Tagungsbericht: Neues aus Biopolis! Biomedizin zwischen Deutungskampf und Differenz

Mit Hilfe der jüngeren biomedizinischen Forschung und ihrer Anwendungen ist es heute möglich, Erbgut mit der ‚Genschere‘ zurechtzuschneiden oder Haut- zu Eizellen und schlagenden Herzen in der Petrischale heranzuzüchten. Angesichts dieser ‚revolutionären‘ Entwicklung offenbart sich, dass die Regulierungsmühen einer policy-orientierten Politikwissenschaft mitunter zu kurz greifen. Denn die Biomedizin wirft Reflexionsfragen auf, die nur noch konstruktivistisch beantwortet werden können: Wie wird die Biomedizin gesellschaftlich konstruiert? Und wie konstruiert Biomedizin die Gesellschaft? Die Verschiebung von ontologischen Was- zu epistemologischen Wie-Fragen weitet Politik auf ein gesamtgesellschaftliches Format aus, sodass Biomedizin nicht als bloßes regulatorisches Objekt, sondern selbst genuin politisch erscheint, insofern sie Entscheidungen über (künftiges) kollektives Zusammenleben vorwegnimmt und entsprechend umkämpft ist. Unter der Fragestellung Neues aus Biopolis? konfrontierte die Tagung der DVPW-Themengruppe Konstruktivistische Theorien der Politik, welche Helene Gerhards und Kathrin Braun am 2. und 3. November 2017 an der Universität Duisburg-Essen veranstalteten, diese Politik der Biomedizin mit theoretischen Reflexionen und empirischen Annäherungen. Dabei erwiesen sich zwei Theorieperspektiven als besonders fruchtbar, führten aber zu gegensätzlichen Schlüssen darüber, inwiefern sozialwissenschaftliche Betrachtung sich selbst in der biomedizinischen Gemengelage positionieren soll und kann – was schließlich zum zentralen Streitpunkt der Tagung avancierte. (mehr …)

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