Die Krönung, die Krone und die Verfassung des UK 

Über die laufenden Planungen zur Krönung des britischen Königs Charles III. wird auch in Deutschland minutiös berichtet. Für den 6. Mai können wir aufwendige Übertragungen zu und mit pomp and circumstance erwarten. Der Politikwissenschaft scheint das Ereignis dagegen mindestens gleichgültig. Monarchien, historisch lange Zeit der Regelfall und ideengeschichtlich oft bevorzugte Staatsform, sind im 20. Jahrhundert aus der politikwissenschaftlichen Diskussion weitgehend verschwunden. In Demokratien betrifft das monarchische Element zudem primär die Ausgestaltung des Amtes eines auf repräsentative Aufgaben beschränkten Staatsoberhauptes und ist damit von randständigem Interesse. Entsprechend stehen auch bei der Beschäftigung mit dem Vereinigten Königreich (UK) demokratische Institutionen und Prozesse sowie Fragen des Staatsaufbaus im Fokus. 

Das ist so weit durchaus nachvollziehbar. Beschäftigt man sich, gerade als außenstehende Kontinentaleuropäerin, mit den politischen und verfassungsrechtlichen Spannungen und Konflikten im UK, stellt sich dennoch immer wieder die Frage, ob wir mit dieser Haltung nicht Dimensionen der politischen und verfassungsrechtlichen Realitäten ausblenden, die auch gegenwärtige Kontroversen nie allein, aber doch auch prägen. Die Krone ist im UK zwar politisch weitestgehend machtlos, hat aber zum einen große und bleibende symbolische Bedeutung. Stärker als bei allen royalen Hochzeiten und Beerdigungen der letzten Jahrzehnte wird dies auch am 6. Mai zur Geltung kommen. Zum anderen – und deutlich weniger beachtet – hat das Erbe der Monarchie auch Einfluss auf die zentralen politischen Institutionen der britischen Demokratie.  Die britischen Verfassungskonflikte der Gegenwart werden von den Echos monarchischer Prinzipien mitgeprägt.  (mehr …)

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CfA: Promotionstelle in Münster

Unser Redaktionsmitglied Svenja Ahlhaus schreibt eine Promotionsstelle (65% TVL 13, 3 Jahre) im neuen Forschungsprojekt „Demokratische Legitimität strategischer Prozessführung in der Religionspolitik“ am Exzellenzcluster Religion und Politik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster aus. Die Stelle ist geeignet für Politische Theoriker*innen mit Interesse an den demokratietheoretischen Diskussionen über religiöse Pluralität, die Rolle von Gerichten oder die Verbindung von sozialen Bewegungen und Rechtsmobilisierung. Es handelt sich um eine Projektstelle ohne Lehrverpflichtung und mit Anbindung an die Graduiertenschule des Exzellenzclusters. Die Stelle soll ab März/April 2023 besetzt werden und die Bewerbungsfrist ist der 13. Januar 2023. Bei Fragen und für Details zum Promotionsprojekt gerne bei svenja.ahlhaus[at]uni-muenster.de melden. Hier ist die Ausschreibung (auf Deutsch und Englisch).

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Der Glaube im Nachlass. John Rawls posthum

Lesenotiz zu John Rawls: Über Sünde, Glaube und Religion. Mit Kommentaren von Joshua Cohen, Thomas Nagel und Robert Merrihew Adams. Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas. Aus dem Amerikanischen von Sebastian Schwark. Suhrkamp, Berlin 2010. 344 S.

 

