theorieblog.de | Minister zu Guttenberg würdigt die Bundeszentrale für politische Bildung

16. Februar 2011, Schmelzle

Karl-Theodor usw. zu Guttenberg hat, wie die SZ berichtet, in seiner Doktorarbeit möglicherweise das eine oder andere Anführungszeichen vergessen. Ob die Vorwürfe zutreffen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber was wäre natürlicher, als dass sich bei mehr als 400 Seiten und über 1000 Fußnoten schwuppsdiwupps Auszüge aus einem Artikel der NZZ oder einer Analyse des hoch angesehenen „Liechtenstein-Instituts“ („Das Liechtenstein-Institut will mit seiner Tätigkeit einen verantwortungsvollen Beitrag zur Beschäftigung mit Liechtenstein und zum liechtensteinischen Selbstverständnis leisten“) in eine Doktorarbeit schmuggeln? Statt den Minister zu tadeln, sollten wir uns als Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler vielmehr freuen, dass Freiherr zu Guttenberg offensichtlich auch unsere Forschung zur Kenntnis nimmt – wenn auch möglicherweise etwas nachlässig zitiert. So hat er sich, wie die SZ in einer Synopse zeigt, in seiner Arbeit vielleicht auch von Band 199 „Politisches System der USA“ der ehrwürdigen Schriftenreihe „Informationen zur politischen Bildung“ der Bundeszentrale für politische Bildung inspirieren lassen. Das sind die schlanken schwarzen Heftchen, die so gerne im Sozialkundeunterricht benutzt werden. Denn genau dafür sind sie auch gedacht. So heißt es auf der Website der bpb:

„Die „Informationen zur politischen Bildung“ sind vorrangig für den politischen Unterricht an Schulen bestimmt. Daher orientiert sich ihre Themenwahl an den Richtlinien der Kultusministerien. Inhaltliche Schwerpunkte sind neben Länderkunde historische Prozesse und sozialkundliche Gebiete sowie aktuelle Themen, wenn sie für den Politikunterricht von Interesse sind. „

Da sage noch einmal jemand, der Freiherr von der Hardthöhe sei kein Mann des Volkes. Bravo, Herr Minister! Bei der Habil können sie sich dann ja mal an die APuZ heranwagen.

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P.S. Dem geneigten Leser sei auch noch das Vorwort der Arbeit ans Herz gelegt. Dort finden sich ganz treffliche Formulierungen, die den Herrn Baron im Handumdrehen zum Nestor der akademischen Stilblüte promovieren dürften. Eine Kostprobe:

„Augenblicken kann man schwer zu Dank verpflichtet sein, den sie gestaltenden Persönlichkeiten jedoch umso mehr.“ (Guttenberg 2009, S. 6)


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