Etwas Hegel für den Hedge-Fond, oder: was haben die Korporationen mit der Transaktionssteuer zu tun?

Wird es einer neuen Steuer gelingen, dass die Finanzmärkte (wieder?) der Gesellschaft dienen? Die Debatte um die Finanz-Transaktionssteuer ist wieder da, auch wenn der Gegenwind von Seiten der Ökonomie heftig bläst. „Wenn man die Finanzmärkte irgendwie in den Griff kriegen will, dann muss man sie regulieren und nicht besteuern“, äußerte zum Beispiel Thomas Straubhaar vor einiger Zeit. Allerdings ist auch eine Steuer eine Form von Regulierung. Sie verändert Anreize, indem sie bestimmte Handlungsoptionen verteuert. Straubhaars eigener Vorschlag, großen Banken höheres Eigenkapital abzuverlangen, verändert andere Kosten, an anderer Stelle. Die Stellschrauben im Rahmenwerk der Finanzmärkte sollen verändert werden – der Streit geht darum, welche Schrauben am effektivsten sind.

Beide Vorschläge stammen aus dem Instrumentenkasten der Ökonomie, jener Wissenschaft, die Hegel im frühen 19. Jahrhundert als die Suche nach dem „Scheinen der Vernünftigkeit“ in der „Masse von Zufälligkeiten“ beschrieb. Man spürt sein Staunen darüber, dass überhaupt irgendeine Ordnung im freien Markt erkennbar sein solle, in dem die Individuen frei entscheiden können, was sie tun und lassen wollen. Wie können in jenem Reich der „subjektiven Freiheit“ überhaupt allgemeine Gesetze sichtbar werden?

Hegel vergleicht die Ökonomie mit der Astronomie. Die Ökonomie findet Gesetze in der „Masse von Zufälligkeiten“, indem sie die Akteure im Markt wie Körper in einem physikalischen System beschreibt, auf die eine überschaubare Zahl an Kräften wirkt. Ihre Präferenzen werden als gegeben betrachtet und auf wenige Prinzipien reduziert. Die heutigen Erben der klassischen Ökonomie, die Theoretiker der „rational choice“-Schule hantieren mit „Nutzenfunktionen“, die in der Regel eine sehr begrenzte Zahl an Variablen enthalten. Denn sonst bewegt man sich wieder hin zu Hegels „Masse von Zufälligkeiten“ – die Modelle laufen Gefahr, unübersichtlich zu werden. Besser, man hält so viel wie möglich konstant.

Mit dieser Methodik geht ein bestimmtes Modell von Verhaltenssteuerung einher. Was in den Menschen vor sich geht, wird als gegeben betrachtet, also muss das Rahmenwerk sich ändern, wenn am Ende ein anderes Ergebnis stehen soll. Damit sind wir zurück bei der Debatte Transaktionssteuer oder Eigenkapitalerhöhung: der Rahmen muss sich ändern, nur wie? Davon abgesehen, dass die beiden Instrumente sich überhaupt nicht ausschließen: Das Bild gleicht dem jener Flipperautomaten, in denen Kügelchen von äußeren Hindernissen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Oder, um eine Metapher zu verwenden, die schon im 18. Jahrhundert von Denkern wie Daniel Defoe oder Adam Smith verwendet wurde: durch die richtigen Staudämme muss das Wasser dahingeleitet werden, wo es zum Wohle der Gesellschaft hin soll.