„Meine Religion ist allein für mich von Interesse,“ Mit diesen Worten beginnt der Text Über meine Religion, den man im Computer des im November 2002 verstorbenen John Rawls fand (S. 301–312). Die wenigen Seiten waren, ebenso wie Rawls Bachelorarbeit zum Thema: Eine kurze Untersuchung über die Bedeutung von Sünde und Glaube: Eine Auslegung anhand des Begriffs der Gemeinschaft von 1942, die im Nachlass und in der Harvard-Bibliothek ruhte, nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Trotzdem wurden beide Texte 2009 publiziert und erschienen 2010 erstmals übersetzt und eskortiert von erläuternden und kommentierenden Beiträgen von Joshua Cohen, Thomas Nagel, Robert Merrihew Adams und Jürgen Habermas, die fast die Hälfte der Edition ausmachen Die Beratungen der Nachlassverwalter, darunter Rawls Witwe, Margaret Rawls, über die Frage, ob eine Veröffentlichung überhaupt berechtigt sei, haben sich lange hingezogen, zumal infrage stand, ob eine Publikation dem Ansehen des Philosophen schaden könnte. Für das Werk eines als säkular wahrgenommenen Philosophen sind posthum ans Licht gebrachte Aussagen zur eigenen Religion eine heikle Angelegenheit, zumal dann, wenn der Autor viel darüber nachgedacht hat, wie politische Legitimität in durch religiöse Konflikte geprägten Gesellschaften erreicht werden kann.

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CfP: „Criticism of religion in the early Enlightenment and the associated change in the understanding of nature and normativity“

Am 27./28. Februar 2020 findet in Frankfurt (Main) ein Workshop zur Religionskritik in der Aufklärung statt. Die Veranstalter*innen Oliver Lembcke und Eva Buddeberg bitten dafür um Vortragsvorschläge von max. 500 Wörtern bis zum 15. Dezember 2019. Der Workshop geht von der neueren Forschung zum Verhältnis zwischen Säkularisierung und Moderne und zwischen Aufklärung und Christentum aus, durch die alte Fragen neu beleuchtet werden können: Was war historisch gesehen das Programm von Religionskritik? Welche Relevanz hat dies für die Gegenwart? Und wie verhält sich „die“ Aufklärung dazu? Einen ausführlichen Call, die Kontaktdaten und weitere Informationen finden sich hier.

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CfA: 9 Promotionsstellen am DFG-Graduiertenkolleg „Deutungsmacht“ (Rostock)

An der Universität Rostock sind vorbehaltlich der Mittelzuweisung im Rahmen des interdisziplinären DFG-Graduiertenkollegs GRK 1887 „Deutungsmacht. Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten“ zum 01.04.2020 für die Dauer von 3 Jahren 9 Stellen als Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in (m/w/d) (EG 13 TV-L, 65%) zu besetzen. Das GRK untersucht unter der Perspektive von Deutungsmacht Fragestellungen, die exemplarisch im Kontext von Religion und belief systems angesiedelt sind. Beteiligte Fächer sind: Altes Testament, Systematische Theologie und Religionsphilosophie, Praktische Theologie, Religionspädagogik, Religionswissenschaft, Ökumenik/Interkulturelle Theologie, Nordamerikanische und Romanistische Literatur- und Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie. Die Doktorand*innen werden in einem interdisziplinären Forschungskontext intensiv fachlich betreut. Das strukturierte Qualifizierungs- und Betreuungsprogramm umfasst die projektorientierte Arbeit in Teams und Veranstaltungen des Gesamtkollegs einschließlich praxisorientierter Veranstaltungen.

Zu den Einstellungsvoraussetzungen zählen ein sehr gut oder gut abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium (Staatsexamen, Diplom, Master oder vergleichbarer Abschluss) in einem der beteiligten Fächer, sichere Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift sowie ein Exposé eines Dissertationsvorhabens, das einen reflektierten Bezug zu Religion und/oder belief systems erkennen lässt. Wünschenswert sind weiterhin Erfahrungen im Bereich wissenschaftlicher Projektarbeit. Bewerbungsschluss ist der 3. Januar 2020. Alle Informationen zur Ausschreibung und den geforderten Bewerbungsunterlagen finden sich noch einmal ausführlich hier.

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Vortrag Micha Brumlik „‚Alle Welt sei untertan der Obrigkeit!‘ Wie demokratietauglich sind Religionen?“ (Frankfurt)

Am 12. Dezember 2018 spricht Micha Brumlik im Rahmen der IfS-Vortragsreihe »Demokratie und Wahrheit« zu den Frankfurter Positionen 2019 zum Thema »Alle Welt sei untertan der Obrigkeit!« Wie demokratietauglich sind Religionen?«. Die Rückkehr von Religionen auf die weltpolitische Bühne ist Anlass, die Frage nach der Demokratieverträglichkeit von Religion erneut zu stellen. Micha Brumlik diskutiert die These, wonach sich die (monotheistischen) Religionen mit ihrer gebieterischen Unterscheidung zwischen Wahrheit und Unwahrheit, Ge- und Verbotenem im Ernstfall nicht in den demokratischen Rechtsstaat einfügen lassen. Alle Informationen zum Vortrag finden sich gebündelt hier.

