CfP: Jahrestagung des AK Politik und Geschlecht

„Intersektionale und postkolonial-feministische Perspektiven als Instrumente einer politikwissenschaftlichen Macht- und Herrschaftskritik“ – Unter diesem Titel diskutiert der Arbeitskreis Politik und Geschlecht der DVPW am 10. November 2017 an der Universität Duisburg-Essen (Campus Essen) ineinandergreifende Strukturen von Ungleichheit, Macht und Herrschaft. Wer an dieser Jahrestagung des Arbeitskreises aktiv teilnehmen möchte, kann bis zum 31.03.2017 Abstracts von höchstens 250 Wörtern einreichen. Komplette Paper sind bis zum 01.10.2017 fertigzustellen. Mit dem Abstract bitten die Veranstalterinnen auch um eine kurze Rückmeldung, ob eine Betreuung benötigt wird. Der komplette Call findet sich hier sowie nach dem Klick.

 

Arbeitskreis Politik und Geschlecht
in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft

Call for Papers
„Intersektionale und postkolonial-feministische Perspektiven als Instrumente einer politikwissenschaftlichen Macht- und Herrschaftskritik“

Jahrestagung des AK Politik und Geschlecht der DVPW
10. November 2017, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen

Intersektionale und postkolonial-feministische Perspektiven nehmen ineinandergreifende Strukturen von Ungleichheit, Macht und Herrschaft in den Blick. Ein besonderer Fokus liegt auf der kritischen Analyse der Verwobenheiten von hierarchisierten und hierarchisierenden Prozessen gesellschaftlicher Strukturierung und vor allem auf der wechselseitigen Konstitution von Rassismus und Sexismus.

Intersektionalität ist eng mit dem Namen der U.S.-amerikanischen Theoretikerin und Vertreterin der Critical Legal und Critical Race Theory, Kimberlé Crenshaw, verbunden. Crenshaw zeigt für juristische und politaktivistische Kontexte auf, wie die Position Schwarzer Frauen sowohl durch den Bezug auf ihre ‚Gleichheit‘ als auch durch den Bezug auf ihre ‚Differenz‘ zu weißen Frauen und schwarzen Männern marginalisiert wird. Postkolonial-feministische Ansätze untersuchen die Wirkmächtigkeit kolonialer Macht- und Herrschaftsverhältnisse von der Vergangenheit bis in die Gegenwart und legen ein besonderes Augenmerk auf die Interdependenz von Rassismus und Sexismus als koloniales Erbe. Sich kritisch von universalisierenden Perspektiven abgrenzend, hinterfragen sie die Exklusionsmechanismen in der Wissensproduktion und in der politischen Auseinandersetzung, entwickeln aber auch Vorschläge dazu, wie grenzüberschreitende Solidarität und Allianzen möglich sind.

Beide Perspektiven bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für die politik- und sozialwissenschaftlichen feministischen Debatten im deutschsprachigen Raum. Sie sind eng verknüpft, ihre interne Heterogenität hat jedoch auch dazu geführt, dass unterschiedliche disziplinäre Zugänge, vielfältige Theorieorientierungen sowie unterschiedliche Forschungsinteressen ihre Rezeption bestimmen. KritikerInnen bemängeln in diesem Zusammenhang, dass beide Ansätze häufig verkürzt dargestellt werden und ihren politischen Impetus verlieren. Es muss darauf geachtet werden, dass sie in einen produktiven Dialog mit lokaler Wissensproduktion und politischen Interventionen treten, um der Gefahr einer ‚ausschließenden Vereinnahmung’ zu begegnen.

Postkolonial-feministische und intersektionale Ansätze haben jedoch auch die kritische Selbstreflexion der gesamten Breite wissenschaftlicher Praxis vorangetrieben: Von der Kritik am Kanon der sozialwissenschaftlichen Disziplinen über die Nachwuchsrekrutierung, die Lehr- und Berufungspraxis bis hin zur Kritik an den ausschließenden und Hierarchisierungen reproduzierenden Mechanismen von Forschungspraxis und Wissensproduktion werden vielfältige Aspekte der Wissenspolitik kritisch untersucht. Gerade Intersektionalität wird in diesem Zusammenhang paradoxerweise sowohl als ‚Paradebeispiel‘ für die Kooptation kritischen Wissens für den neoliberalen Umbau der Hochschulen verstanden als auch als wirksames Instrument, um genau diesen Tendenzen zu begegnen. Postkoloniale und dekoloniale Ansätze sind in ähnlicher Weise mit Vorwürfen der depolitisierenden und selektiven Verwendung zur Legitimation von machterhaltender Forschung konfrontiert.

Mit der Tagung soll das Potential intersektionaler und feministisch-postkolonialer Analysen für die politik- und sozialwissenschaftliche Forschung weiter ausgeleuchtet werden. Das Verhältnis zwischen intersektionalen und postkolonial-feministischen Perspektiven und die Relation dieser zum Kanon der politikwissenschaftlichen Forschung sollen konzeptionell, aber auch in Bezug auf die konkrete Wissensbildungs- und Forschungspraxis näher bestimmt werden: Wir freuen uns auf Beiträge, die aufzeigen, wie mit einer oder beiden Perspektiven theoretisch oder empirisch gearbeitet wird und welche forschungspraktischen Schwierigkeiten und Potentiale dabei identifiziert werden.

Wissensproduktion findet nicht nur an der Universität statt; das Wissen, das AktivistInnen in konkreten Kämpfen und in der kritischen Reflexion ihres Aktivismus schaffen, ist im hohen Maße relevant für die Weiterentwicklung von emanzipatorischem Wissen. Daher laden wir AktivistInnen ausdrücklich zur aktiven Teilnahme ein.

Im Zentrum der Tagung stehen der intensive Austausch und die Diskussion. Die angenommenen Beiträge sollen deshalb vorab fertiggestellt und allen Teilnehmenden zugänglich gemacht werden. Nikita Dhawan (Universität Innsbruck) und Birgit Sauer (Universität Wien) haben ihre Teilnahme bereits zugesagt.

Wir bitten um Abstracts von höchstens 250 Wörtern und eine kurze bio-note bis zum 31.03.2017 an akpg@web.de. Die Zusagen erfolgen bis zum 30.5.2017. Um eine vertiefende Diskussion zu
ermöglichen, erbitten wir die kompletten Paper bis zum 1.10.2017. Wir wollen eine Kinderbetreuung organisieren. Um Umfang und Bedarf einschätzen zu können, bitten wir bereits bei Einreichung des Abstracts um eine kurze Rückmeldung, ob eine Betreuung benötigt wird.

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