So weit, so gut – die partielle Gültigkeit dieses Denkmodells soll gar nicht bestritten werden. Aber der Schönheitsfehler liegt darin, dass dieses Bild uns alle schizophren macht und in zwei verschiedene Persönlichkeiten aufteilt. Denn in einer Demokratie sind die Individuen, die reguliert werden sollen, und diejenigen, die die Regeln setzen, eigentlich identisch. Aber: als Person, die innerhalb der Regeln agiert, darf jeder gerne seinen Nutzen maximieren. Als Personen dagegen, die die Regeln setzen, soll man, bitteschön, das Gemeinwohl im Blick haben. Es passt gut in dieses Denken, dass politische Wahlen in vielen Ländern an Sonntagen stattfinden. Am Wochenende kann ich nachdenken über die Gesellschaft und meine Rolle in ihr, und mache gelegentlich mein Kreuzchen bei einer Wahl, natürlich in bestem staatsbürgerlichem Ethos. Unter der Woche dagegen bin ich ein Rädchen in der ökonomischen Maschine und verfolge gnadenlos meine wirtschaftlichen Interessen. Nur: ein politisches Ethos entsteht nicht von selbst. Es braucht Zeit, sich zu entwickeln, und vielleicht braucht es auch so etwas wie eine praktische Einübung. Dass wir alle gut Rousseau’sche „citoyens“ sind, aber nur am Wochenende, ist ein psychologisch wie soziologisch unplausibles Bild.

Hier lohnt sich der Blick zurück auf Hegel, und insbesondere die Ausführungen zur „bürgerlichen Gesellschaft“ in seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts. Auch Hegel erkannte die Notwendigkeit einer guten Rahmenordnung, die die richtigen Anreize setzt – dafür ist bei ihm die Institution der „Polizei“ zuständig. Aber er sah darüber hinaus, dass die Ökonomie eine wesentliche Frage unbeantwortet lässt: woher kommen eigentlich die konkreten Präferenzen der Individuen? Um diese Frage zu beantworten, setzt Hegel die Brille des Soziologen auf – und sieht, dass es das soziale Umfeld ist, das die Menschen prägt. Insbesondere der soziale Raum, in dem sie ihre tägliche Arbeit verrichten, hat großen Einfluss auf ihren Charakter. Hier sieht Hegel den zweiten Ansatzpunkt für die Domestizierung des Marktes, den er im seinem Begriff der „Korporationen“ fasst, der Vereinigungen derjenigen, die im gleichen Beruf arbeiten. Strukturell sind es die Orte, an denen die wirtschaftlichen Präferenzen der Menschen gebildet werden – dort treffen sie auf diejenigen, die an ähnlichen Dingen arbeiten, erhalten Anerkennung für ihre Leistung, und können sich in der Selbstverwaltung engagieren. Der Clou an Hegels Vorstellung ist, dass dort der Samen gelegt wird für das staatsbürgerliche Ethos: in der gegenseitigen Unterstützung und der Einigung auf gemeinsame Ziele lernen die Einzelnen, was es heißt, mit anderen zu leben und gemeinsam über die Regeln des Zusammenlebens nachzudenken.

Herrscht im beruflichen Miteinander nicht schon ein gewisses Ethos vor, dann kann sich staatsbürgerliches Ethos kaum entwickeln. Und: den Markt „in den Griff“ zu kriegen ist für Hegel – und Denker in seiner Nachfolge, z.B. Emil Durkheim oder jüngst Axel Honneth –ohne diese zweite Säule undenkbar. Beides ist nötig: die „Polizei“, die mitsamt der Rechtsprechung den äußerlichen Rahmen bereitstellt, und die „Korporationen“, die die Wirtschaftsbürger darin anleiten, über ihre individuellen Egoismen hinauszuwachsen.

Die Frage nach derartigen Vereinigungen und dem in ihnen herrschenden beruflichen Ethos scheint heute relevanter denn je. Aufgrund ihrer Bedeutung für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung muss sich besonders die Finanzbranche gefallen lassen, dass diese Frage an sie gestellt wird. Die Berichte Betroffener – zuletzt der spektakuläre Abschiedsbrief Greg Smiths an Goldman Sachs, aber auch sozialwissenschaftliche Untersuchungen (z.B. hier) – zeichnen ein ziemlich düsteres Bild vom dort herrschenden Ethos. Wenn es stimmt, dass zur Bändigung des Marktes immer beides nötig ist, die externe Kontrolle und die Mentalität der in ihm Tätigen, müssen Veränderungen auch hier ansetzen.

