Öffentlichkeit und Ungleichheit

Öffentlichkeit ist ein schillernder Begriff, der analytisch allerdings oft unscharf bleibt. Vor allem ist er normativ hoch aufgeladen und untrennbar mit dem der liberalen Demokratie verbunden. Im Anschluss an Jürgen Habermas wird er nach Manfred G. Schmidt zumeist als Ort, Diskurs und Prozess „der argumentativen Abwägung, der gemeinsamen Beratschlagung und Verständigung über öffentliche Angelegenheiten“ verstanden. Ich möchte im Folgenden den Fokus verschieben und stattdessen dafür plädieren, dass ein Begriff von Öffentlichkeit vor allem auf Aspekte von Ungleichheit abstellen sollte. Ausschluss und Marginalisierung – im öffentlichen Raum, im Diskurs und im öffentlichen Leben – und die Folgen dieses Ausschlusses scheinen mir zentral für einen Öffentlichkeitsbegriff, der dem gesellschaftstheoretischen Anspruch  gerecht werden will, die durch Widersprüche, Macht und Herrschaft geprägte gesellschaftliche Ordnung der Moderne zu verstehen. (mehr …)

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Die Sprengkraft öffentlichen Trauerns: Antigone und das Zentrum für politische Schönheit

Der Hashtag #dietotenkommen hat es am vorletzten Sonntag auf Platz eins der deutschen Twitter-Öffentlichkeit geschafft. Die damit verbundene Aktion des „Zentrums für politische Schönheit“ überführte tote Flüchtlinge nach Deutschland, um sie hier zu bestatten, und attackierte mit symbolischen Gräbern die europäische Grenzpolitik. In den Feuilletons verschwand der Leser in einer moralischen Nebelwolke, in der eine große Frage herum­waberte: Darf man das? Tote ausgraben und verschicken und sich dabei auch noch selbst so inszenieren? Hinter der Antwort steht dann allzu oft die Kritik oder Verteidigung der aktuellen Grenzpolitik. Allerdings hat niemand die Frage aufgeworfen, wie es in der westlichen Demokratie überhaupt um die Möglichkeit bestellt ist, öffentlich und kollektiv zu trauern. Gibt es eine »Politizität« des Trauerns? (mehr …)

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Konferenz: Laclau-Kolloquium in Paris

Am 26 .und 27. Mai findet in Paris eine äußerst spannende, allerdings wohl franzöische Sprachkenntnisse voraussetzende Konferenz zur Philosophie Ernesto Laclaus statt. Unter dem Titel „Hégémonie, Populisme, Émancipation“ werden unter anderem Judith Butler, Etienne Balibar, Nancy Fraser und Jacques Ranciere Perspektiven auf das Werk von Laclau vostellen. Wer mehr wissen möchte, informiert sich am besten hier auf dem Flyer.

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Breaking (Sonntags-)News: Marx als Hegelianer

Soeben erreicht uns ganz exklusiv die Nachricht, dass auf der großen Berliner Marx-Konferenz „Re-thinking Marx“ – die nächstes Wochenende (20.-22.05) an der Humboldt-Universität stattfindet – zur ohnehin illusteren Sprecherschar (u.a. Wendy Brown, Saskia Sassen, Axel Honneth, Moishe Postone und Étienne Balibar) auch noch Terry Pinkard gestoßen ist. Sein Vortrag ist betitelt „Should Marx Have Been a Hegelian?“ und er fügt sich perfekt ins Line-Up der sonntagabendlichen Endrunde ein.

Sicher ein Highlight an einem ohnehin theorieschweren kommenden Wochenende: Samstag von 18-21 Uhr findet schließlich auch noch in Frankfurt die Diskussion zwischen Judith Butler und Gayatri Chakravorty Spivak unter dem Titel „What is Critique“  statt. Über die neue Konkurrenz politiktheoretischer Veranstaltungen zu großen Samstagsabendshows wird man zwar nochmal nachdenken müssen – aber vielleicht nicht am kommenden Wochenende, da gibt es wirklich zu viel Spannenderes zu erfahren…

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