Honneth-Lesekreis (5): Auftakt der normativen Rekonstruktion – Liebe und Freundschaft als tragende Säulen verwirklichter Freiheit

Teil C, III.1 (Das „Wir“ persönlicher Beziehungen: a. Freundschaft + b. Intimbeziehungen) (S. 221-276)

In Teil C kommen wir zum zentralen Teil des Buches; hier führt Axel Honneth die normative Rekonstruktion der freiheitskonstituierenden Sphären am Material durch. An diesem Teil wird sich, wie Honneth bereits in der Einleitung betont hat, die Überzeugungskraft seines gesellschaftstheoretischen Ansatzes zeigen. Bevor ich auf die Darstellung der Freundschaft und der Intimbeziehungen eingehe, mit der Honneth die inhaltliche und materiale Rekonstruktion der Sphären sozialer Freiheit beginnt, möchte ich noch einmal kurz die Architektur des Werks in Erinnerung rufen, um im Anschluss daran den Stellenwert dieses zentralen Kapitels zu erörtern.

Während der erste Teil (A) der ideengeschichtliche Rekonstruktion der drei in der Moderne nebeneinander existierenden Freiheitsvorstellungen – der negativen, der reflexiven und der sozialen Freiheitsidee – dient, kritisiert Honneth im zweiten Teil (B) die institutionalisierten Formen der negativen Freiheitsidee, dem Recht, und der reflexiven Freiheitsidee, der Moral. Im dritten Teil (C ) geht er nun dazu über, die Institutionen der sozialen Freiheit, die in der Sphäre persönlicher Beziehungen, des marktwirtschaftlichen Handelns und der demokratischen Willensbildung bereits gesellschaftliche Realität besitzen, zu rekonstruieren.

Honneth nennt zu Beginn des Abschnitts zwei Argumente für den Vorrang der sozialen Freiheit vor den anderen beiden: Die institutionalisierten Handlungsmuster der sozialen Freiheit gingen denen der negativen und reflexiven Freiheit erstens lebensweltlich voraus. Recht und Moral verhielten sich “parasitär” (221) zu den sozialen Institutionen der Freiheit, sie blieben damit sekundäre, bloß “regulierende” Einspruchsinstanzen, während die Handlungssysteme der sozialen Freiheit konstituierenden Charakter haben (224). Das zweite Argument Honneths ist ein theoriegeleitetes: Die drei Handlungssphären der sozialen Freiheit ließen sich, wenn überhaupt, nur äußerst unzureichend mit den Begriffen der negativen und reflexiven Freiheit beschreiben (222f.).

Ein zweiter bedeutender Unterschied, der viel über Honneths Bewertung der unterschiedlichen Institutionen der Freiheit verrät, besteht darin, dass die rechtliche und moralische Freiheit die Gefahr der Fehlinterpretation durch die Akteure in sich selbst tragen (Pathologien), während die Gefährdungen der Institutionen sozialer Freiheit einzig als von außen kommend vorgestellt werden (Fehlentwicklungen). Die Sphären der sozialen Freiheit sind somit nicht nur freiheitskonstituierend, sie sind auch freiheitsverbürgend.

