Die „realistische Utopie“ der Menschenrechte. Zum 75. Geburtstag einer nie alternden Hoffnung

Als die Vereinten Nationen vor 75 Jahren die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedeten, lag darin eine große Hoffnung und ein Versprechen: Die Hoffnung darauf, dass sich Gräueltaten wie jene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in denen in zwei Weltkriegen und unter den totalitären Regimes des Nationalsozialismus und Stalinismus Menschen zur bloßen Verfügungsmasse staatlicher Herrschaft degradiert wurden, nie wieder ereignen sollten. Und das Versprechen, dass ein transnationaler Menschenrechtspakt und die Formulierung grundlegender freiheitlicher, bürgerlicher und sozialer Rechte die Unantastbarkeit jeder Person gegen nationalstaatliche Willkür und die Eingriffe Dritter wirksam schützen würden. Die aktuelle Weltlage lässt zunächst daran zweifeln, inwiefern dieses Versprechen und diese Hoffnung eingelöst wurden. Ist der 75. Geburtstag der UN-Menschenrechtserklärung trotzdem ein Anlass zum Feiern? Ich denke ja, aber für eine gebührende Würdigung sollte man sich vergegenwärtigen, was es mit der Menschenrechtserklärung auf sich hat, wie sie gealtert ist und welches zukunftsweisende Potential sich aus ihr gewinnen lässt. Eine solche Vergegenwärtigung will ich im Folgenden anhand des Subjekts der Menschenrechte versuchen.   (mehr …)

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Die Grenzen der Demokratie und die Frage nach demokratischen Grenzen

Nele Kortendiek und Marina Martinez Mateo (Hrsg.), 2017: Grenze und Demokratie. Ein Spannungsverhältnis. Frankfurt a.M.: Campus. ISBN 978-3-593-50725-5, 39,95€.

Der DVPW-Kongress 2018 wird die Frage der Grenzen der Demokratie / Frontiers of Democracy im Kontext ihrer aktuellen Krisen stellen. Tenor des Call for Papers ist, dass Demokratie auf vielfältige Weise an ihre Grenzen stößt und dass zugleich diese Krisendiagnosen politikwissenschaftlich genauer betrachtet werden sollten, um in den Grenzgebieten der Demokratie vielleicht auch neue Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten. (mehr …)

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Podcast: Franziska Martinsen – Das europäische Subjekt der Menschenrechte

Der zweite Podcast unserer Vorlesungsreihe “Zur Zukunft der Politischen Theorie im 21. Jahrhundert” hat die Kinderkrankheiten fast überwunden und steht nun in guter Soundqualität mit nur gelegentlichem Ruckeln zur Verfügung. Leider musste uns Paula Diehl kurzfristig absagen, weshalb es nächsten Montag den vorgezogenen Vortrag von Holger Zapf geben wird, während wir hoffen Paula Diehl in der folgenden Woche begrüßen zu dürfen.

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Mit den Grenzen der Menschenrechte beschäftigte sich Franziska Martinsen in ihrer Habilitation, aus der der Vortrag „Das europäische Subjekt der Menschenrechte“ hervorgegangen ist. Schon im Titel steck das Paradox, das sich als zentrales Problem durch den gesamten Vortrag zieht: Die Gleichzeitigkeit von universellem Geltungsanspruch der Menschenrechte und der Partikularität ihrer europäischen Genese. Franziska Martinsen richtet deshalb einen genealogischen Blick auf das Menschenrechtssubjekt und zeigt u.a. unter Rückgriff auf postkoloniale Kritik, durch welche Ausschlüsse es gebildet wurde und weiter stabilisiert wird: Das Subjekt der Aufklärung benötigt das Unaufgeklärte und so entpuppen sich die Menschenrechte als die Rechte des weißen (reichen) Mannes. Die mit diesen impliziten anthropologischen Annahmen verbundene Naturalisierung entspricht das in der Philosophie und politischen Theorie weitverbreitete moraltheoretische Verständnis der Menschenrechte. Der moraltheoretischen Lesart, in der die Subalternen nur als leidtragende Objekte von Barmherzigkeit vorkommen, möchte Martinsen – im Anschluss an Hannah Arendts berühmtes Recht Rechte zu haben – eine politische entgegenstellen. Menschenrechte sind in dieser nicht vornehmlich passive Eigenschaften, sondern aktiv zu artikulierende Ansprüche der Selbstermächtigung.

