Politik, ‚wie sie ist‘: Status Quo und Desiderata der realistischen politischen Theorie

Politische Theorie sollte realistisch sein. So allgemein formuliert wird diese These wohl kaum auf Widerspruch stoßen. Was nützt schon eine politische Theorie, die unrealistisch ist, weil sie Konzepte und Argumente entwirft, die mit der Realität wenig zu tun haben – dem werden vermutlich viele politische Theoretiker*innen zustimmen. Jenen Theoretiker*innen aber, die in jüngerer Zeit die Forderung nach einer realistischen politischen Theorie stark machen, geht es um eine grundsätzlichere Debatte über Agenda und Selbstverständnis der politischen Theorie. Ich möchte im Folgenden einige Eckpunkte dieser Debatte beschreiben und zwei Thesen vertreten. Erstens: Das Spannende an der realistischen politischen Theorie ist, dass sie versucht, einen Platz zwischen politischen Moralkonzeptionen und der bloßen Deskription von Politik zu besetzen. ‚Realistische‘ Legitimitätstheorien zeigen, wie sich normative Kriterien im Rahmen einer stärker politischen als moralischen Logik begründen lassen. Zweitens: Realistische politische Theoretiker*innen haben bisher zu wenig geliefert, um dem Verdacht entgegenzutreten, dass die Distanz zum ‚politischen Moralismus‘ mit einer unkritischen Haltung gegenüber Machtasymmetrien und Herrschaftsverhältnissen erkauft wird. Das ist ein Defizit der Debatte, das mehr Aufmerksamkeit finden sollte. Denn der Impuls, den realistische politische Theorien der politiktheoretischen Debatte geben können, verspricht umso wertvoller zu sein, je deutlicher wird, dass sie normative politische Theorie auf eine neue Weise denken, anstatt die normativen Ansprüche politischer Theorie bloß zu reduzieren. (mehr …)

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Tagung: Anarchie als herrschaftslose Ordnung (Luzern)

Am 7. und 8. Oktober 2016 findet in Luzern eine Tagung mit dem Titel „Anarchie als herrschaftslose Ordnung?“statt. Die breit angelegte Tagung geht auf theoretische wie theoriegeschichtliche Fragen ein und behandelt unter anderem das Verhältnis von Recht und Anarchie und Gewalt und Anarchie. Alle Themen und Sprecher könnt ihr dem Programm entnehmen, welches hier als PDF einsehbar ist.

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CfP: Anarchie als herrschaftslose Ordnung? (Luzern)

Am 7. und 8. Oktober findet an der Universität Luzern eine Tagung zu „Anarchie als herrschaftslose Ordnung?“ statt. Der frisch veröffentlichte CfP beschreibt das Forschungsthema Anarchie und die damit einhergehenden Fragen nach Regel und Regelosigkeit, Legitimtität und Unordnung. Wer an der breit angelegten Tagung teilnehmen möchte, kann noch bis zum 4. Juli ein kurzes Exposé an Luca Langensand oder Sabrina Zucca-Soest. Alle weitere Details entnehmt bitte dem Call als PDF.

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Herrschaft, soziale Kämpfe und Lernprozesse bei John Dewey

Zum 100-jährigen Erscheinen von John Deweys „Demokratie und Erziehung“ (Teil 2)

Schon in den ersten Kapiteln von Demokratie und Erziehung wird den Lesern deutlich, dass Erziehung und Lernen für Dewey zentrale Bestandteile der Erfahrung lebendiger Wesen darstellen. Ein Buch über Erziehung ist demnach nur als eine Theorie der erziehenden Dimension der Erfahrung zu entwickeln. Dazu setzt sich Dewey ausführlich mit klassischen Ansätzen der Erziehungstheorie auseinander und behandelt konkrete Fragen, die die genaue Gestaltung erziehenden Praktiken in der Schule betreffen. Ähnlich wie in Deweys Ästhetik, derzufolge Praktiken der Kunstproduktion und -rezeption aus der Hervorhebung der ästhetischen Qualität aller menschlichen Erfahrung entstehen, liegt Demokratie und Erziehung die These zugrunde, dass sich erziehende Institutionen mit der reflexiv gewordenen, in kollektive Verantwortung genommenen Lernfähigkeit der menschlichen Erfahrung beschäftigen. Nichts kann die philosophische Reichweite von Deweys erziehungstheoretischen Reflexionen besser verdeutlichen als seine „fachwissenschaftliche“ Definition von Erziehung: Darin geht es dem pragmatistischen Philosoph zufolge um „diejenige Rekonstruktion und Reorganisation der Erfahrung, die die Bedeutung der Erfahrung erhöht und die Fähigkeit, den Lauf der folgenden Erfahrung zu leiten, vermehrt“. (mehr …)