Wäre es denkbar, dass hier ein Kulturwandel einsetzt, und – wieder? – ein Ethos entsteht, das sich im Dienste der Gesellschaft sieht? Eines, in dem sich Anerkennung nicht nach der Höhe der eigenen Boni, sondern am Mehrwert für die Gesellschaft bemisst? In der Pflicht sind diejenigen, die in der jeweiligen Branche Verantwortung tragen, die als Vorbilder fungieren, über Karrieren entscheiden und das Klima in den Unternehmen prägen. Sie haben die Möglichkeit, langfristig etwas zu verändern. Denn klar ist auch: die Kulturen, die in Firmen und Branchen vorherrschen, ändern sich nicht von heute auf morgen. Aber das ist kein Grund, nicht auf Veränderungen zu pochen – ganz im Gegenteil!

 

Lisa Herzog ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich der Philosophie der Universität St. Gallen. Im September 2011 hat sie ihre Promotion mit dem Titel „Inventing the Market – Smith, Hegel and Political Theory“ an der Universität Oxford abgeschlossen.

7 Kommentare zu “Etwas Hegel für den Hedge-Fond, oder: was haben die Korporationen mit der Transaktionssteuer zu tun?

  1. Sehr schöner Artikel, vielen Dank! Nur wie kann es zu den Veränderungen kommen? Welche Verantwortung trägt da der/die Einzelne und / oder die Gesellschaft, zielt das nicht ab auf eine Art Erziehung zum Ethos? (und wie könnte die aussehen?), ich denke dabei vor allem an den Schlusspart deines Textes: „Wäre es denkbar, dass hier ein Kulturwandel einsetzt, und – wieder? – ein Ethos entsteht, das sich im Dienste der Gesellschaft sieht?…. die Kulturen, die in Firmen und Branchen vorherrschen, ändern sich nicht von heute auf morgen. Aber das ist kein Grund, nicht auf Veränderungen zu pochen – ganz im Gegenteil!“…., Wenn man Hegel kommunitaristisch liest, dann könnte das für mehr Staat und weniger Freiheit sprechen… Das sind echte Fragen, keine bloße Kritik, ich bin also wirklich an deiner Einschätzung dazu interessiert 🙂

  2. Hallo Susanne, danke für Deinen Kommentar! Nein, ich glaube, die Möglichkeiten des Staates sind verhältnismäßig begrenzt – zum einen, weil er kein Hegelianischer Staat ist (und das ist vermutlich besser so), zum anderen, weil er letztlich immer in erster Linie über Anreize und Ge- und Verbote agiert. Ich denke eher an so etwas wie die Zivilgesellschaft – und, was eine bislang in der ganzen Diskussion eher unterbelichtete Ressource ist: die Mitarbeiter der Unternehmen selbst, die ebenfalls dazu beitragen können, Veränderungen anzustoßen. Langfristig denke ich, dass wir ein völlig neues Verständnis von Unternehmen und generell komplexen Organisationen brauchen, denn da steckt überall sehr viel Ökonomismus drin, der auf der praktischen Ebene zu problematischen Anreizsetzungen und Entfremdungsgefühlen führt. Das, verbunden mit einem Verständnis von Freiheit, das nicht rein negativ ist, und somit Freiheit auch in der Gebundenheit in sozialen Relationen sehen kann, scheint mir die Richtung zu sein, in die weiterzudenken sich lohnt…

  3. …aber wie kommen wir zu einer solchen veränderten einstellung? indem „ethik“ zum studium obligatorisch dazugehört? (tatsächlich sitzen in meinen bzw. unseren vorlesungen in basel zu den grundlagen der praktischen philosophie auch immer viele wirtschaftsstudierende, die die vorlesung im wahlbereich belegen). oder indem unternehmensmitarbeiterInnen eine weiterbildung in angewandter ethik machen? ich finde den ansatz völlig plausibel, bin aber skeptisch gegenüber soviel idealismus und optimismus.