Honneths normative Rekonstruktion hat nun zur Aufgabe, die Freiheit konstituierenden Handlungssysteme in ihrer historischen Genese zu beschreiben. Seine Methode hängt dabei eng mit dem Charakter der zu rekonstruierenden Gestalten der Freiheit zusammen. Es handelt sich hier um institutionalisierte Rollenerwartungen und -verpflichtungen, um unterschiedlich fest institutionalisierte, teils mehr, teils weniger verrechtlichte Handlungsmuster (dies wird bei den von mir heute vorgestellten Formen der persönlichen Beziehungen besonders deutlich; inwiefern diese Annahme auch für die anderen Gestalten der sozialen Freiheit gilt, können wir im Auge behalten). Die normative Rekonstruktion steht – neben dem Anspruch, die Freiheit als den im jeweiligen Handlungsmuster Gestalt annehmenden Wert nachzuweisen – vor allem vor der Aufgabe, eine Interpretation dieser Handlungsmuster zu leisten. Honneth selbst geht auf die damit verbundene Problematik des Materials ein, an dem die Interpretation sich orientiert: “valide Untersuchungen zu diesem Thema gibt es nur wenige, im allgemeinen ist man auf klug verallgemeinerte Alltagsbeobachtungen oder auf zeitdiagnostisch sensible Kunstwerke angewiesen” (251). Ich vermute, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Anspruch der normativen Rekonstruktion, Freiheitspotentiale der sozialen Praxis freizulegen, und der Inanspruchnahme ästhetischer Bearbeitungen von Wirklichkeit. Leider belässt es Honneth bei diesen wenigen methodischen Bemerkungen zur Verwendung von Literatur und Kunst. Dabei könnte er auf eine ganze Reihe von Theorien zurückgreifen, um sein Vorgehen besser zu begründen: etwa Arbeiten der älteren Kritischen Theorie – oder von Nussbaum, Walzer sowie Arendt, die den Zusammenhang von Narration und Freiheit beleuchten.

Doch zur Sache selbst. Freundschaft, Liebe und Familie bilden die “erste Sphäre sozialer Freiheit”. Was heißt „erste“? Ihr Vorrang wird von Honneth zunächst sozialisationstheoretisch begründet: In der Sphäre persönlicher Beziehungen erfahren die Subjekte zum ersten Mal Freiheit und erleben, was es bedeutet, anerkannt zu sein. Honneth beginnt den Abschnitt mit der Freundschaft als dem am wenigsten standardisierten und verrechtlichten, aber dennoch auf Dauer gestellten Verhaltensmuster wechselseitiger Anerkennung, auf das Individuen zurückgreifen, um ihre individuelle Freiheit zu erfahren. Honneth bezieht sich hier explizit auf das ursprünglich romantische Verständnis von Freundschaft, das jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für breite Bevölkerungsschichten zugänglich werde. Im Kern ist Freundschaft demnach eine Anerkennungsbeziehung, deren Besonderheit darin besteht, “daß sie einer Person das eigene Wollen als etwas erfahrbar machen, dessen Artikulation vom konkreten Gegenüber seinerseits erstrebt wird und das damit jede Verschließung nach innen verliert.” (248) Kurz: Freunde sind frei, weil sie sich über Pläne, Gefühle und Erlebnisse ohne Vorbehalt austauschen und beraten können. Freundschaft ist für Honneth “das elementarste Ferment aller demokratischer Sittlichkeit” (252), da sie heute, in ihrer fortschrittlichsten Ausprägung, über alle sozialen, ethnischen und geographischen Grenzen hinweg praktiziert wird.

Auch Honneths Rekonstruktion der Liebesbeziehung nimmt ihren Ausgangspunkt in der romantischen Prägung der sozialen Form. Die Partner werden einander zur “Quelle körperlicher Selbsterfahrung […], in der die eigene Naturhaftigkeit ihre gesellschaftlich auferlegten Fesseln verliert und im Gegenüber ein Stück ihrer ursprünglichen Ungezwungenheit wiedererlangen kann” (270). Während Freundschaft das „Bei-sich-selbst-Sein im Anderen” in Bezug auf den Lebensentwurf realisiere, ist es das natürliche So-Sein, das in der Liebesbeziehung Anerkennung durch die Partner erfahre. In diesem Abschnitt bezieht sich Honneth erneut stark auf die Literatur als zeitdiagnostisches Instrument, um die Gefährdungen, denen die Liebesbeziehungen in heutigen Gesellschaften ausgesetzt sind, wie auch neue Freiheitspotentiale anschaulich zu machen. Die größte gegenwärtige Gefährdung der Institution Liebe drohe ihr von außen: Durch die massiv gestiegenen Anforderungen und Zumutungen, die die Arbeitswelt in Form von Beschleunigung, Flexibilisierung und Unsicherheit für die Einzelnen bereithalte.

