Kongresssplitter: Solidarität und Widerstand. Ein kleines Wörterbuch 

— Panel 5.A: Shelters for Democracy: Care, Hope, and Solidarity —  

Im Mittelpunkt dieses Panels standen feministische und dekoloniale Formen von Solidarität, die in Abwesenheit von Schutzräumen oder dort, wo Schutzräume in Demokratien unzulänglich sind, Zuflucht bieten sollen: widerständige, solidarische (Aus‑)Übungen einer anderen Demokratie, die Antworten auf sexualisierte und koloniale Gewalt in bestehenden Demokratien hat.  (mehr …)

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Gesellschaftliche Herausforderungen unserer Zeit: Multiple Krisen, politische Bildung und politische Urteilskraft

Den zweiten Beitrag zu unserem Schwerpunkt „Politische Theorie und Politische Bildung“ steuert Waltraud Meints-Stender bei. Den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit sollten politische Theorie und politische Bildung einen pluralitätsbejahenden Politikbegriff entgegensetzen – und dabei die Reflexion auf die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht aus den Augen verlieren.

Krieg in der Ukraine, Corona-Epidemie, Klimakrise, Migrationsbewegungen, wachsende soziale Ungleichheit im globalen Maßstab und die darauf reagierende Renaissance völkisch-nationalistischer Politikprojekte sowie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus stellen die politische Theorie und politische Bildung vor enorme Herausforderungen. Sie nötigen zur Kritik. Sowohl die politische Theorie als auch die politische Bildung bedürfen heute mehr denn je einer Hinwendung zur Wirklichkeit. Sie müssen den autoritären Versuchungen in der Gegenwart ein nicht identitäres, nicht homogenisierendes Verständnis von Politik entgegensetzen, das diese nicht an Gemeinschafts- und Zugehörigkeitspostulate bindet, sondern das Faktum der Pluralität ins Zentrum rückt. Und sie bedürfen gesellschaftstheoretischer Analysen, die es ermöglichen, die sozialen Voraussetzungen der Demokratie in den Blick zu nehmen. Vor diesem Hintergrund sind die folgenden drei Thesen formuliert. (mehr …)

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Tagung (München): „Begriffe – Vernachlässigte Instrumente der Theoriebildung?“

Organisiert von den Sektionen „Politische Soziologie“ und „Soziologische Theorie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie findet am 3./4. März 2022 an der Universität der Bundeswehr München eine (auch für Politischer Theoretiker*innen interessante) Tagung zum Thema „Begriffe – Vernachlässigte Instrumente der Theoriebildung? Ein Aufruf zur Debatte“ statt. Das Programm sowie Informationen zur Anmeldung sind hier zu finden.

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CfP: „Vernachlässigte Werkzeuge der Theoriebildung? Ein Aufruf zur Debatte“ (DGS)

Mit dem Ziel, in der Soziologie eine neue Debatte über Begriffe anzustoßen, laden die DGS-Sektionen Soziologische Theorie und Politische Soziologie zur gemeinsamen Sektionstagung am 3. und 4. März 2022 an die Universität der Bundeswehr München (Präsenzveranstaltung). Hintergrund der von Fabian Anicker (Münster), Jenni Brichzin (München) und Thomas Kern organisierten Tagung ist die Diagnose, dass die Frage nach den Begriffen, mit denen die Soziologie selbst ihre Gegenstände konstituiert, und die Diskussion darüber, wann neue Gedanken neue Begriffe erfordern, an den Rand der Fachdebatte gedrängt scheinen. Impulsvorträge von Eva Barlösius, Clemens Kroneberg und Armin Nassehi sind geplant. Da die Fragen der Tagung auch für politische Theoretiker*innen – auch im Anschluss an die Göttinger Sektionstagunghochrelevant bleiben, teilen wir hier gerne die Information, dass Abstracts (bis 350 Worte) bis zum 1. November 2021 an begriffe@gmx.de gesendet werden können. Den vollständigen Call mit weiteren organisatorischen Informationen und inhaltlichen Impulsen gibt es hier und hier.

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Tagungsbericht zur Göttinger DVPW-Sektionstagung: „Politische Grundbegriffe im 21. Jahrhundert“

Begriffe lassen sich als ein Fangnetz verbildlichen, das über die Wirklichkeit ausgeworfen wird, um ihre Phänomene verstandesmäßig ergreifen zu können. Ebenso wie beim Fischfang, bestimmt auch die ‚Maschenöffnung‘ des Begriffs darüber, wie groß die Gesamtheit der wesentlichen Merkmale ist, die in ihm zu einer gedanklichen Einheit zusammengeführt, mithin also von ihm ‚eingefangen‘ und ergriffen werden können. Es gehört zu den Aufgaben der Politischen Theorie und Ideengeschichte, erstens eben jene Begriffs-Netze selbst zu knüpfen oder diskursgeschichtlich zu rekonstruieren und für die Interpretation des Politischen sowie für die Konstruktion seiner Wirklichkeit zu erforschen und zweitens bereits geknüpfte Begriffs-Netze hinsichtlich ihrer Funktionsfähigkeit und Relevanz kritisch zu überprüfen. Ganz im Zeichen dieser komplexen Aufgaben stand auch die vom Arbeitsbereich Politische Theorie und Ideengeschichte der Georg-August-Universität Göttingen organisierte Tagung „Politische Grundbegriffe im 21. Jahrhundert“ Anfang Juni 2021. Ihr Ziel war es, „den besonderen Status von politischen Grundbegriffen sowie ihren Wandel im 21. Jahrhundert mit seinen spezifischen Herausforderungen zu untersuchen.“

