innerstaatliche wie auch auf die europäische und internationale Ebene, auf Politikfelder oder Regimetypen beziehen können. Dabei sollte der Blick auch auf Länder außerhalb des OECD-Bereiches gerichtet werden. Aufgrund der aktuellen Debatte innerhalb und über die EU sind Manuskripte mit europäischen Bezügen sehr willkommen.
Zum Verfahren: Wir bitten, Vorschläge im Umfang von 1.500 Zeichen an die beiden Herausgeber bis zum 20. Mai 2013 zu senden. Die nähere Auswahl liegt bei den Herausgebern. Die bis Ende Dezember 2013 einzusendenden Manuskripte werden abschließend zusätzlich einem double blind peer review-Verfahren unterzogen.
Prof. Dr. Marianne Kneuer Universität Hildesheim (kneuer@uni-hildesheim.de)
Prof. Dr. Carlo Masala Bundeswehruniversität München (carlo.masala@unibw.de)
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