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Zwischen Aktualität und Unschärfe – Tagungsbericht „Zur Lage republikanischer Politiktheorie“

Auf Einladung von Emanuel Richter und Marcus Llanque kam die DVPW-Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte vom 11. bis 13. März 2015 in Aachen zusammen, um sich „Zur Lage republikanischer Politiktheorie“ auszutauschen. Mit dem Konferenzthema trugen die Veranstalter dem doppelten Umstand von Aktualität und Unschärfe des Republikanismus-Begriffs Rechnung. So ist das Interesse an republikanischen Denkfiguren vor dem Hintergrund nachlassender Überzeugungskraft des Liberalismus jüngst wieder neu entfacht. Auch weil das Feld republikanischer Theoriebildung in den letzten Jahren gewachsen ist, wird gleichzeitig aber zunehmend unklar, was das Paradigma genau ausmacht. Ziel der Konferenz war daher, wie es der erste Redner Martin Saar ausdrückte, eine „Landkarte“ des Republikanismus zu zeichnen. (mehr …)

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Konferenz: Herrschaft & Widerstand. Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf umkämpfte Verhältnisse (Kassel)

Vom 08. bis 10. April 2015 findet an der Universität Kassel die 4. DNGPS-Fachtagung zum Thema „Herrschaft & Widerstand. Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf umkämpfte Verhältnisse“ statt. Am 8.4. gibt es einen Vortrag von Prof. Sonja Buckel mit dem Titel „It’s Capitalism, Stupid – Politische Herrschaft in der großen Krise” sowie am 9.4. einen Workshop zum „akademischen Publizieren“ in Kooperation mit dem Barbara Budrich Verlag. Um eine Anmeldung bis zum 15.03. wird gebeten, das vollständige Programm und alle weiteren Informationen gibt es hier.

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CfA: Vier Stellen am Frankfurter Exzellenzcluster

An den Frankfurter Exzellenzclusterprofessuren von Nicole Deitelhoff und Christopher Daase sind vier, auch für Politische Theoretiker interessante Stellen ausgeschrieben: Zunächst werden ein PostDoc (100%) und ein Doc (50%) für das Clusterprojekt zur normativen Struktur des internationalen Systems gesucht. In diesem geht es um Herrschaft und Widerstand zu internationalen Organisationen. Zusätzlich sucht Nicole Deitelhoff noch für ein DFG-Projekt mit dem Titel „Alternativlos? Gesellschaftlicher Protest in der Globalisierungskritischen Bewegung zwischen Opposition und Dissidenz“ zwei Mitarbeiter auf 65% Stellen. In diesem soll es vornehmlich um Radikalisierungsprozesse in sozialen Bewegungen gehen. Bewerbungen auf eines der vier Verfahren müssen bis zum 10.01.2014 eingereicht werden. Alle Infos findet ihr in dieser PDF. Wir wünschen wie immer viel Erfolg.

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CfP: Herrschaft in der internationalen Politik

Am Frankfurter Exzellencluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ findet vom 28.-30. November ein Workshop zu Herrschaft in den internationalen Beziehungen statt. In den Diskussionen des Workshops soll es dabei sowohl um den analytischen Wert des Konzepts „Herrschaft“ für den Bereich internationaler Politik gehen als natürlich auch um die daraus folgende Frage nach der Legitimation internationaler Institutionen bzw. der Berechtigung von Opposition, Kritik und Dissidenz im Verhältnis zu diesen. Wer zu dem Komplex etwas zu sagen hat, ist aufgefordert, bis zum 15. Juli einen Abstract an info@dissidenz.net zu senden. Alle Infos und eine ausführliche Beschreibung des Workshops findet ihr unter dem Strich. (mehr …)

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Konferenz: Domination across Borders (4.-5. Juli, Bad Homburg)

Die in Frankfurt beheimatete DFG-Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplificata“ veranstaltet am 4. und 5. Juli 2011 eine Konferenz zum Thema „Domination Across Borders„. Ort der Veranstaltung wird das Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg sein. Das genaue Programm der von den Postdocs organisierten Tagung ist noch nicht bekannt gegeben , unter den Vortragenden werden aber John McCormick (Chicago),  Charles Mills (Northwestern) und Catherine Lu (McGill and Freie Universitaet Berlin) sein. Mehr Überblick und sicher bald auch ein vollständiges Programm liefert diese Webseite. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung nötig, diese erfolgt bei Mail an Frau Bignon: Bignon@em.uni-frankfurt.de

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