  4. Die Frage ist, ob wir Alternativen haben… Aber mal andersherum: offenbar war es sehr gut möglich, neoklassische Ideen über das Wirtschaftsstudium und ein paar (letztlich eine Handvoll) einflussreiche öffentliche Intellektuelle und Politikberater unglaublich wirkmächtig werden zu lassen. Man könnte sagen, dass das deshalb so gut funktioniert hat, weil es das Eigeninteresse der Individuen bedient – aber das stimmt nur bedingt, weil Geld alleine bekanntlich gar nicht so glücklich macht, und gerade die ständige Maximierung psychologisch eher problematisch ist (Stichwort work-life-balance u.s.w.). Insofern halte ich es für durchaus möglich, dass hier ein Mentalitätswandel auch in die andere Richtung möglich ist. Es gibt einige Studien dazu, dass ein Wirtschaftsstudium die Leute egoistischer machen und ihr Menschenbild zum negativen verändern würde – aber nur, wenn sie einseitig mit rational choice vollgepumpt werden, nicht, wenn sie z.B. Wirtschaftsgeschichte lernen.
    Das heißt nicht, dass Reformen auf anderen Ebenen nicht auch nötig sind – aber die Managerausbildung ist definitiv wichtig, und es tut sich auch einiges (vgl. z.B. hier: http://50plus20.org/).

  5. Der Beitrag ist interessant, weil er Fragen aufwirft, die in der öffentlichen Debatte eigentlich seit gut einem Jahr immer weniger zu vernehmen sind. Zwischen 2009 und 2011 gab es zumindest so etwas wie eine neue „Krisenliteratur“ und im Wissenschaftsbetrieb hielt der Gedanke Einzug, dass die Auswirkungen des Finanzmarktkapitalismus nicht allein ein organisationstheoretisches Ergebnis sei, sondern handgreifliche Auswirkungen auch auf die eigenen Handlungsbedingungen als Professor oder wissenschaftlicher Mitarbeiter mit sich bringen. Gleichwohl ist aus der – zum Teil nur als alte Empörung vorgetragenen – Verwunderung nicht viel geworden, was die Frage aufwirft, wie a) ernsthaft vorgetragen diese Verwunderungen waren, wie b) analytisch stichhaltig diese Verwunderung war und wie c) relevant gesellschaftspolitische Kommentare der Wissenschaft sind.

    Alle drei Fragen lassen sich relativ ernüchternd mit einem „schwach“ etikettieren und wie auch hier im Blog zu erkennen ist, besteht eigentlich kein grundlegendes Interesse überhaupt Fragen anzudiskutieren die über den eigenen kurzfristigen und affektiven Horizont hinausreichen. Insoweit könnte man sagen, haben „die Neoliberalen“ ganze Arbeit geleistet. Aber natürlich wäre das eine krude Vereinfachung; und auch die oben im Text aufgemachte Differenz von wissenschaftlicher Ideenbildung (man kann auch von Ideologie sprechen) und deren Umsetzung im Alltag durch wissenschaftlich geschulte Manager etc. scheint mir so nicht haltbar, weil sie von dem Gedanken lebt, dass Wissen oder nur Aussagesätze irgendeine Relevanz für praktisches Tun hätten. Das scheint mir aber bei der Betrachtung von immer mehr „Krisenliteratur“, „Äußerungen zum Zeitgeschehen“ und sonstigen „Diagnosen“ sehr fragwürdig. Stichhaltiger bleibt m.E. die soziologische Analyse der Wissensverbreitung, wonach jene eben genau das gesellschaftlich funktionale Wissen vorhalten, das sie in bestimmten Positionen (z.B. als Funktionselite einer Volkswirtschaft) benötigen.