Am Ende dieses Abschnittes findet sich damit auch der erste systematische Ansatzpunkt für Kritik innerhalb der normativen Rekonstruktion: die Kolonisierung anderer Sphären durch die Sphäre der Ökonomie.

Von den vielen möglichen Fragen, die sich aus der Lektüre dieses Abschnitts ergeben, möchte ich vier herausgreifen und zur Diskussion stellen:

1. Die Frage der Methode: Mir ist die methodische Verknüpfung von normativer Rekonstruktion und dem Arbeiten mit Beispielen aus Literatur und Kunst noch nicht ganz klar geworden. Wie sehr stützt sich in diesem Zusammenhang die Theorie auf die Überzeugungs- und Urteilskraft des Autors, auf die Auswahl seiner Beispiele und ihre Interpretation?
2. Die Frage des Konflikts: Es scheint mir, dass im „Recht der Freiheit“ das konfliktuale Potential intersubjektiver Praxis aus dem Blick gerät. Während in „Kampf um Anerkennung“ etwa die Liebe sehr viel konfliktträchtiger dargestellt wird, dominiert hier das einvernehmliche Anerkannt-Sein. Was bedeutet dieser shift für Honneths Begriff von Praxis (und Politik)?
3. Die Frage nach dem anthropologischen Fundament der Theorie: Wenn Liebe und Freundschaft so etwas wie eine menschliche „Urerfahrung“ und das Grundmodell der Freiheit darstellen, besteht dann nicht – bei aller historischen Situierung – die Gefahr, dass sich ein anthropologisches Fundament in die Theorie einschleicht? Und widerspricht dies nicht dem Anspruch, die Gesellschaft integrierenden Normen und Werte historisch und für einen eingeschränkten Geltungsbereich zu rekonstruieren (wie Honneth es ja auch hier für Freundschaft und Liebe versucht)?
4. Daraus ergibt sich direkt die schon mehrfach aufgekommene Frage nach der Reichweite von Honneths Gesellschaftstheorie (Wer ist „wir“?). Sicherlich wird es zu ihrer Beantwortung vor allem auf die Rekonstruktion der anderen beiden Sphären ankommen, denn für den Bereich der Freundschaft und der Liebe scheint es mir – auch mit einem Blick auf (Welt-)Literatur und Kunst – recht eindeutig so zu sein, dass sie in den hier beschriebenen Formen nicht auf westliche Gesellschaften liberalen Typs zu beschränken sind.

[Gesamtübersicht zum Lesekreis]

6 Kommentare zu “Honneth-Lesekreis (5): Auftakt der normativen Rekonstruktion – Liebe und Freundschaft als tragende Säulen verwirklichter Freiheit

  1. Vielen Dank, Maike, für diese tolle Zusammenfassung!

    Zur möglichen „Inanspruchnahme ästhetischer Bearbeitungen von Wirklichkeit“: Hier könnte man wirklich auf die in den letzten Jahren ziemlich en vogue gewordene kognitivistische Literaturphilosophie (und Kunstphilosophie im Allgemeinen) zurückgreifen, welche in Kunst beziehungsweise in narrativen Kunstformen wie der Literatur und dem Film einen besonderen Erkenntniswert sieht. Das würde auch vielleicht deine erste Frage ein Stück weit beantworten (wobei: wen meinst du mit Autor: Honneth oder den Schriftsteller?). Gottfried Gabriel sieht die Leistung der Literatur in ihrer „Richtungsumkehr der Bedeutung“ und in ihrem nonpropositionalen Erkenntniswert. Wir sehen, kurz gesagt, die Welt durch Romane aus einer anderen Perspektive und gewinnen Einsichten, welche nicht auf propositionale Aussagen reduzierbar sind. Das ist mehr und anders als es abstrakte philosophische Texte leisten können und abstraktes Nachdenken über die normative Rekonstruktion gesellschaftlicher Normen, welche – auf einer Metabene – auch über die Literatur und die Kunst überhaupt mit geschaffen und sozial etabliert bzw. diskutiert werden; das scheint mir auch in der These von Honneth zum Ausdruck zu kommen. Dass er da nicht die Literaturphilosophie voll mit einbeziehen kann, sondern nur streift, ist sicher bedauerlich, aber vielleicht wäre er dann über das Ziel hinausgeschossen. Auch Martha Nussbaum (Love`s Knowledge) gehört auch zu den Kognitivisten und bedient sich in ihrer Theorie einem Bild von Marcel Proust, wonach die Literatur wie ein optisches Instrument wirkt, das die Wirklichkeit aus besonderen Perspektiven zeigt. Für das Verständnis von Liebe und Freundschaft ist das sicherlich sehr wichtig. Ich denke, dass in dieser Hinsicht Wirklichkeit und Fiktion ineinandergreifen und sich Normen wechselseitig etablieren respektive entwickeln/weiterentwickeln.