Den Abschluss der Reihe bildet der Vortrag von Susanne Lüdemann zum Thema »Demokratie und Urteilskraft im digitalen Zeitalter. Am Beispiel von Chemnitz« am 9. Januar 2019. Alle Vorträge der Vortragsreihe beginnen um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek Frankfurt am Main. Die Teilnahme ist kostenfrei. Alle Termine und Informationen zu der Vortragsreihe finden sich hier.

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Bericht zur Tagung „Politik, Ethik und Religion – auf der Suche nach der guten Ordnung“

Wie können wir uns eine gute politische Ordnung vorstellen? Wie können konkrete Schritte hin zu einer solchen Ordnung aussehen? Welche gesellschaftlichen Akteure sind im Prozess der Verwirklichung dieser guten politischen Ordnung beteiligt? Und welche Rolle spielen Religion und Ethik bei der theoretischen und praktischen Ausgestaltung einer solchen Ordnung?

Diesen Fragen widmete sich die Tagung, die der Arbeitskreis „Politik und Religion“ gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Politik und Recht“ (beide DVPW) vom 22. bis 24. März in der Katholischen Akademie in Berlin veranstaltete.

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„Two Dialogues on Justice. Between Religious Life and Political Practice“ (Berlin)

Die Arbeitsgruppe „Internationale Gerechtigkeit und institutionelle Verantwortung” der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet am 21. Dezember 2017 ein Symposium unter dem Titel „Two Dialogues on Justice. Between Religious Life and Political Practice“. Auf dem Symposium sollen religiöse und politiktheoretisch-philosophische Vorstellungen über Gerechtigkeit miteinander ins Gespräch kommen. Veranstaltungsort ist das Akademiegebäude am Gendarmenmarkt (Einstein-Saal, Jägerstraße 22-23) in Berlin. Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung (bis 12.12.2017) wird aber gebeten unter: igiv@bbaw.de. Ausführliche Infos und das Programm gibt es hier.

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Wie Weber uns verzauberte. Lesenotiz zu Hans Joas‘ „Die Macht des Heiligen“

Wer nach der Zukunft der Religionen fragt, wird sich auch um ihre Gestalten in Vergangenheit und Gegenwart Gedanken machen müssen. Das im Oktober erschienene Buch des Soziologen Hans Joas über „Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung“ führt die LeserInnen in einer intellektuellen tour de force durch die Geschichte des modernen Nachdenkens über Religion und wartet mit einer fulminanten These auf: Max Webers durch sämtliche Proseminare geisternde These von der „Entzauberung der Welt“ habe den Blick auf eine auch in der Gegenwart präsente „Macht des Heiligen“ verstellt. Diese Macht sei durch Webers suggestives Entzauberungsnarrativ weder historisch noch sozialtheoretisch richtig begriffen worden. Das zweite Ziel des Buches ist es dann auch gleich, eine solche historisch informierte Sozialtheorie des Heiligen zu entwickeln. (mehr …)

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CfA: Mitarbeiterstelle in Münster

Der Lehrstuhl für „Politische Theorie mit dem Schwerpunkt Politik und Religion“ (Prof. Dr. Ulrich Willems) der WWU Münster sucht Verstärkung. Baldmöglichst ist eine für vier Jahre befristete Mitarbeiterstelle (50%, 13 TV-L) mit Möglichkeit zur Promotion zu besetzen. Vorausgesetzt werden ein sehr gut abgeschlossenenes Studium der Politikwissenschaft, sehr gute Englischkenntnisse sowie Interesse an der Verfassung kulturell, religiös und moralisch pluraler Gesellschaften. Bewerbungsfrist ist der 24. Februar. Die Stellenausschreibung im Wortlaut findet sich hier oder nach dem Klick.

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