    Die darüber hinaus gehende reflexive Beschäftigung mit gesellschaftlichen Fragen sehe ich seit mehreren Jahrzehnten nicht nur aus den Hörsälen verbannt, sondern im Alltag völlig untergegangen. Wo sie bestehen geblieben ist, dort wirkt sie teils als esoterische Binnenmoral oder Community-Geist fort, deren bloße Existenz schon beim „gemeinen Mann“ Achselzucken und Befremden erzeugen. Ich würde ferner hinzufügen, dass das im Kern eine ökonomische Debatte ist: dass der Neoliberalismus oder bestimmte neoklassische und monetaristische Prinzipien Eingang in die Regierungspraxis gefunden haben (und damit zunächst gar nicht als ideologische Botschaften auch von Wissenschaftlern vertrieben worden sind) hat seine Konsequenz im Scheitern keynesianischer Globalsteuerung im Staatsinterventionismus der an sich unregierbaren und als zunehmend unregierbar verstandenen Wohlfahrtsstaaten des Westens. Gepaart mit der Entwicklung des Weltmarktes und der Ausdehnung von Kapitalströmen haben sich die Überlegungen der nur nationalen Steuerung des Wirtschaftslebens erschöpft, ohne das eine neue Idee entstanden wäre, wie grundsätlich mit der Frage „Kapitalismus für immer?“ umzugehen sei. Vom Wachstumsfetisch hat man ja seit der Krise genauso wenig gelassen, wie grundlegende Verbote von Hedge-Fonds, Beteiligungsgesellschaft, Zweckgesellschaften, Kreditverbriefungen, Ausfallversicherungen, Währungsspekulationen, Nahrungsmittelspekualationen und den sonstigen technischen „Massenvernichtungswaffen“ (Warren Buffet) der Finanzindustrie umzugehen sei.

    Man muss sich demnach der Frage stellen, was „Systemrelevanz“ der Finanzindustrie im Kapitalismus eigentlich meint. Wenn dann der grundlegende Widerspruch zwischen einem wohl verträglichen Leben aller (ich vermisse hier überhaupt die philosophische Frage nach dem „guten Leben“!) mit der nur technokratischen und bürokratischen Immanenz des Kapitalismus diskutiert ist, ließen sich auch relativ schnell allerhand absurde Studiengänge abschaffen und Kreativitäts- und vor allem Zeitpotenziale für jene Tätigkeiten freisetzen, die heute nicht nur durch falsche Studiengänge, sondern durch eine völlig überflüssige „Krisendiskussion“ enstanden ist.

  6. Noch ein Eintrag: Was mir zutreffend erscheint, das ist der Rekurs auf die Frage, wie überhaupt Konsens oder Einsicht innerhalb einer arbeitsteiligen Gesellschaft gebildet wird und wie weit dieser Konsens das praktische Tun der Menschen anleiten kann. Dennoch ist Hegel mit seiner Vorstellung einer gesellschaftlichen Hierarchie der Bedürfnisse über diesen Punkt hinaus, wenn er anerkennt, dass die bürgerliche Gesellschaft (die er noch als ständische Gesellschaft meint, nicht als postsäkular diversifizierte Stratfikation von Partikularinteressen) über Ihre eigenen Vorstellungen sich hinwegsetzt und damit selbst negiert. Das „System der Bedürfnisse“ zeigt eine prinzipielle Entfremdung zwischen Arbeit und Interaktion an, da Arbeit eben nicht mehr als moralisch begründende, integrierende Kraft wirken kann, sondern sich darauf beschränkt, Menschen an abstrakte Funktionen zu knüpfen. Die Weiterentwicklung vom Industrialismus des Frühkapitalismus zur vermachteteten Gesellschaft der Konzerne und Staatsapparate lässt für einen reflexiven Konsens, der sich in Arbeit widerspiegelt gar keinen Raum mehr, was nicht allein die auf Anonymität berufhende Arbeitsteilung begründet, sondern die zunehmende Vereinseitigung des Denkens und Handelns unter abstrakten Profitkriterien. Diese verwüstete Landschaft ist ja erst der Hintergrund, der Adorno und Horkheimer mehr als einhundert Jahre nach Hegel die „Dialektik der Aufklärung“ schreiben lässt, und die ausmalt, welche Seelenlandschaft eine Gesellschaft der Individuen benötigt, um weiterhin zu funktionieren, also welcher „Kitt“ in Form von Populärkultur eingegossen werden muss, um zumindest das Bild von Gesellschaft zu konstruieren, das im Arbeitsprozess schon „ver-arbeitet“ worden ist.

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