Im Zentrum dieses Berichts steht die Frage, inwiefern die Tagung diesem ambitionierten Ziel gerecht geworden ist oder, in Anbetracht ihrer Gliederung, überhaupt gerecht werden konnte. Dabei dient die von Michael Freeden in seiner Keynote eingeführte analytische Differenzierung von Grundbegriffen der politischen Realität und Grundbegriffen der Politischen Theorie zur grundlegenden Strukturierung der Diskussion, kann sie doch als Minimalbedingung verstanden werden, um das Denken über Begriffe und mit Begriffen überhaupt adäquat durchführen zu können. Darauf wird weiter unten noch genauer einzugehen sein.  (mehr …)

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(Neu) Anfangen, Regieren, Bewegen – eine begriffliche und theoretische Annäherung

Ein Bedürfnis nach Neuanfang beschleicht uns dieser Tage auf zweifache Weise. Zum einen das Bedürfnis neu anzufangen, oder vielmehr: überhaupt erst einmal anfangen, drängende Dinge, dringendes Denken (wieder) in Bewegung zu setzen; zum anderen das Bedürfnis, einige Dinge und Denkweisen von ihrer rasanten Bahn auf das Schlechte, auf das Zuvermeidende abzulenken und die Dinge (wieder) zu einem Guten hin zu lenken. So formuliert, deutet sich in dem Bedürfnis, Dinge neu anzufangen, das zarte, aber fruchtbare Band einer noch unbestimmten Verknüpfung an: Anfangen, Bewegen, Lenken und Regieren gehören begrifflich und empirisch zusammen. Inwiefern aber sind das Anfangen und der Anfang von etwas mit Bewegung und Veränderungen verbunden? Wie lassen sich Lenken und Regieren in Bezug zur Bewegung – sowohl zum In-Bewegung-Setzen als auch zum Lenken von Bewegung – verstehen? Und schließlich: wie lassen sich Anfangen und Regieren zusammendenken?

Der Beitrag versucht einige wichtige Dimensionen der begrifflichen Verbindungen von Anfangen, Regieren und Bewegung zu beleuchten, um sie für eine systematische Diskussion von (Neu)Anfängen in der politischen Theorie und Philosophie aufzubereiten. Dazu erweist sich zunächst ein Rückgriff auf die Begriffsbestimmung von „Anfang“ bei Aristoteles als hilfreich. Interessanterweise sind sowohl bei Aristoteles, aber auch bei Foucault, wie in einem zweiten Schritt aufgezeigt werden soll, Anfangen, Regierung und Bewegung verbunden. Indem Aristoteles‘ begriffliche Bestimmung mit Foucaults historischer Analyse von Regierung und Regierungskunst zusammengeführt wird, kann schließlich ein Fragenkatalog für eine mögliche politische Theorie des Anfangens als Theorie der Regierungskunst gewonnen werden. (mehr …)

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Schuldig im Sinne der Anklage. Eine Erwiderung auf Jörg Scheller

In einem Beitrag, der unter dem Titel Die falsche Anklage: Es ist kein Privileg, ein Weißer zu sein. Eine dringend notwendige Begriffsklärung am 02.07. im Streit-Ressort der ZEIT erschienen ist, setzt sich der Züricher Kunsthistoriker Jörg Scheller kritisch mit der gegenwärtig grassierenden Verwendung des Begriffs des Privilegs im Zuge feministischer (MeToo) und antirassistischer (Black Lives Matter) Bewegungen auseinander. Scheller beklagt, dass „die nobel tönende Vokabel“ in den sozialen Medien und in journalistischen Meinungsstücken als Kampfbegriff missbraucht werde, um diejenigen mundtot zu machen, die im gesellschaftlichen Wettbewerb vergleichsweise gut dastehen. Ihre ehrlich erarbeiteten oder glücklich (rechtlich oder biologisch) ererbten Vorteile würden durch die Bezeichnung als Privileg als Produkt einer unfairen, hierarchisch gesteuerten Verteilung desavouiert, was der eigentlichen Bedeutung des Begriffs als rechtlicher Bevorzugung zuwiderlaufe.

Schellers Beitrag ist der kasuistische Versuch, der Kritik an der strukturellen Benachteiligung von Frauen und People of Color durch eine künstlich verengte Lesart des Privilegienbegriffs den Wind aus den Segeln zu nehmen. Er scheitert jedoch an den methodischen Schwächen der vorgetragenen Begriffsanalyse und der Naivität der normativen Prämisse, dass nur formale Diskriminierungen mit liberalen Werten unvereinbar seien.

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Tagung: „Begriffe – Theorien – Kritik“ in Augsburg

Die Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Augsburg veranstaltet am 20. und 21. September eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „Begriffe – Theorien – Kritik“.  Die Tagung möchte  NachwuchswissenschaftlerInnen die Gelegenheit geben, Gemeinsamkeiten, Differenzen und Grenzen unterschiedlicher theoretischer Ansätze wie auch verschiedener Denk- und Forschungstraditionen zu diskutieren. Um Anmeldung bis zum 15. September wird gebeten; das Programm und weitere Informationen findet Ihr hier.

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