Wider das Pathos der Sachlichkeit: „Politische Romantik“

Am Wochenende vor den Osterfeiertagen versammelte die Kulturstiftung des Bundes im Frankfurter Goethehaus eine Melange aus arrivierten Gelehrten und intellektuellen Shootingstars, die den Zündstoff der „Politischen Romantik“ verhandelten. Mancher Besucher verstand es schon als Provokation, dass die Organisatoren in der Geburtsstadt der Kritischen Theorie einen Veranstaltungstitel wählten, der wohl ausgerechnet auf Carl Schmitts gleichnamige Streitschrift aus dem Jahr 1919 verweisen sollte. Der Ko-Kurator der Veranstaltung Stephan Schlak stellte in seiner Begrüßungsrede jedoch augenzwinkernd klar, dass die „gewittrigen Fahnen“ des Kongresses vor allem einen Kontrapunkt zur Alternativlosigkeitsrhetorik der Bundeskanzlerin darstellen sollten, durch deren Politikstil die „Gefahren eines romantisch-dionysischen Überschusses an der Staatsspitze dauerhaft gebannt“ seien. Die Tagung wollte deshalb aus ideengeschichtlicher, sozialtheoretischer und zeitdiagnostischer Perspektive ausloten, ob Politik nicht doch ein wenig mehr Leidenschaft vertragen könnte, als es die pragmatische Physikerin aus der Uckermark gemeinhin für wünschenswert hält. (mehr …)

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