theorieblog.de | CfP: Protest, Empörung, Widerstand (in Mannheim)

23. November 2011, Thiel

Am 21. und 22. Juni 2012 findet in Mannheim eine Tagung zu „Protest, Empörung, Widerstand“ statt. Derzeit ohne Frage ein sehr beliebtes Thema (s. auch Römerberggespräche am 2.12). Der Zugriff in Mannheim ist sehr breit und versucht neben demokratietheoretischen Fragen sich scheinbar auch an einer genaueren Erfassung des Phänomens und seiner Facetten. Einen ausführlichen Call findet ihr unter dem Strich, die Deadline für Bewerbungen (Abstract von 300 Wörtern) ist der 15.01.2012 (und zwar an: protest.empoerung.widerstand@googlemail.com).

Protest, Empörung, Widerstand. Zur Analyse der Dimensionen, Formen und Implikationen von Auflehnungsbewegungen. Universität Mannheim, 21.-22.6.2012

In letzter Zeit lässt sich ein ganzes Spektrum von Protest- und Widerstandsbewegungen beobachten, die als diskursive Formen auf soziale Defizite hinweisen und zugleich geltende Wertesysteme hinterfragen. So ging im Zuge der Bankenkrise der Aufruf „Occupy Wall Street“ durch die Medien mit dem Ziel, einer globalen Macht widerständig zu begegnen und ein „transnationales Protest-Netzwerk“ (Leggewie) zu aktivieren. Das regionale Phänomen Stuttgart 21 entwickelte sich schnell zur Bundesdeutschen-Mitbestimmungs-Debatte. Der „Arabische Frühling“ zeigt den Protest verschiedener arabischer Länder gegen autoritäre Regime. Sie alle entfalten und inszenieren (vgl. Fahlenbrach) Narrationen und äußern sich in unterschiedlichen – doch miteinander vergleichbaren – Aufführungsmodi. Auch zeichnen sie Helden und Verlierer, referieren auf Mythen und Metaphern und dies auf eine an Emotionen appellierende Weise. Nicht selten gehen dabei Protest- und Widerstandsbewegungen mit der Entstehung von neuen Sozialtypen einher, wie es das Beispiel des „Wutbürgers“ veranschaulicht – ein Begriff, der 2010 zum Wort des Jahres gewählt wurde.

Parallel zu den gesellschaftlichen Bewegungen rufen Streitschriften und Manifeste zu Protest, Engagement und (moralischem) Wertewandel auf – sei es Stéphane Hessels „Empört euch!“ oder das von dem „Unsichtbaren Komitee“ verfasste politische Essay „Der kommende Aufstand“. Medien, wie beispielsweise Presse, Film, Musik, Theater, Flyer oder Street Art, übernehmen in sozialen Bewegungen ebenso wie in spontanen Protestformen unterschiedliche Funktionen, wirken und agieren selbst widerständisch, dienen als Sprachrohr, Regulator und stellen unterschiedliche Artikulationsmodi bereit.

Die wissenschaftliche Beschreibung von Aktionsformen des Protests, des Widerstands und der mit ihnen einher gehenden Emotionen zeichnet sich durch Unschärfen aus, eine Tatsache deren Begründung auch im steten Wandel ihrer Bedeutung, Funktion und Form zu suchen ist. Als Differenzierungs- und Klassifikationskriterien könnten mit Schönberger unter anderem die Beschaffenheit der Kommunikationsformen (intern oder extern) bzw. der Aktionsformen (kooperativ oder konfrontativ) dienen – oder eben die jeweilige Art der mit diesen Bewegungen einhergehenden Medialität und/oder Performativität. Von nicht minderer Relevanz ist für den Versuch einer Klassifizierung, ob es sich um ältere, gewachsene oder spontane und aktuelle Formen handelt, sowie ob ihr Gegenstand lokal, national oder global zu fassen ist. (Vgl. Schönberger/Sutter)

Im Rahmen der Konferenz sollen Formen des Protests und Widerstands nun in all ihrer Vielfältigkeit der Ausprägungen in den Blick genommen werden. Ebenfalls soll diskutiert werden, wie sich diese Phänomene beschreiben und voneinander unterscheiden lassen. Folgende Bereiche des Themenfeldes bieten sich für eine Auseinandersetzung an:

– Akteure, Mythen und Ikonen des Widerstands und Protests
– Narrative und/oder Metaphern des Protests und des Widerstands
– Ursachen, Folgen und Emotionen des Protests und des Widerstandes
– Wandel von Protest- und Widerstandsmodi
– Artikulations- und Zirkulationsformen und ihre Medien
– Das Form-Inhalt-Verhältnis von Auflehnungsbewegungen
– Rolle, Funktion und Verhältnis von Subjekt und Masse in Widerstands- und Protestbewegungen
– Der widerständige Rezipient
– Das subversive Potenzial von Protesten und Widerständen
– Proteste als Modeerscheinungen
– Kreative/künstlerische Protestformen
– Szenenspezifische Protestformen

Willkommen sind literatur-, medien-, kulturwissenschaftliche sowie philosophische, soziologische, historische und politikwissenschaftliche Beiträge.

Vortragsvorschläge in Form eines Abstracts von max. 300 Wörtern können samt eines kurzen Biogramms an protest.empoerung.widerstand(at)googlemail.com geschickt werden. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2012. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist geplant. Die Teilnahmekosten betragen 30 Euro, worin die Kosten für die Grundverpflegung während der Pausen enthalten sind. Reise- und Übernachtungskosten wie auch die Teilnahmegebühr werden vorbehaltlich der Bewilligung der finanziellen Mittel übernommen.

Kontakt:
Iuditha Balint, Hannah Dingeldein, Kathrin Lämmle
protest.empoerung.widerstand@googlemail.com


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