  2. Danke, Maike und Susanne, für die Erläuterungen!
    Ich frage mich gerade, ob es nicht fast unmöglich, und zumindest sehr verengt wäre, über Liebe, Freundschaft und Intimität *ohne* literarische Bezüge zu schreiben – einfach weil in diesem Bereich sehr viele literarische Beispiele auf sehr tiefgreifende Weise in die Kultur, bis hin zur Popkultur, eingegangen sind. Vielleicht denken wir alle unsere derartigen Beziehungen in einem gewissen Maß anhand von Mustern, die aus der Literatur kommen. Oder aus Filmen, Songs, Märchen, wie auch immer. In jedem Fall aber scheint mir die literarische Behandlung hier extrem nahezuliegen. Die Frage, die sich dann stellt, ist, ob das bei den anderen von Honneth behandelten Bereichen genauso gut funktionieren wird/würde… sollten wir im Hinterkopf behalten!
    Jedenfalls finde ich diesen Teil des Buches sehr gelungen – in diesem Sinne friedliche Weihnachten an alle 😉

  3. @Lisa: Gebe ich dir vollkommen Recht und füge mit Blick auf meine eigenen Forschungsschwerpunkt (Filmphilosophie) noch mindestens den narrativen Film hinzu. Honneth versucht ja zumindest auch immer wieder Bezüge zu Literatur und Film herzustellen. Die „Herausbildung normativer Ordnungen“ scheint sich, so lese ich Honneth an vielen Stellen, demnach nicht nur über die sozialen Sphären zu ergeben, sondern auch über die fiktiven Geschichten, Mythen und anderen kulturellen Erzeugnisse, die als Deutungsfolien und partikulare Beispiele dienen, die der Dichte des Lebens gerecht werden, die aber zugleich auf allgemeingültigen Aussage, Normen und Werte verweisen und damit die gesellschaftlichen Verhältnisse (auch) kritisieren können.

  4. Liebe Susanne, liebe Lisa, vielen Dank für Eure Kommentare, denen ich nur zustimmen kann. Genau diese doppelte Rolle von Literatur (und Kunst) scheint sie mir interessant zu machen für das Unternehmen der normativen Rekonstruktion: nicht nur Erkenntnis- und Reflexionsinstanz, sondern dazu noch selbst an der Herausbildung und Wirksamkeit von Normen und Werten beteiligt zu sein. Das beschreibt Honneth nicht nur in diesem Kapitel an vielen Stellen wirklich sehr schön und treffend – und übrigens z.B. auch schon im Kapitel zu den Pathologien der rechtlichen Freiheit mit „Kramer vs. Kramer“.

    @Susanne, zum Autor: interessante Beobachtung! – Ich meinte Honneth, aber der Satz macht in der Tat wieder doppelten Sinn, wenn man stattdessen „Autor literarischer Texte“ liest. Vielleicht kann man sagen, dass sich Honneth an vielen Stellen des Buchs selbst eine literarische Strategie zu eigen macht – das können wir ja in den kommenden Kapiteln weiter verfolgen.

