Offener Brief an den Deutschen Ethikrat anlässlich seiner Stellungnahme zur „Achtung des Tierwohls in der Nutztierhaltung“

Kürzlich veröffentlichte der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme zur Nutztierhaltung in Deutschland. Während die meisten Medien die scharfe Kritik an der aktuellen Agrarpolitik in den Vordergrund stellten, die der Ethikrat vorbringt, sind viele Tierethikerinnen und Tierethiker enttäuscht von dem Papier, weil es insgesamt viel zu schwache praktische Forderungen enthalte. 16 Philosoph*innen, die zur Tierethik arbeiten, haben darum einen offenen Brief an den Ethikrat verfasst, den theorieblog.de im Folgenden auch deshalb vollständig widergibt, weil damit die Relevanz politiktheoretischer und politikphilosophischer Diskussionen über Animal Politics unterstrichen wird, die jüngst beispielsweise von Bernd Ladwig nochmals vertieft wurden.

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Mit Rechten reden: Arendt-Edition

Am 12. und 13. Oktober fand am Hannah Arendt Center for Politics and Humanities am Bard College die Konferenz “Crises of Democracy: Thinking in Dark Times” statt. Um diese bzw. genauer um die Einladung von Marc Jongen als Vortragender entspinnt sich derzeit eine öffentliche Diskussion. Jongen ist Mitglied der jüngst gewählten AfD Bundestagsfraktion und wurde von der FAZ 2016 als Parteiphilosoph der AfD porträtiert. Die Veranstaltung ist in Gänze hier anzusehen, Jongens Vortrag sowie die Erwiderung von Ian Buruma und die anschließende Diskussion mit dem Publikum gibt es hier als Video. Im Anschluss an die Veranstaltung  begann eine Initiative einen mittlerweile veröffentlichten offenen Brief zu formulieren.

Bereits vor dessen Veröffentlichung nahm der Direktor des Hannah Arendt Centers, Roger Berkowitz, Stellung und verteidigte die Entscheidung, Jongen einzuladen. Neben dem offenen Brief, der von sehr viele politischen Philosophen und Arendt-Kennern unterzeichnet ist, gibt es auf Medium noch eine separate Diskussion, in der zunächst Patchen Markell die Einladung Jongens durch Berkowitz Einladung kritisiert, ohne sich aber dem offenen Brief anzuschließen. Auf diese liegt mittlerweile auch eine weitere Erwiderung von Berkowitz vor, unter der Antwort sammeln sich zudem weitere Stellungnahmen. Die Diskussion ist sicher auch im deutschen Kontext von großem Interesse, da es neben Fragen der freien Meinungsäußerung und der Universität als Ort des Streits unterschiedlicher Sichtweisen, um generelle Dinge wie die Politik offener Briefe, den Diskurs mit Rechten, die Rolle von Twitter für den politischen Diskurs und die Frage der Position/Vereinnahmung Hannah Arendts geht.

– Update: Neue Replik von Corey Robin auf Berkowitz –

– Update 2: Roger Berkowitz hat auf den offenen Brief reagiert: Sein Statement findet ihr: hier

– Update 3: Christian Volk im Interview mit dem Deutschlandfunk zu Einladung und offenen Brief: hier

– Update 4: Artikel von John Ganz in The Baffler, der auf Einladung, Vortrag und Arendts Engagement abstellt: hier

– Update 5: In der ZEIT hat Hannes Bajohr einen Überblick und Bewertung der Auseinandersetzung veröffentlicht: hier

– Update 6: Weitere Überblicke/ Stellungsnahmen zur Debatte in Frankfurter Rundschau (hier) und Frankfurter Allgemeine Zeitung (hier) –

– Update 7: Ian Buruma, der auf der Konferenz Jongen kommentierte, hat seine Sicht der Kontroverse aufgeschrieben: hier

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Kein Anspruch auf Nächstenliebe? Eine offene E-Mail an Daniel Bahr

Den folgenden Text habe ich heute als E-Mail an den Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr geschickt. Anlass war ein Interview mit Bahr in der Süddeutschen Zeitung. Es geht um die von den Landesgesundheitsministern geplante Neuregelung der Organspende (Details im verlinkten Interview), eine der sinnvollsten politischen Initiativen seit gefühlten Jahrzehnten. Überraschenderweise ist die FDP dagegen…

„Sehr geehrter Herr Minister Bahr,

mit großem Interesse habe ich heute ihr Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu der Debatte über die Neuregelung der Organspende gelesen. Darin erklären Sie, dass es nach ihrem Werteverständnis „keinen Anspruch auf einen Akt der Nächstenliebe geben“ kann. Das scheint mir auch aus philosophischer Perspektive eine vollkommen plausible Position zu sein. Allerdings hat sie mit der Debatte um die Neuregelung der Organspende wenig zu tun. (mehr …)

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