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CfP: Tagung zu Inklusion und Exklusion in Bonn, Mai 2016

Das Forum Internationale Wissenschaft an der Uni Bonn lädt für den 5. und 6. Mai zu einer Tagung ein, die sich aus unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Perspektiven Fragen der politischen Inklusion und Exklusion widmen wird. Der Titel der Tagung lautet: „Politics beyond democratic representation: Who takes part in collectively binding decision making?“ Der CfP richtet sich insbesondere an Doktoranden und Postdocs, Deadline ist der 15. Februar. Alle Details findet ihr hier (pdf).

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CfP: Migration und Demokratie

Der DVPW Arbeitskreis „Migrationspolitik“ richtet vom 7. bis zum 9. Oktober seine Herbsttagung 2011 aus. Das Thema ist „Migration und Demokratie“. Die Tagung findet in der Nähe von Freiburg statt und bis zum 30. Juni läuft noch ein Call for Papers, der nach Beiträgen in den Feldern „Der Einfluss von Migration auf die demokratische Entwicklung der Herkunftsländer“,“Migration und Demokratie in den Zielländern“ und „Migration und Demokratie – ein Rechte-basierter Ansatz“  fragt – aber auch darüber hinausgehendes zulässt. Wer teilnehmen will, ist aufgefordert einen maximal zweiseitigen Abstract an migrationspolitik@yahoo.de zu schicken.Mehr Infos zur Tagung gibt es auf der Homepage des Arbeitskreis oder auf einer eigens dafür eingerichteten Facebook-Seite. Der Arbeitskreis koordiniert sich zudem durch eine Yahoogroup, der am Thema Migration Interessierte beitreten können.

Nicht ganz so relevant für Politische Theoretiker – aber auch spannend – ist ein noch bis zum 20.06 laufender Call für eine Nachwuchstagung mit dem Titel „Türkei und Deutschland: 50 Jahre Migration und Integration“. Diese findet dann am 31. August und 1. September in Münster statt. Alle Infos hier und auf der Homepage.

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CfP: Praktiken, Akteure und Räume der Einsperrung

Unter dem Titel „Praktiken, Akteure und Räume der Einsperrung: Zirkulationen und Transfers“ veranstaltet vom 1.12.2011 bis 3.12.2011 das Centre Marc Bloch in Berlin, das Forschungsclusters ANR TerrFerme, die Sektion für Rechtssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und das Centre de recherchesinterdisciplinaires sur l’Allemagne eine internationale Tagung.

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Veranstaltungsreihe: „Grammatik der Ausgrenzung. Zum Verhältnis von Differenzen, Vorurteilen und sozialem Ausschluss“ (Zürich)

Das Züricher Zentrum „Geschichte des Wissens“ (ZGW) veranstaltet im kommenden Herbstsemester eine Kolloquiumsreihe zur Frage,

„wie politische, sozio-kulturelle und biologische Differenzen den Ausgangspunkt für gesellschaftliche Stigmatisierung und Homogenisierung bilden. Welche Rolle spielen das Wissen und seine Verbreitungsmechanismen für jene »Grammatik«, die die legitimatorische Grundlage von Ausgrenzung ausmacht? Die aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Perspektiven stammenden Antworten verstehen sich als Versuch, kritische Nachdenklichkeit und Zivilcourage gegen vulgären Populismus, unverantwortliche Gleichgültigkeit und Leisetreterei zu verteidigen.“

Vortragende sind u.a. Raphael Gross, Christoph Menke, Heinz Bude und Shalini Randeria. Das Kolloquium findet zweiwöchentlich im Züricher Cabaret Voltaire statt. Hier geht’s direkt zum Programm.

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