  5. Maike, Susanne, Lisa – danke für eure Kommentare. Hier noch eine Bemerkung aus einer ganz anderen, eher historisch-soziologischen Perspektive: Honneth spricht eigentlich nur an einer Stelle davon, wie die übrige Gesellschaft auf die Sphäre der persönlichen Beziehungen durchschlägt und sie dadurch deformiert. So nennt er die „Flexibilisierung im Arbeitsleben“ (250) als einen Faktor, der die Freundschaftsnorm gefährdet, indem er Freunde auf den Gedanken bringen könnte, ihre Beziehungen vor allem strategisch zu nutzen – eine Variante von Habermas’ alter Kolonialisierungsthese. Da sich Honneth im Grunde nur für die eigene Gesellschaft hier und heute interessiert, versäumt er es, einige der anderen großen Erfahrungen des 19. und 20. Jahrhunderts in diesem Feld zu diskutieren. Ich denke insbesondere an Erfahrungen der unfreiwilligen Intensivierung persönlicher Beziehungen. Ein Beispiel ist der Druck der Assimilation auf die jüdische Minderheit in Westeuropa, der tatsächlich zu einer ungeheuren Aufwertung persönlicher Beziehungen führte als der einzigen Sphäre, in der man sich noch authentisch äußern und verhalten konnte (siehe Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge). Ein anderes naheliegendes Beispiel ist die Intensivierung persönlicher Beziehungen als Nebenprodukt der staatssozialistischen Unterdrückung der öffentlichen Freiheit, über die Vaclav Havel u.a. geschrieben haben. Die Intensivierung persönlicher Beziehungen kann demnach die Kehrseite sein eines Verlust sozialer Freiheit in den anderen, unpersönlichen Handlungssphären. Es gibt den zwanglosen Zwang des besseren Arguments, aber auch soziale Zwänge, die unbeabsichtigt die „Zwanglosigkeit“ (249) persönlicher Beziehungen befördern. Oder?

  6. @Volker: Sehr spannend, und ja, das kommt tatsächlich bei Honneth nicht zum Ausdruck! Gibt dennoch Honneths These zu einem Teil Recht, dass Freiheit, Anerkennung und somit Selbsterfahrung zumindest in den engeren Sozialbeziehungen garantiert wird, wenn sie woanders eben nicht (mehr) gewährleistet wird.

    Was mir etwas zu kurz kommt, ist die Unterscheidung zwischen Intimbeziehungen als Affären und Intimbeziehungen als Liebesbeziehungen. Vor allem aber kommen mir die Pathologien zu kurz / zu blass bzw. werden ja als solche gar nicht benannt: Warum spricht Honneth in den anderen Freiheitsmodellen von Pathologien, hier aber nur von Fehlentwicklungen? So wie er die heutige Krise der Liebesbeziehung beschreibt (271 ff.), werden dabei a) Pathologien unterschlagen, b) optimistisch umgeformt zu Entwicklungen, die sich schon noch geben werden… zu a) nur ganz kurz: Gar nicht zur Sprache kommen jene mangelhaften Liebesbeziehungen, in denen eben nicht wechselseitige Anerkennung, sondern Unterdrückung und Missachtung von Autonomie und Freiheit vorliegen. Zu b): so wie Honneth die Tendenzen in der heutigen Gesellschaft beschreibt – nämlich der Anspruch der steigenden Mobilität oder der hohe Stellenwert der Karriere – bin ich weniger optimistisch, ob sich diese Entwicklung wieder geben wird. Gerade wir NachwuchswissenschatflerInnen im universitären Betrieb merken dies zunehmend: Nicht Familie und Bindung werden geschätzt, nicht Trennung von Arbeit und Freizeit anerkannt, sondern Mobilität, Flexibilität, Ungebundenheit, ständige Verfügbarkeit; selbst wenn es nun Dual Career gibt… so zuversichtlich wie es auf S. 274 anklingt, bin ich jedenfalls nicht (und Honneth selbst relativiert den Optimismus dann auf S. 275 auch wieder).

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